Zu Ostern und Weihnachten: „Urbi et orbi“

Der päpstliche Segen „urbi et orbi“ gehört zu den bekanntesten Ritualen der römisch-katholischen Kirche. Damit ist nach katholischer Lehre allen, die ihn hören oder sehen und „guten Willens“ sind, ein Sündenablass gewährt.

Die Formel „urbi et orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis) geht auf die alten Römer zurück. Das antike Reichsbewusstsein der Römer setzte die Stadt Rom (urbs) mit dem Erdkreis (orbis) gleich.

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Der Ostergottesdienst 2015 vom Petersplatz und der päpstliche Segen „urbi et orbi“ zum Nachschauen.
Ostergottesdienst und Segen „urbi et orbi“

Der Begriff soll ausdrücken, dass der Papst sowohl Bischof von Rom als auch Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ist. Mit „orbi“ wird kurzerhand die ganze Welt umfasst. Die Kirche fügte die Formel erstmals im 13. Jahrhundert in das offizielle Ritual ein.

In der Gegenwart wird der Segen zu besonderen Anlässen, am Ostersonntag, am Christtag und nach einer Papst-Wahl, erteilt. Er muss vom Papst in seiner Funktion als Bischof von Rom und als Oberhaupt der Weltkirche gespendet werden. Mit päpstlicher Erlaubnis können allerdings auch Kardinäle, Bischöfe und Priester den Segen erteilen.

Papst Franziskus erteilt den Ostersegen "urbi et orbi" im Jahr 2014

APA/EPA/ANSA/Alessandro di Meo

Papst Franziskus erteilt den Ostersegen „urbi et orbi“ (2014)

Vollkommener Sündenablass

Der Segen „urbi et orbi“ ist für alle gläubigen Christen mit einem vollkommenen Sündenablass verbunden. Zu der Zeremonie strömen alljährlich Tausende auf den Petersplatz in Rom. Millionen verfolgen sie weltweit über Radio, Fernsehen und Internet. Der Segen wird gewöhnlich von der Loggia über den Portalen des Petersdoms erteilt, der Benediktionsloggia.

Papst Benedikt erteilt 2005 den Weihnachtssegen "urbi et orbi"

Reuters/Alessandro Bianchi

Papst Benedikt XVI. erteilte den Segen noch in über 60 Sprachen (hier Weihnachten 2005)

Papst Franziskus hatte bei seinem Amtsantritt neue Bräuche eingeführt: Er verzichtete auf die Grüße in verschiedenen Sprachen, wie es bei seinen Vorgängern üblich gewesen war. Seinen Festtagswunsch spricht er auf Italienisch aus. Papst Benedikt XVI. hatte die Grußformel noch in mehr als 60 Sprachen gesprochen.

Segen auch via TV und Web

Die Übertragung im Fernsehen hat auch eine theologische Komponente: Mit dem Segen „urbi et orbi“ ist nach katholischer Lehre allen, die ihn hören oder sehen und „guten Willens“ sind, ein „vollkommener Ablass“ gewährt. Früher war für diesen Gnadenakt, durch den die Sündenstrafen erlassen (nicht aber die Sünden selbst vergeben) werden, die physische Anwesenheit des Empfängers auf dem Platz bzw. in Sichtweite des Spenders notwendig. Seit 1967 kann der Segen auch über Radio, seit 1985 über das Fernsehen und seit 1995 über das Internet gültig empfangen werden.

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