Missbrauchsopfer nennt Kardinal Pell „unhaltbar“

Ein Mitglied der von Papst Franziskus einberufenen Kommission hat im australischen Fernsehen gesagt, Kurienkardinal George Pell sei wegen seiner Rolle im Missbrauchsskandal Australiens „unhaltbar“ im Vatikan.

Um Kurienkardinal George Pell bahnt sich ein Zwist mit der vatikanischen Kinderschutzkommission an. Pell ließ laut dem Sender ABC am Montag erklären, er werde rechtliche Hilfe gegen das Kommissionsmitglied Peter Saunders in Anspruch nehmen.

„Kaltherzig, fast soziopathisch“

Saunders hatte den früheren Erzbischof von Sydney und heutigen Präfekten des vatikanischen Wirtschaftssekretariats als „hart, kaltherzig, fast soziopathisch“ bezeichnet. Der Brite Saunders ist eines von zwei Missbrauchsopfern in dem Gremium, das den Papst im Kampf gegen Missbrauch berät. Pell sei mit mehreren, teils später zurückgezogenen Leugnungen, von Missbrauchsfällen gewusst zu haben, ein „massiver Stachel im Fleisch“ des Papstamtes. Franziskus solle „auf die strengstmögliche Weise gegen ihn vorgehen“ und den Kardinal aus dem Vatikan entfernen. „Ich persönlich denke, dass er unhaltbar ist“, sagte Saunders.

Kardinal George Pell

REUTERS/Tony Gentile

Kurienkardinal George Pell

Ein Sprecher Pells nannte die Anschuldigungen „falsch und irreführend“. Saunders habe sich sein Urteil gebildet, „ohne jemals mit Seiner Eminenz gesprochen zu haben“. Pell sei als Erzbischof von Anfang an „energisch gegen sexuellen Missbrauch von Kindern vorgegangen“ und habe eine unabhängige Untersuchung ermöglicht.

Vorwurf von Schweigegeld-Zahlung

In der vergangenen Woche hatte Kurienkardinal Pell angeboten, sich vor einer australischen Missbrauchskommission persönlich gegen den Vorwurf einer Schweigegeld-Zahlung zu verteidigen. Dabei soll Pell dem sexuell missbrauchten Neffen des später verurteilten pädophilen Priesters Gerald Ridsdale Geld angeboten haben, wenn er seine Anschuldigungen fallenlasse. Diese Darstellung hatte Pell bereits zuvor zurückgewiesen.

Der 73-jährige Pell ist seit Februar 2014 Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates und damit eine Art Finanzminister des Vatikans. Zudem gehört er der von Papst Franziskus eingesetzten Kardinalskommission für eine Reform der römischen Kurie an.

Vatikan nimmt Pell in Schutz

Der Vatikan hat sich vor Kurienkardinal George Pell gestellt. Pells Zurückweisung jüngster Vorwürfe bezeichnete Vatikansprecher Federico Lombardi in einer Erklärung vom Montag als glaubwürdig. Sie verdiene Respekt. Auch in der Vergangenheit habe Pell „immer besonnen und argumentativ auf die Anklagen und Fragen der zuständigen australischen Behörden geantwortet“, sagte der Vatikansprecher.

Die heftigen Angriffe von Saunders seien dessen Privatmeinung und nicht im Namen des Gremiums geschehen, so Lombardi. Die Kommission habe auch gar nicht die Aufgabe, sich zu konkreten Fällen zu äußern.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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