Ehefrau: Saudischem Blogger Badawi droht Enthauptung

Die Ehefrau des regimekritischen saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi hat die Medien informiert, dass ihrem Mann möglicherweise wegen Abfalls vom Islam die Todesstrafe droht.

In dem schriftlichen Statement von Ensaf Haidar, das der APA vorliegt, weist sie zudem darauf hin, dass die Akte wieder jenem Richter zugewiesen wurde, der zehn Jahre Haft und Peitschenhiebe gegen Badawi verhängt hatte.

„Der Richter ist gegen Raif eingestellt. Er hatte bereits zweimal gefordert, dass Raif wegen Apostasie angeklagt wird.“ Im Falle einer Verurteilung wegen Glaubensabfall drohe Badawi die Todesstrafe durch Enthauptung, heißt es in dem Text, der im Namen der ganzen Familie Badawi verbreitet wurde.

Familie Badawis besorgt

„Wir haben ernsthafte Gründe zu glauben, dass derselbe Richter erneut (...) für eine Anklage wegen Abfalls vom Islam plädieren wird“, so die besorgte Familie weiter. Zum Zeitpunkt der Urteilssprechung hatte der einfache Strafrichter noch keine Befugnis, die Todesstrafe zu verhängen. Denn solche Urteile waren bisher nur den höheren Gerichten vorbehalten. Doch nach der Gesetzesnovelle des Obersten Rechtsrates vom 19. September 2014 darf auch das einfache Strafgericht Todesurteile aussprechen.

Ensaf Haidar, Ehefrau des saudischen Bloggers Raif Badawi

APA/EPA/Cole Burston

Ensaf Haidar

In einer groß angelegten Offensive trat die Familie Badawi, allen voran seine Ehefrau, an die Medien heran und bat darum, möglichst viel über das Schicksal ihres Mannes zu berichten. Zudem wurden auch westliche Politiker, darunter aus Österreich und Deutschland, kontaktiert, um beim saudischen Regime eine Freilassung Badawis zu fordern.

Internationale Beachtung

Einer der Fürsprecher Badawis will diese Woche der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sein. Er wird am Samstag, begleitet von einer großen deutschen Wirtschaftsdelegation, zu einem deutsch-saudischen Wirtschaftsgipfel nach Saudi-Arabien reisen. Dort will er sich auf Bitte Haidars für ihren Mann einsetzen.

Schon seit mehr als zwei Monaten befasst sich die internationale Presse mit dem Fall Badawi. In Österreich etwa verschärfte der Fall des Bloggers die Debatte um den Fortbestand des umstrittenen König-Abdullah-Zentrums für interreligiösen Dialog. Kritiker fordern seitdem beständig die Schließung des von den Saudis initiierten und finanzierten Dialogzentrums. Mittlerweile liegt die Akte Badawis wegen ihrer politischen Dimension sogar auf dem Tisch des neuen saudischen Königs Salman.

Kritik an Religionspolizei

Badawi war im Mai 2014 zu zehn Jahren Haft, 1.000 Stockhieben und einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er in einem Internetforum den Islam beleidigt haben soll. 50 Stockhiebe hat er Anfang Jänner erhalten, die weiteren Tranchen wurden „aus gesundheitlichen Gründen“ bisher immer wieder verschoben.

Der 31-jährige Aktivist hatte auf seiner Website Liberal Saudi Network wiederholt die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung der in dem wahhabitischen Königreich vorherrschenden strengen Auslegung des Islam kritisiert. „Sobald ein Denker seine Ideen offenlegt, wird er mit Hunderten Fatwas konfrontiert, nur weil er es gewagt hat, ein geheiligtes Thema aufzugreifen“, hieß es in einem der Blogeinträge.

religion.ORF.at/APA

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