Flugzeugabsturz: Bischöfe thematisieren Leidfrage

Der Flugzeugabsturz in Südfrankreich hat die Predigten der deutschen Bischöfe zum Auftakt der Karwoche geprägt. Auch Kardinal Christoph Schönborn kam in der ORF-„Pressestunde“ auf den Absturz zu sprechen.

„Die schrecklichen Bilder dieses Flugzeugunglücks begleiten uns, die furchtbaren Fantasien und Vorstellungen, was mit einem Menschen los ist, der 150 Menschen in den Tod bringt“, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx am Palmsonntag. Für die Angehörigen der Opfer bedeute das ein „unermessliches Leiden“.

Viele Menschen fragten sich, wie es Trost geben könne angesichts solcher Katastrophen, sagte Marx und fuhr fort: „Nicht, indem wir unsere Aktivitäten verstärken!“ Natürlich müssten Sicherheitsvorkehrungen weiter verbessert werden. „Aber Trost, Heil, Versöhnung, Sühne für diese schreckliche Tat: Die kann niemand von uns leisten, die kann nur dann gedacht werden, wenn Gott alles ins Spiel bringt, was ihm möglich ist, und das ist er selbst.“

„Warum“ ohne Antwort

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte, Leiden und Tod Jesu verpflichteten dazu, „mit den Angehörigen der Opfer zu trauern und Mitleid zu haben, teilzunehmen an ihrem Leid und ihrem Schmerz, an ihren Fragen und ihrer Verzweiflung“. Besonders denke er an die jungen Menschen, die mitten aus dem Leben gerissen worden seien. „Wir finden keine Antwort auf die Frage, warum sie sterben mussten.“ Christen beteten für die Verstorbenen, denen das ewige Leben zuteilwerden solle.

Das Drama des Leidens und des Todes Jesu mache offenbar, dass im Menschen auch die Neigung zum Bösen vorhanden sei, führte der Erzbischof weiter aus. Ebenso könnten Verzweiflung und innere Verwirrung zu schrecklichen Taten führen. „Das Drama der Karwoche ermutigt auch, Hilfe zu suchen bei Menschen und bei Gott, sobald man Krankheit wahrnimmt und verkehrte Neigungen mächtig zu werden drohen“, sagte der Erzbischof mit Blick auf den Kopiloten der Germanwings-Maschine, der nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen an einer schweren seelischen Erkrankung litt.

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sagte, das tragische Unglück des Airbus A320 in Südfrankreich, aber auch das Leiden im Nahen Osten, in Nigeria und anderen Krisengebieten weltweit verwiesen auf die Brüchigkeit irdischen Lebens. „Wenn wir die übergreifende Dimension des Leidens und Sterbens Christi als Durchbruch zu einem beständigen, in Gott verankerten Leben erkennen, wird dem Schmerz der tödliche Stachel genommen, und unser Einsatz, das Leid zu mindern, vehement gestärkt.“

Schönborn: Mitweinen kommt zuerst

Die Osterbotschaft sei für ihn die tiefe Überzeugung: „Es wird alles gut werden“. Stehe man vor einem derart großen Leid wie jenem der Angehörigen, müsse man dies allerdings sehr behutsam sagen. „Die Botschaft bei großem Leid ist zunächst Mitleid. Tränen mit denen, die weinen“, so der Kardinal. Er selbst mache bei Flügen vor dem Abheben immer ein Kreuzzeichen und ein stilles Gebet und nach der Landung ein kurzes Dankgebet, sagte der Kardinal und schloss: „Wir sind in Gottes Hand.“

religion.ORF.at/KAP

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