Kardinal: Afrika kann Exodus nicht länger verkraften

Die anhaltenden Flüchtlingsbewegungen aus Afrika hat nach Überzeugung des aus Ghana stammenden Kurienkardinals Peter Turkson gravierende Auswirkungen auf die Herkunftsländer.

„Afrika kann diese demografische Ausblutung nicht länger verkraften“, sagte Turkson, der auch Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden (Iustitia et Pax) ist, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag-Ausgabe). Die vielen jungen Menschen dürften ihrer Heimat nicht verloren gehen.

Flüchtlinge mit „großen Illusionen“

Turkson beklagte, dass sich die meisten Flüchtlinge große Illusionen über ihre Zukunft in Europa machten. „Die wirkliche Geschichte ihrer Wanderschaft wird daheim nie erzählt; über die Erniedrigung und die Schmerzen wird geschwiegen.“ In Afrika müssten realistische Informationen über die Gefahren der Flucht und die Situation in Europa verbreitet werden.

Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson

Reuters/Max Rossi

Kurienkardinal Peter Turkson

Der Kardinal appellierte an die Europäer, die Fluchtursachen in den Heimatländern zu bekämpfen. „Mildtätigkeit ist garantiert keine Lösung. Hier müssen gezielte Aufbauprogramme für die gefährdeten Staaten her, die gleichermaßen Bildung, Ausbildung und demokratisches Regierungshandeln auf allen Ebenen anpacken.“

Ansetzen, wo Wanderung beginnt

Europa selber könne nicht immer mehr Menschen aufnehmen und integrieren. „Wir haben die Krisen in den EU-Ländern von Griechenland bis Frankreich; die Angst vor Überfremdung in der Bevölkerung. Europa muss versuchen, dort anzusetzen, wo die Menschen ihre Wanderung beginnen.“

Mit Blick auf die Kolonialgeschichte sagte der Kardinal, Europa habe sich aus der Verantwortung für seine ehemaligen Kolonien geschlichen. Nur deshalb hätten China und Indien heute so großen Einfluss in Afrika. Zugleich kritisierte der Kurienkardinal die afrikanischen Eliten, die nie gelernt hätten, dass Macht dazu da sei, den Menschen zu dienen. „Die Eliten wollen herrschen um der Macht und des Reichtums willen.“

religion.ORF.at/KAP

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