Israel: Brandanschlag auf Brotvermehrungskirche

Auf die Brotvermehrungskirche in Israel ist ein Brandanschlag verübt worden. Es wurde laut Medienberichten ein antichristliches Graffito hinterlassen. Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland reagierte mit Entsetzen.

Zwei Menschen sollen bei dem nächtlichen Feuer leichte Rauchvergiftungen erlitten haben. Der Brand, bei dem Boden und Dach der Kirche schwer beschädigt wurden, sei offenbar an mehreren Stellen ausgebrochen, sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld. Auch ein antichristliches Graffito und der Zeitpunkt des Ausbruchs ließen darauf schließen, dass das Feuer „mit hoher Wahrscheinlichkeit absichtlich gelegt wurde“.

Kirche erinnert an biblisches Wunder

Vize-Außenministerin Chotoveli sagte nach Medienberichten, Israel respektiere die Religionsfreiheit. Sie vertraue auf eine schnelle Aufklärung durch die Polizei. Innenminister Silvan Schalom entschuldigte sich im Namen Israels und versprach, dass sein Ministerium helfen werde, den Schaden in der Kirche zu beheben.

Die Brotvermehrungskirche Tabgha am See Genezareth ist ein wichtiges Ziel für Israel-Pilger. Sie liegt auf einem Gelände, das dem Deutschen Verein vom Heiligen Land gehört. Die Brotvermehrungskirche erinnert an ein biblisches Wunder: Laut Überlieferung soll Jesus Christus hier fünftausend Menschen mit nur zwei Fischen und einem Brot versorgt haben. Die Kirche befindet sich unweit des Ortes, an dem Christus seine Bergpredigt gehalten haben soll.

„Religiöser Fanatismus“ - Deutsche bestürzt

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland haben bestürzt auf den Brandanschlag auf das deutsche Benediktinerkloster Tabgha in Israel reagiert. Die Nachricht habe er mit Schrecken aufgenommen, sagte Woelki, der Präsident des Deutschen Vereins vom Heiligen Land ist, am Donnerstag dem Kölner „domradio“. Die Nachricht „macht mich traurig und ratlos, denn nach allem, was bis jetzt bekannt ist, war der Anschlag durch religiösen Fanatismus motiviert.“

„Meine erste Sorge gilt den Verletzten, ihnen wünsche ich baldige Genesung“, so Woelki. Das Kloster am Ufer des Sees Genezareth, das er erst vor wenigen Monaten besucht habe, sei ein besonderes Zeichen des friedlichen Miteinanders. „Umso erschütternder ist dieser neuerliche Gewaltausbruch“, sagte der Kardinal.

Rabbiner: „Täter beschmutzten Juden“

Entsetzt zeigt sich auch die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland. Diese „verabscheuungswürdige Tat“ sei aufs Schärfste zu verurteilen. „Damit haben die Attentäter das religiöse Selbstverständnis jedes einzelnen Juden beschmutzt“, sagte Rabbiner Julien Chaim Soussan, Mitglied des Vorstandsbeirat der Orthodoxen Rabbinerkonferenz, der sich derzeit gemeinsam mit Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz auf einer Israelreise befindet. „Ein Jude, der anderen aufgrund derer Überzeugungen Gewalt antut, entehrt das Andenken aller jüdischer Opfer“, so der Rabbiner.

Auch der deutsche Botschafter in Israel, Andreas Michaelis, äußerte sich „erschüttert“ und verlangte eine zügige und gründliche Aufklärung. „Es muss sichergestellt werden, dass diese Einrichtungen in Israel, ebenso in Deutschland und Europa, geschützt sind und bleiben“, so Miachaelis.

religion.ORF.at/APA/KAP

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