Papst besucht am Samstag Neapel und Scampia

Papst Franziskus begibt sich erneut in eine Region Italiens, die stark vom organisierten Verbrechen beeinflusst ist. Er bezeugt damit seine Nähe zu Personen, die sich der Kriminalität widersetzen.

Nach dem vom Vatikan veröffentlichten Programm wird Franziskus um acht Uhr im Helikopter zunächst am Marienheiligtum nahe der antiken Ausgrabungsstätte von Pompeji. Das dortige 1876 bis 1901 errichtete Heiligtum ist eine der größten der Gottesmutter geweihten Kirchen Italiens. Danach besucht der Pontifex die Camorra-Hochburg Scampia im Norden der Stadt. Vor den Hochhaussiedlungen des Vororts trifft er mit der Bevölkerung sowie Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammen und hält eine Rede.

Treffen mit Häftlingen, Priestern, Jugendlichen und Kranken

Um 11 Uhr feiert Franziskus eine Messe auf der Piazza Plebiscito im Herzen der Vesuvstadt. Danach besucht er ein Gefängnis im Stadtteil Poggioreale und isst mit Gefangenen zu Mittag. Um 15 Uhr steht eine Begegnung mit Priestern der Erzdiözese im Dom von Neapel an. Anschließend trifft Franziskus in der Basilika Gesu Nuovo mit Kranken zusammen. Um 17 Uhr ist ein Treffen mit Jugendlichen auf der Uferstraße Caracciolo geplant. Danach fliegt der Papst zurück in den Vatikan.

Der Papst aus Südamerika scheint Italien mehr am Herzen zu liegen als seinen europäischen Vorgängern. Die italienischen Reiseziele offenbaren Franziskus’ Vorliebe für Randgebiete: Im Juli 2013 besuchte er Flüchtlinge auf der Mittelmeerinsel Lampedusa, dann sprach er auf der von Arbeitslosigkeit geplagten Insel Sardinien.

Mit der süditalienischen Region Kalabrien und der Provinzstadt Caserta nördlich von Neapel reiste er im Sommer 2014 in arme Regionen des Landes, die im Würgegriff des organisierten Verbrechens stehen. Im Juli 2014 besuchte er auch die von starker Abwanderung geprägte süditalienische Region Molise.

Päpste im Kampf gegen die Mafia

Bei seinem Besuch in Kalabrien im vergangenen Juni sprach der Papst zum ersten Mal ausdrücklich von einer Exkommunikation der Mafiosi. Unklar blieb allerdings, wie diese Aussage genau zu verstehen ist. Denn das geltende katholische Kirchenrecht kennt eine Exkommunikation von Gruppen nicht. Möglich wäre demnach nur eine Exkommunikation von Einzelpersonen aufgrund bestimmter schwerwiegender Delikte. Vieles spricht dafür, dass der Papst ein deutliches Signal setzen, nicht aber das Kirchenrecht ändern wollte.

Auch Benedikt XVI. und Johannes Paul II. ließen es nicht an klaren Worten gegenüber dem organisierten Verbrechen in Italien fehlen. Die berühmteste Kampfansage an die Mafia war die Rede von Johannes Paul II. 1993 im Tal der Tempel von Agrigent auf Sizilien: „Mafiosi bekehrt euch. Der Tag des Gerichts wird kommen, an dem ihr für eure Missetaten Rechenschaft ablegen müsst“, schrie er damals. Benedikt XVI. hatte 2010 in Palermo klargestellt, dass die Mafia „unvereinbar mit dem Evangelium ist“.

religion.ORF.at/APA