IS bekennt sich zu Anschlag auf Karikaturen-Ausstellung

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu dem Angriff auf eine islamfeindliche Veranstaltung im US-Bundesstaat Texas am Sonntag bekannt. Zwei „Soldaten des Kalifats“ hätten die Attacke verübt, so ein Sprecher.

Über den Radiosender des IS bekannte sich die Terrorgruppe am Dienstag zu dem Anschlag auf eine Ausstellung von Mohammed-Karikaturen. Dort seien „negative Bilder des Propheten Mohammed gezeigt worden“. Zwei Männer hatten am Sonntag vor dem Veranstaltungszentrum in einem Vorort von Dallas das Feuer eröffnet. Dabei verletzten sie einen Wachmann. Polizisten erwiderten das Feuer und töteten die Angreifer. Die Ausstellung in Garland war von der islamfeindlichen Amerikanischen Initiative zur Verteidigung der Freiheit (American Freedom Defense Initiative - AFDI) organisiert worden, an ihr hatte auch der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders teilgenommen.

Ein IS-Kämpfer hatte bereits am Montag verkündet, der Anschlag sei von zwei „IS-Sympathisanten“ verübt worden. Nach Informationen der „Washington Post“ gingen US-Ermittler aber nicht davon aus, dass der Anschlag wirklich von der Miliz gesteuert wurde. IS hatte im vergangenen Sommer weite Gebiete im Irak und in Syrien erobert und ein „Kalifat“ ausgerufen.

Täter und Motive vorerst unbekannt

Der Anschlag ereignete sich Sonntag Abend in einem Veranstaltungszentrum der Stadt. Die Angreifer fuhren demnach mit einem Auto kurz vor Ende der Ausstellung vor das Gebäude und schossen auf einen Wachmann. Bei dem anschließenden Schusswechsel seien sie von Polizisten getötet worden. Die Polizei vermutete offenbar in dem Wagen der Angreifer Sprengsätze und schickte Sprengstoffspezialisten dorthin. Das Veranstaltungszentrum sowie umliegende Geschäfte wurden evakuiert. Die meisten Besucher in dem Gebäude bekamen von dem Anschlag zunächst nichts mit.

Einer der Schützen soll bereits zuvor wegen Terror-Verdachts aufgefallen sein. Zu Identität und Motiv der beiden Männer äußerten sich die Behörden zunächst nicht, ein Zusammenhang mit der Terrormiliz „Islamischer Staat“ wurde nicht ausgeschlossen.

FBI-Ermittler nach einem Schussangriff auf eine Ausstellung, in der auch Mohammed-Karikaturen gezeigt wurden

Reuters/Lara Buckman

Ermittler suchten nach Sprengsätzen - einer der Täter stand unter behördlicher Beobachtung

Kritik im Vorfeld der Veranstaltung

Der Zeitung „The Dallas Morning News“ zufolge hatten Gegner im Vorfeld den Mohammed-Karikaturenwettbewerb als Angriff auf den Islam bezeichnet. Die Veranstalter rechtfertigten sich mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit. Die Organisation tritt landesweit als Islam-Gegner auf. An der Veranstaltung hatte auch der offen islamfeindliche, niederländische Rechtspopulist Geert Wilders teilgenommen.

Der Anschlag ähnelt dem Attentat auf eine Veranstaltung mit einem Mohammed-Karikaturisten in Kopenhagen im Februar, bei dem ein 22-Jähriger Muslim zwei Menschen erschossen hatte. Wenige Wochen zuvor hatten Islamisten Anfang Januar in Paris bei Anschlägen auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt 17 Menschen getötet. Für viele Muslime ist die bildliche Darstellung des Propheten Gotteslästerung. Mohammed-Karikaturen in Medien führten in den vergangenen Jahren wiederholt zu Anschlägen in Europa und zu gewaltsamen Protesten in muslimischen Ländern.

Islamistischer Hintergrund vermutet

Erste Ermittlungen deuteten auf einen islamistischen Hintergrund hin. Nach Informationen des Fernsehsenders ABC handelt es sich bei einem der Angreifer um Elton S. aus dem Bundesstaat Arizona, den die Bundespolizei FBI bereits als Terrorverdächtigen im Visier hatte. Vor fünf Jahren war er den Angaben zufolge verurteilt worden, weil er das FBI über Reisepläne nach Afrika belogen hatte. Allerdings habe es damals keine ausreichenden Beweise gegeben, dass er sich einer Terrorgruppe habe anschließen wollen.

Das FBI geht laut dem ABC-Bericht davon aus, dass S. die Attacke in Garland zuvor im Onlinedienst Twitter angekündigt habe. Polizisten durchsuchten in der Nacht die Wohnung des Verdächtigen in Phoenix. Lokale Fernsehsender in Phoenix berichteten, dass es sich bei dem Komplizen um den Mitbewohner von S. gehandelt haben soll.

Wie das auf die Auswertung islamistischer Internetportale spezialisierte US-Unternehmen Site mitteilte, verkündete ein Kämpfer der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS), der Anschlag sei von zwei IS-Sympathisanten verübt worden. „Zwei unserer Brüder“ hätten das Feuer auf die Karikaturenausstellung in Texas eröffnet, schrieb der Dschihadist Abu Hassain al-Britani, bei dem es sich laut SITE um den Briten Junaid Hussain handelt, auf Twitter.

Zeitung: Kann der Karikaturen-Streit nicht aufhören?

Die liberale dänische Tageszeitung „Politiken“ (Kopenhagen) schreibt am Dienstag nach dem Angriff auf die Ausstellung mit Mohammed-Karikaturen in Texas:

„Kann dieser ewige Streit um die Zeichnungen eines gewissen Propheten nicht bald einmal aufhören? Nein, das kann er nicht. Es gibt immer noch Menschen, die wegen einer Zeichnung töten würden. Sollen die von uns, die zeichnen können, also aufhören, den Propheten zu zeichnen? Wir kennen die Argumente bis zum Erbrechen. Und das tun die Täter auch. (...) Ein Wettbewerb, Mohammed zu zeichnen - das kann zweifellos wie Mobbing wirken. Wenn viele Menschen es provozierend finden, ihren Propheten gezeichnet zu sehen - wieso weitermachen? Aber selbst, wenn es Mobbing ist, gibt es ihnen keinen Freifahrtsschein dafür, zu schießen oder zu töten.“

AFDI „aktive anti-muslimische Gruppe“

Das Southern Poverty Law Center, das rechtsradikale Gruppen in den USA beobachtet, stuft die AFDI als „aktive anti-muslimische Gruppe“ ein. AFDI-Mitbegründerin Pamela Geller geht es ähnlich wie der Pegida-Bewegung in Deutschland nach eigener Aussage darum, eine „Islamisierung“ der USA zu verhindern. Ihre Aktionen richteten sich aber nicht gegen alle Muslime, sondern nur gegen gewalttätige Radikale.

2012 sorgte die AFDI mit einer anti-islamischen Plakataktion für Aufsehen. „In jedem Krieg zwischen dem Zivilisierten und dem Wilden, unterstütze den Zivilisierten“, stand auf Plakaten, die unter anderem in der New Yorker U-Bahn hingen. Zuletzt sorgte die AFDI im September für Empörung, als sie für eine weitere Plakatkampagne ein Foto des von Dschihadisten ermordeten US-Reporters James Foley nutzte. Das Bild zeigte die kniende Geisel nur Momente vor ihrer Enthauptung. Nach Protesten von Foleys Familie zog die AFDI das Bild zurück.

religion.ORF.at/AFP/dpa

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