Unerlaubte Weihe: Piusbrüder kritisieren Williamson

Den lefebvrianischen Piusbrüdern geht das Handeln ihres Ex-Mitglieds, des Holocaust-leugnenden Bischofs Richard Williamson, zu weit. Williamson hatte am Donnerstag illegal einen Bischof geweiht.

Nach katholischem Kirchenrecht ist die Weihe von Jean-Michel Faure zum Bischof zwar unerlaubt, aber trotzdem gültig. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) verurteilte die Tat von Bischofs Richard Williamson. In einer am späten Donnerstagabend in der Schweiz veröffentlichten Erklärung verlautbarte die Gemeinschaft, dass sowohl Williamson als auch der von ihm geweihte Jean-Michel Faure schon seit geraumer Zeit nicht mehr Mitglieder der FSSPX seien - und zwar „wegen ihrer massiven Kritik an jeglicher Beziehung mit den römischen Autoritäten“.

Widerstand gegen Rom

Die vom Vatikan nicht anerkannten Piusbrüder bedauern, „dass dieser Geist des Widerstandes schlussendlich zu dieser Bischofsweihe führte“. Alle Erklärungen von Williamson und Faure bewiesen „zur Genüge, dass sie, außer auf rein rhetorischer Ebene, die römischen Autoritäten nicht mehr anerkennen“.

Der ultra-lefebvrianische Bischof Richard Williamson hatte nach Angaben von lefebvrianischen Internet-Blogs am Donnerstag den 73-jährigen Franzosen Jean-Michel Faure zum Bischof geweiht. Die Weihe fand im Benediktinerkloster Santa Cruz im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro statt. In einem in dem Blog „Non possumus“ publizierten Interview kündigte Faure an, sich in Frankreich niederlassen und in der Nähe der traditionalistischen Dominikanergemeinschaft von Avrille ein Priesterseminar eröffnen zu wollen.

Richard Williamson

Reuters/Luke MacGregor

Bischof Richard Williamson - seine eigene Weihe zum Bischof war auch umstritten.

Automatisch ex-kommuniziert

Mit einer Bischofsweihe ohne Genehmigung des Papstes zieht sich Williamson nach katholischem Kirchenrecht automatisch die Exkommunikation zu. 1988 hatten sich Lefebvre und die vier von ihm geweihten Bischöfe, darunter Williamson und der derzeitige Generalobere Bernhard Fellay, selbst exkommuniziert. Als Versöhnungsgeste hob Papst Benedikt XVI. (2005-2013) die Tatstrafe 2009 auf, um mit der Piusbruderschaft über eine Rückkehr zur Kircheneinheit verhandeln zu können.

Williamson sabotierte die Einigungsbemühungen und veröffentlichte interne Dokumente im Internet, obwohl Vatikan und FSSPX Stillschweigen über die theologischen Verhandlungen vereinbart hatten. Fellay beklagte damals, er werde von den eigenen Leuten hintergangen. Im Oktober 2012 wurde Williamson wegen Illoyalität aus der Piusbruderschaft ausgeschlossen.

Einreiseverbot für Holocaust-Leugner

In einem in Bayern geführten TV-Interview hatte Williamson im November 2008 zum wiederholten Mal den Holocaust geleugnet. Nicht sechs Millionen, sondern 300.000 Juden seien von den Nazis ermordet worden. Gaskammern habe es nicht gegeben. Dieses Interview wurde im Jänner 2009 ausgestrahlt, genau an dem Tag, als Benedikt XVI. die Rücknahme der Exkommunikation für die vier Bischöfe der FSSPX verkünden ließ. Internationale Proteste waren die Folge. Williamson lebt seitdem in England. In Deutschland ist ein Urteil wegen Volksverhetzung gegen ihn rechtskräftig. In Argentinien gilt ein Einreiseverbot für ihn.

Annäherung an den Vatikan

Die theologischen Einigungsgespräche zwischen dem Vatikan und der FSSPX verliefen 2012/13 ergebnislos. Die 1988 gegen den ausdrücklichen Willen von Papst Johannes Paul II. durchgeführten Bischofsweihen von Fellay, Williamson und zwei weiteren Pius-Bischöfen sind laut Kirchenrecht unrechtmäßig, aber gültig. Allerdings dürfen sie und die von ihnen Geweihten in der katholischen Kirche keine priesterlichen Funktionen ausüben.

Im September 2014 kam in die seit längerem festgefahrenen Gespräche zwischen der FSSPX und dem Vatikan wieder Bewegung, indem der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, mit FSSPX-Generaloberen Bernard Fellay zusammentraf. Müller und Fellay vereinbarten, „schrittweise und in vernünftigen Zeiträumen auf eine Überwindung der Schwierigkeiten hinzuarbeiten“. Sie hofften auf eine „vollständige Versöhnung“, so der Vatikan. Gegenstand der Unterredung seien „einige doktrinale und kirchenrechtliche Probleme“ gewesen. Das Klima des zweistündigen Gesprächs beschrieb der Vatikan als „herzlich“.

religion.ORF.at/KAP

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