„Tragödie“: Bischöfe betrauern Tote in US-Kirche

Nachdem ein weißer Mann in einer hauptsächlich von Schwarzen besuchten Kirche im US-Südstaat South Carolina neun Menschen erschossen hat, hat die katholischen Bischofskonferenz in den USA ihre Betroffenheit geäußert.

Vertreter der katholischen Bischofskonferenz in den USA (USCCB) haben sich zu den Morden in einer methodistischen Kirche in Charleston (South Carolina) geäußert. USCCB-Vorsitzender Erzbischof Joseph Kurtz sprach von einer „schrecklichen Tragödie“. Er bete für die Opfer und ihre Familien, sagte Kurtz bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Washington.

Der frühere Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl, bekundete bei der gleichen Veranstaltung ebenfalls Solidarität mit den Betroffenen. „Wir haben die Familien derer, die starben, im Herzen“, sagte Wuerl.

Verbrechen aus Hass

Am Vorabend hatte ein weißer junger Mann, der mittlerweile - wie die Lokalzeitung „The Post and Courier“ berichtet - als der 21-jährige Dylann Roof identifiziert wurde, in der Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston während eines Gottesdienstes das Feuer eröffnet und neun Menschen getötet.

Die Gemeinde wird von Schwarzen besucht. Die Fahndung nach dem Täter dauert an. Charlestons Bürgermeister Joe Riley sagte nach dem Attentat: „Der einzige Grund dafür, dass jemand in eine Kirche geht und Leute erschießt, ist Hass.“ Riley nannte die Tat unfassbar. South Carolinas Gouverneurin Nikki Haley sprach den Angehörigen der Opfer auf Twitter ihr Beileid aus.

Zweiter Anschlag?

In Memphis soll unterdessen am Donnerstagmorgen (Ortseit) ein Unbekannter auf ein ebenfalls von Schwarzen frequentiertes christliches Gemeindehaus geschossen haben. Laut lokalen Medien fand dort gerade eine Chorprobe statt.

Niemand sei verletzt worden. Nach einzelnen Wortmeldungen auf Twitter war unklar, ob es sich um einen Anschlag handelte oder ob die Schüsse vor der Kirche einen anderen Hintergrund hatten.

Rassismus in Gesellschaft und Kirche

Bei ihrer Vollversammlung in St. Louis vor zwei Wochen hatten die US-Bischöfe betont, dass Rassismus ein Übel sei, das „in Gesellschaft und Kirche noch immer anhält“. Erzbischof Kurtz beklagte „die tragischen Ereignisse, in denen Afroamerikaner und andere ihr Leben in Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften verloren haben“.

In der Kleinstadt Ferguson nahe St. Louis war es im August zu anhaltenden Krawallen gekommen, nachdem ein weißer Polizist den 18-jährigen afroamerikanischen Schüler Michael Brown erschossen hatte.

Vermutlich Pfarrer unter den Opfern

Der Gesuchte soll vor der Tat am Mittwochabend (Ortszeit) etwa eine Stunde mit den Menschen zusammengesessen haben, bevor er das Feuer eröffnete. „Das ist eine sehr gefährliche Person“, warnte Polizeichef Gregory Mullen am Donnerstag. Es läuft eine Großfahndung. Es hieß, acht Menschen seien am Tatort gestorben, ein weiterer im Krankenhaus. Bei allen neun Toten handelt es sich um Afroamerikaner.

Einzelheiten zu den Opfern wurden zunächst nicht bekanntgegeben. Clementa Pinckney, demokratischer Senator im Landesparlament und Pfarrer der Gemeinde soll jedenfalls unter den Opfern sein. Er ist Pfarrer an der historischen „Mother Emanuel“-Kirche. Nach Gemeinde-Angaben ist sie das älteste Gotteshaus der Afrikanisch-methodistischen Episkopalkirche (AME) in den Südstaaten.

Erinnerung an Bombenanschlag 1963

Die Kirche ist eine der ältesten und größten schwarzen Gemeinden in der Region um die Südstaatenmetropole Charleston. Ihre Wurzeln reichen bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurück. Zu ihren Gründern gehört ein ehemaliger Sklave, der später wegen eines Aufstandes später hingerichtet wurde.

Das Massaker erinnert viele Amerikaner an einen rassistisch motivierten Bombenanschlag auf eine Kirche im US-Staat Alabama 1963. Damals kamen vier afroamerikanische Mädchen ums Leben. Der Anschlag rüttelte die Bürgerrechtsbewegung in den USA auf.

religion.ORF.at/KAP/APA/dpa