Oslo: Bischöfe weisen Betrugsvorwurf zurück

Die katholische Bischofskonferenz für Nordeuropa hat den Betrugsvorwurf bei der Registrierung von Gläubigen in Oslo zurückgewiesen. Die falsche Zählung sei kein Vorsatz gewesen und betreffe lediglich 4.000 Menschen.

„Das alles wird gut untersucht werden, und es wird sich erweisen, dass kein Vorsatz vorlag“, sagte der Vorsitzender der katholische Bischofskonferenz für Nordeuropa (Conferentia Episcopalis Scandiae/CES) Bischof Anders Arborelius von Stockholm am Mittwoch gegenüber der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA.

Ein Image-Schaden sei dennoch zu befürchten. „Eine katholikenkritische Haltung hat in unseren protestantisch geprägten Ländern eine Tradition. Etwas von diesen Dingen wird sicher haften bleiben.“ Der Kirche wird vorgeworfen, Einwanderer aus mehrheitlich katholischen Ländern ohne ihr Wissen als Katholiken registriert zu haben, um auf diese Weise höhere Zuschüsse des Staates zu erhalten.

Schaden in Millionenhöhe?

Betroffen sind nach Angaben der norwegischen Zeitung „Vart Land“ bis zu 67.000 Menschen, die ohne ihr Wissen als Katholiken registriert worden sein sollen. Die katholische Kirche hätte sich dadurch unrechtmäßig Mehreinnahmen von rund 50 Millionen Norwegischen Kronen (5,83 Millionen Euro) erschlichen. Doch nun wehrt sich die Bischofskonferenz gegen die Betrugsvorwürfe. CES-Generalsekretärin Anna Mirijam Kaschner verwies auf falsche Zahlen, die über die Medien verbreitet würden. Dort werde stets von 67.000 falsch registrierten Mitgliedern gesprochen und von mehr als fünf Millionen Euro, die die Kirche unrechtmäßig erhalten habe.

Diese 67.000 „wären sämtliche Personen, die von 2010 bis 2014 überhaupt registriert wurden“. Davon falle aber nur ein kleiner Teil unter die Falschregistrierungen. Kaschner berichtete von übervollen Kirchen an Sonntagen. All diese Menschen seien real. Der Bischof der norwegischen Prälatur Tromsö, Berislav Grgic, sagte der KNA, mit Stand Ende Jänner seien auf Nachfrage von den genannten 67.000 rund 4.000 in Wahrheit nicht katholisch gewesen. Viele hätten auch erklärt: „Wir sind katholisch, aber wir wollen nicht offiziell registriert werden.“

Registrierung hürdenreich

CES-Vorsitzender Arborelius verwies auf die großen Schwierigkeiten aller Religionsgemeinschaften in Skandinavien, ihre Mitglieder ordentlich zu registrieren. Gerade in Oslo kämen viele Menschen aus aller Welt an, darunter sehr viele Flüchtlinge. „Von den Behörden erfahren wir nicht, wer katholisch ist“, so Arborelius. Die Kontaktaufnahme in den ersten Monaten sei entscheidend. „Für uns ist es lebenswichtig, unsere Glaubensgenossen zu finden - sonst können wir sie nicht pastoral betreuen und ihnen helfen“, sagte Arborelius.

Die Bischofskonferenz forderte die staatlichen Behörden auf, den Religionsgemeinschaften aktiv bei der Registrierung zu helfen. So könnte der Staat seine Registrierungsinstrumente zur Verfügung stellen, etwa die Flüchtlingsregister. Allerdings, so Arborelius, werde Religion in Skandinavien traditionell „als Privatsache betrachtet“; man wolle die Menschen dazu nicht amtlich befragen: „Bei uns in Schweden sagen manche, es gebe 100.000 Muslime; andere sagen 500.000. Man weiß es einfach nicht.“

religion.ORF.at/KAP

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