„Moon-Bewegung“ nun Bekenntnisgemeinschaft

Die als „Moon-Bewegung“ oder „Vereinigungskirche“ bekannte Vereinigungsbewegung ist seit Montag die achte in Österreich staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft.

Mit Wirksamkeit vom 15. Juni 2015 wurde der österreichische Zweig der Vereinigungsbewegung („Holy Spirit Association for the Unification of World Christianity“) offiziell vom Kultusamt registriert. Die Mitglieder der Gemeinschaft, die sich selbst als Kirche bezeichnen, zeigten sich erfreut über den Schritt der Bundesregierung, die Rechtspersönlichkeit einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft zu gewähren, schreibt die Gemeinschaft in einer Aussendung vom Dienstag.

Mit der neu erworbenen Rechtspersönlichkeit erhielt die Bewegung nun eine „staatliche Anerkennung ohne Privilegien“ - das heißt, sie ist im Gegensatz zu gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften keine Körperschaft öffentlichen Rechts. Der Grazer Verfassungsjurist Christian Brünner, der die Antragsprozedur begleitete, wertet die offizielle Registrierung der Vereinigungsbewegung durch das Kultusamt als Zeichen eines pluralistischen Rechtsstaates. „Eines der wichtigsten Grundrechte einer funktionierenden Demokratie, nämlich das Recht auf Religionsfreiheit, wurde hiermit gewährleistet“, so Brünner via Aussendung.

Deckengemälde mit der Lebensgeschichte des Gründers der Vereinigungskirche, Sun Myung Moon, in Deckengemälden, in Gapyeong nahe Seoul (Südkorea)

Reuters/Lee Jae-Won

Deckengemälde mit der Lebensgeschichte des Gründers der Vereinigungskirche, Sun Myung Moon, in Gapyeong nahe Seoul (Südkorea)

Seit 50 Jahren in Österreich aktiv

Die in Südkorea gegründete religiöse Bewegung ist seit Mai 1965 in Österreich aktiv. In der Pionierphase der Bewegung hätten sich „vor allem junge Menschen der Mittelschicht von der Gemeinschaft angezogen gefühlt, da sie in ihr eine inspirierende ethische Weltdeutung und einen idealistischen Aktionismus fanden“, so die Aussendung. „Gelebte Familienwerte sind der Schlüssel zu gesellschaftlichem Wohlstand und Weltfrieden“, so Peter Zöhrer, Oberhaupt der Vereinigungsbewegung in Österreich über die Vision der Bewegung. Moon selbst schuf auch mehrere milliardenschwere Firmen.

Eingetragene Bekenntnisgemeinschaft

Der Status der eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft kann in Österreich durch Antragstellung und Erfüllung bestimmter Auflagen erlangt werden. Unter anderem muss eine Mitgliederzahl von 300 Personen mit Wohnsitz in Österreich vorliegen.

Die „Moon-Bewegung“ ist vor allem durch ihre arrangierten Massenhochzeiten bekannt. Tausende Paare werden dabei im Kollektiv gesegnet. „Die Massenhochzeiten unserer Bewegung setzen ein Zeichen für internationale Versöhnung und kulturelle Vielfalt“, so Zöhrer. Bis zu 30.000 Paare, die sich oft erst wenige Tage zuvor begegnen, geben einander jedes Jahr kollektiv das Ja-Wort - mehr dazu in Südkorea: Moon-Bewegung feierte Massenhochzeit. Wegen Moons Präferenz für interkulturelle und internationale Hochzeiten sprechen sie oft nicht dieselbe Sprache.

Sun Myung Moon

Reuters/Handout

Bekannt ist die Vereinigungsbewegung von Gründer Moon vor allem durch meist arrangierte multikulturelle Massenhochzeiten

„Förderung des spirituellen Fortschritts“

Das derzeitige Oberhaupt der weltweiten Religionsgemeinschaft ist Hak Ja Han Moon, die Ehefrau des verstorbenen Religionsgründers Reverend Sun Myung Moon. Erst im Mai dieses Jahres besuchte Moon die Wien anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung zur Feier des 50-jährigen Bestehens der europäischen Vereinigungsbewegung. Die Mitglieder der Bekenntnisgemeinschaft möchten nach Angaben des österreichischen Zweigs der Bewegung weiterhin „einen pro-aktiven Beitrag zum sozialen Frieden in Österreich leisten“. Der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten liegt demnach in der Förderung des spirituellen Fortschritts der Gesellschaft, der interkulturellen Zusammenarbeit und einem ethischen Bewusstsein zum Wohl der zukünftigen Generationen.

Im Zentrum der Lehre Moons steht eine Interpretation des biblischen Sündenfalls, den der Religionsgründer in zwei Dimensionen teilt. Demnach habe Jesus Christus zwar geistige Erlösung gebracht, durch seinen frühen Tod habe er aber keinen physische Erlösung (durch die Gründung einer idealen Familie) erreicht, erklärte der Religionswissenschaftler Lukas Pokorny anlässlich Moons Tod im Jahr 2012 - mehr dazu in Von der Hölle auf Erden zum himmlischen Frieden. Daher erklärte sich Moon ebenfalls zum Messias und sprach seinen Segen über Tausende Paare.

religion.ORF.at

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