Deutscher Familienbischof: Homosexuelle nicht verletzen

„Homosexualität als Sünde darzustellen, ist verletzend“, sagte der Dresdner Bischof Heiner Koch am Wochenende. Zugleich bedauerte er die teils „abwegige Vorstellungen vom kirchlichen Sexualitätsverständnis“.

Die Kirche brauche „eine andere Sprache, wenn es um Homosexuelle geht“, so der Leiter der Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) sagte er im Interview mit der Oldenburger „Nordwest-Zeitung“. Um zu Lösungen zu kommen, sei vor allem ein gutes Miteinander vor Ort in den Pfarren wichtig, sowie Gespräch und Austausch statt „Thesen in Zeitungen“.

Der deutsche Familienbischof und Bischof von Dresden Heiner Koch

APA/EPA/Oliver Berg

Bischof Heiner Koch

„Geistige und sexuelle Liebe gehören zusammen“

Der Bischof hob hervor, dass nach katholischer Lehre „geistige und sexuelle Liebe unbedingt zusammengehören“. „Leider gelingt es uns oft nicht, das rüberzubringen“, räumte er zugleich ein. Er bedauerte „abwegige Vorstellungen vom kirchlichen Sexualitätsverständnis“.

Koch äußerte sich in dem Interview auch zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Das Thema steht bei der dieswöchigen DBK-Frühjahrsvollversammlung in Hildesheim auf der Tagesordnung. „Die Frage ist, ob wir Gläubige, die geschieden und wiederverheiratet sind und über eine tiefe Frömmigkeit verfügen, unter bestimmten Bedingungen zur Eucharistie zulassen können“, so der Bischof: „Das könnte zum Beispiel nach einem langen Gespräch mit dem Beichtvater erfolgen.“

Dem Ruf nach Reformen Gehör schenken

Die Deutsche Bischofskonferenz will dem Ruf der Katholiken nach Reformen Gehör schenken, ihre Lehre aber nicht leichtfertig über Bord werfen. „Es geht um die Kernfrage, wie gehen wir mit Lebenssituationen um, die nicht mehr 100 Prozent dem entsprechen, was die Menschen sich gewünscht haben, und der Lehre der Kirche entspricht“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Montag zum Auftakt der Frühjahrstagung des kirchlichen Führungsgremiums in Hildesheim.

Kardinal Reinhard Marx

APA/EPA/L'Osservatore Romano/ Handout

Kardinal Reinhard Marx

Für eine Grundsatzkonferenz des Vatikans zu einer Modernisierung des katholischen Familienbildes erarbeiten die Theologen aus den 27 deutschen Bistümern in Hildesheim eine gemeinsame Position. Die Bischofskonferenz wolle mit einer möglichst einmütigen deutschen Position in die weiteren Beratungen im Herbst nach Rom gehen, sagte Marx. Über Grundsatzfragen könne nicht mit einfacher Mehrheit entschieden werden.

Der nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals 2010 gestartete Dialogprozess der Amtskirche mit dem Kirchenvolk, der in diesem Jahr abgeschlossen wird, dürfe nicht folgenlos bleiben, so Marx. Ergebnisse dieses Nachhorchens an der Basis, wobei auch der Ruf nach Reformen zum Ausdruck kam, müssten festgehalten werden, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

religion.ORF.at/KAP/KNA/dpa

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