Diözesantag: Miteinander von Christen und Muslimen

„Christen und Muslime“ war das Thema eines Diözesantags, zu dem Diözese Innsbruck, Universität Innsbruck und die Islamische Religionsgemeinde Innsbruck am Montag an die Theologische Fakultät Innsbruck einluden.

Anlass für den „dies facultatis“ war die Feier des Diözesanpatrons Petrus Canisius (1521 bis 1597). Als Vertreter der beiden Religionsgemeinschaften nahmen von christlicher Seite unter anderem Bischof Manfred Scheuer (Innsbruck) und der Referent für Weltreligionen der Österreichischen Bischofskonferenz, Bischof Benno Elbs (Feldkirch), sowie der Senior der evangelischen Kirche Salzburg-Tirol, Lars Müller-Marienburg, teil.

Die Muslime waren vertreten durch den Vorsitzenden der Tiroler Islamischen Religionsgemeinde, Burhan Türkmen, sowie den Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Innsbruck Zekirija Sejdini. Dieser ging in seinem Grußwort auf die vielen Berichte über Zerstörung, Gewalt, Fanatismus und Fundamentalismus im bzw. von Seiten des Islam ein, wie es in einer Aussendung vom Dienstag hieß.

„Große Schritte“ weg von „schädlicher Pest“

Versuche, den Islam als Religion der Gewalt darzustellen, deutete er als Versuche, Religionen insgesamt in Misskredit zu bringen. Gerade auf diesem Hintergrund sei der Dialog nicht leicht. Sejdini würdigte „die großen Schritte“, mit denen die katholische Kirche auf die Muslime zugegangen sei. Habe Petrus Canisius damals noch von echten Christen verlangt, die Lehre der Muslime als „schädliche Pest“ zu meiden, nähre die Dialogbereitschaft der katholischen Kirche heute in ihm die Hoffnung, dass auch der Islam einmal zu ähnlichen Schritten bereit sei.

V. li.: Zekirija Sejdini, Bischof Manfred Scheuer, Bischof Benno Elbs (Feldkirch) und Wolfgang Palaver (Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck)

Diözese Innsbruck/Rosenkranz

V. li.: Zekirija Sejdini, Bischof Manfred Scheuer, Bischof Benno Elbs (Feldkirch) und Wolfgang Palaver (Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck)

Dass die religiöse Vielfalt zu den Fundamenten des Islam gehöre, betonte die islamische Religionswissenschaftlerin Fatima Cavis von der Universität Innsbruck. Entscheidungsfreiheit sei wesentlich für den Islam, so Cavis. Aus verschiedenen Zusammenhängen sei überliefert, dass auch der Prophet Mohammed selbst keinerlei Glaubenszwang ausübte, sondern an der Glaubensfreiheit etwa gegenüber den Juden in der Stadt Medina festhielt.

Religiöse Schranken überwinden

Lars Müller-Marienburg betonte unter Hinweis auf die Stellung der Heiligen Schrift in der evangelischen Kirche den Wert der Freiheit für die evangelische Kirche – die Freiheit zu fragen, aber auch die große Freiheit von Autoritäten, die manchmal auch schwer auszuhalten sei. Für Elisabeth Reiter, Fachreferentin der Diözese Innsbruck für interreligiösen Dialog, ist im Dialog mit anderen Religionen „das Vorbild Jesu wegweisend“. Das zeige sich etwa in der von der Bibel überlieferten Begegnung Jesu mit Zachäus (Lk, 19, 1-10), in der Jesus in seiner Zuwendung gesellschaftliche und religiöse Schranken überwinde, so Reiter.

In ihrem Vortrag über „Religionen zwischen Vertrauen und Gewissheit“ berichtete die katholische Religionspädagogin Martina Kraml (Universität Innsbruck) von ihren Erfahrungen im Rahmen ihrer Tätigkeit der interreligiösen Religionspädagogik. Sie erlebt, wie muslimische Menschen „Vorleistungen in der Gesellschaft erbringen müssen, auf die skeptischen Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft zugehen müssen, den ersten Schritt der Kommunikation machen müssen, die Großmut haben müssen, auf Anschuldigungen und Skepsis mit Gelassenheit zu reagieren“, so Kraml.

Kraml nahm Bezug auf die vielen Perikopen (Abschnitte, Anm.) der Bibel, die Jesus als einen zeigen, der „lebensfeindliche Denkmuster und Räume dekonstruiert, auch wenn sie in religiösen Gewändern daherkommen“. Jesus mache deutlich, „dass die Inanspruchnahme Gottes für die fundamentalistischen Zwecke der Menschen als Blasphemie, als Gotteslästerung, zu werten ist“, sagte die Religionspädagogin.

religion.ORF.at

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