Bischofskonferenz berät über Familiensynode

Die Österreichische Bischofskonferenz hat am Montag ihre Frühjahrsvollversammlung begonnen. Bei dem Treffen, das erstmals in Deutschland stattfindet, geht es unter anderem um die Familiensynode im Oktober im Vatikan.

Die viertägigen Beratungen stehen unter dem Vorsitz von Kardinal Christoph Schönborn. Im Zuge der bei jeder Vollversammlung vorgesehenen Gespräche über aktuelle Themen in Kirche und Gesellschaft sollen zudem die Situation verfolgter Christen und der Genozid an armenischen und syrischen Christen vor 100 Jahren zur Sprache kommen, berichtete der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, im Vorfeld der Tagung gegenüber Kathpress. Laut Schipka beraten die Bischöfe auch über Fragen nach dem Beschluss des umstrittenen Fortpflanzungsmedizingesetzes und rund um das Lebensende.

Zum ersten Mal in Deutschland

Eine Premiere für die österreichischen Bischöfe ist der Tagungsort: Mit dem zur Vorarlberger Abtei Wettingen-Mehrerau gehörenden Schloss Maurach in Uhldingen-Mühlhofen am Bodensee findet die Vollversammlung nämlich zum ersten Mal in Deutschland statt. Die Österreichische Bischofskonferenz hält ihre Frühjahrsvollversammlung stets außerhalb der Erzdiözesen Wien und Salzburg ab. Erstmals tagt sie heuer auf Einladung des Abts von Mehrerau, Anselm van der Linde, in der zu dem Vorarlberger Zisterzienserkloster gehörenden Niederlassung auf der deutschen Seite des Bodensees.

Die bei Bregenz gelegene Abtei Wettingen-Mehrerau hat den kirchenrechtlich besonderen Status einer Territorialabtei und untersteht somit direkt dem Heiligen Stuhl. Ihr jeweiliger Abt ist in seiner Jurisdiktion einem Diözesanbischof vergleichbar und aufgrund dieser Stellung automatisch Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz. Eine zweite „Premiere“ betrifft die Diözese Graz-Seckau: Sie wird diesmal aufgrund der Emeritierung von Bischof Egon Kapellari durch ihren Diözesanadministrator Heinrich Schnuderl vertreten.

Gottesdienst in Wallfahrtsbasilika Birnau

Der erste Tag der Bischofskonferenz stand ganz im Zeichen des außergewöhnlichen Ortes. So besuchten die Bischöfe am Montagnachmittag auf Einladung der Landesregierung von Baden-Württemberg Schloss Salem. Beim dortigen Empfang der Landesregierung trafen die österreichischen Bischöfe mit Verantwortungsträgern der katholischen und evangelischen Kirche sowie der Politik in Baden-Württemberg zusammen.

Am Dienstagabend feiertenn die Bischöfe einen festlichen Gottesdienst in der Wallfahrtsbasilika Birnau, zu dem die Gläubigen eingeladen waren. Hauptzelebrant war Kardinal Schönborn. Die Predigt hielt der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng. Die Vollversammlung der Bischofskonferenz endet am Donnerstag. Über die Ergebnisse wird Kardinal Schönborn in einer Pressekonferenz am Freitagvormittag in Wien informieren.

Von Wettingen nach Mehrerau

Der Name der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau ist Ausdruck einer bewegten Geschichte mit verschiedenen Bezügen zum Bodenseeraum: Am Beginn stand 1227 die Gründung eines Zisterzienserklosters in Wettingen im Schweizer Kanton Aargau. Das Ordensleben im damalige Kloster mit Namen „Maris Stella“ („Meeresstern“) begann mit einem Abt sowie zwölf Zisterziensermönchen aus dem Kloster Salem am Bodensee.

Das Bregenzer Kloster Mehrerau

APA/Dietmar Stiplovsek

Das Bregenzer Kloster Mehrerau

Eine Zäsur brachte der 28. Jänner 1841. Durch das Erstarken liberaler Kräfte im Kanton Aargau kam es zu einer Welle von Klosteraufhebungen, der auch Wettingen zum Opfer fiel. Die vertriebenen Mönche entschlossen sich nach kurzen Aufenthalten in Buonas und Werthenstein dazu, nach Vorarlberg auszuwandern, wo sie am 8. Juni 1854 die Reste der 1806 aufgehobenen Benediktinerabtei Mehrerau durch Kauf erwerben konnten.

Bewegte Geschichte

Von da an beginnt ein neuerlicher Aufschwung der Abtei. Gleich im ersten Jahr wird eine Lateinschule eröffnet, aus der später das Collegium Bernardi mit Gymnasium, Handelsschule und Internat für Jungen heranwächst. Da die Barockkirche der Benediktiner 1808 abgebrochen worden war, errichten die Zisterzienser ein neuromanisches Gotteshaus.

Weil der Konvent immer größer wird, können in der Folge von der Mehrerau aus ehemalige Zisterzienserabteien wieder erworben und besiedelt werden: 1888 Marienstatt im Westerwald (Deutschland), 1898 Sittich in Krain (Slowenien), 1939 Hauterive in Freiburg (Schweiz). 1919 erwirbt das Kloster die auf der deutschen Seite des Bodensees gelegene Wallfahrtskirche Birnau sowie das benachbarte Schloss Maurach und errichtet dort ein Priorat.

Die historische Dimension des Klosters zeigt sich im Titel seines Vorstehers, der „Abt von Wettingen und Prior von Mehrerau“ lautet. Die Leitung des Konvents liegt derzeit bei Anselm van der Linde (44), der am 30. Januar 2009 als Nachfolger von Kassian Lauterer zum 53. Abt von Wettingen und 10. Prior auf der Mehrerau gewählt und in dieser Funktion am 18. Februar von Papst Benedikt XVI. bestätigt wurde. Er fungiert zugleich als Abtpräses der nach dem Ersten Weltkrieg approbierten Mehrerauer Zisterzienserkongregation mit über 20 Klöstern in Österreich, Schweiz, Deutschland, Slowenien und den USA.

In die Medien kam das Kloster Mehrerau Anfang 2012, als zwei ehemalige Internatsschüler des Klosters beim Landesgericht Feldkirch eine zivilrechtliche Klage wegen Missbrauchs einbrachten - mehr dazu in Missbrauch in Mehrerau: OGH sieht keine Verjährung.

religion.ORF.at/KAP

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