Missbrauch: Kurienkardinal Pell will sich verteidigen

Kurienkardinal George Pell wird vorgeworfen, dem Opfer eines pädophilen Priesters Schweigegeld geboten zu haben. Nun will sich Pell vor einer australischen Missbrauchskommission verteidigen.

Er sei bereit „per Erklärung, in einer Videoschaltung oder persönlich“ als Zeuge vor dem staatlichen Untersuchungsausschuss in seiner Heimatstadt Ballarat auszusagen, teilte Pell, Chef des Sekretariats für Wirtschaftsangelegenheiten im Vatikan, laut australischen Medien am Mittwoch mit.

Kardinal George Pell

Reuters/Tim Wimborne

George Pell, seit Februar 2014 Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates.

Hintergrund ist die Anschuldigung, Pell habe dem sexuell missbrauchten Neffen eines pädophilen Priesters Geld für dessen Schweigen angeboten. Dies hatte Pell bereits zuvor zurückgewiesen. David Ridsdale, der Neffe des wegen Missbrauchs verurteilten Geistlichen Gerald Ridsdale hatte vor dem Ausschuss ausgesagt, er habe 1993 vor Pell, seinerzeit Weihbischof in Melbourne, entsprechende Vorwürfe gegen seinen Onkel erhoben. Daraufhin habe Pell ihm finanzielle Unterstützung für seine Familie in Aussicht gestellt.

Mehr als 50 Kinder missbraucht

Gerald Ridsdale hatte in zwei Verfahren 1993 und 2006 den sexuellen Missbrauch von rund 40 Jungen und Mädchen gestanden. 2013 bekannte er sich des Missbrauchs in 14 weiteren Fällen für schuldig. Pell hatte Ridsdale 1993 in Ballarat zum Gericht begleitet. Im Dezember 2002 sagte Pell laut australischen Medien, es sei ihm damals nicht bewusst gewesen, wie diese „priesterliche Solidarität“ auf die Opfer des Mannes gewirkt haben müsse.

Pell, 1941 in Ballarat geboren, ist seit Februar 2014 Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates und damit eine Art Finanzminister des Vatikan. Zudem gehört er der von Papst Franziskus eingesetzten Kardinalskommission für eine Reform der römischen Kurie an.

religion.ORF.at/KAP

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