Kritik an Studie „Wirtschaftsfaktor Kirche“

Die Initiative gegen Kirchenprivilegien hat die am Donnerstag von IHS und Joanneum Research präsentierte Studie zur Wertschöpfung der katholischen Kirche als „nicht nachvollziehbar“ bezeichnet.

Zwar komme die Studie auf rund 3,5 Milliarden Steuergeld nur für die katholische Kirche - „eine Zahl, für die wir seinerzeit heftig kritisiert wurden“, sagt der Kirchenfinanzexperte und Autor Christoph Baumgarten. Gemeinsam mit Carsten Frerk hatte er in „Gottes Werk und unser Beitrag“ die Kirchenfinanzen kritisch aufgearbeitet - mehr dazu in Kritiker: Jährlich 3,8 Mrd. Euro an Religionen. „Aber wie das mit ein paar Handgriffen auf einen Nettozuschuss von 130 Mio. Euro kleingerechnet wird, ist schon abenteuerlich“, so Baumgarten laut einer Presseaussendung der Initiative vom Donnerstag.

Zumal hier nicht miteingerechnet werde, „dass zum Beispiel mit den Ordensspitälern teure Krankenhausinfrastruktur mit öffentlichem Geld in einem Land aufrechterhalten wird, in dem es nach allen seriösen Studien ohnehin schon zu viele Spitäler gibt“. Außerdem würden Sozialabgaben und Steuern, „die der Steuerzahler mit den Lehrergehältern in katholischen Privatschulen mitzahlt“, auf einmal zur kirchlichen Wertschöpfung, so Baumgarten. Es gebe außerhalb des öffentlichen Sektors „keinen einzigen, der so stark staatlich subventioniert ist wie die anerkannten Religionsgemeinschaften, speziell die katholische Kirche“, kritisiert die Initiative.

„Kirche kostet Steuerzahler Milliarden“

Allein Religionslehrer, konfessionelle Schulen und theologische Fakultäten kosteten jährlich eine Milliarde, so die Aussendung weiter. Auch mit dem sozialen Engagement der katholischen und der evangelischen Kirche sei es nicht weit her. „Nur zwei Prozent des Caritas-Budgets kommt von der katholischen Kirche“, so Autor Carsten Frerk laut Aussendung.

Das soziale Engagement, das selbst Kirchenkritiker an der Kirche immer noch schätzen, werde also „großteils von den Steuerzahlenden getragen“ und nicht von der Kirche. „In der Studie wird alles zusammengerechnet, was auch nur irgendwie mit Kirche zu tun hat. Kommerziell, nicht kommerziell, alles eins. Quasi jeder Wanderer, der auch nur an Mariazell vorbeigeht, gilt schon als kirchliche Wertschöpfung. Diese Zahlen sind unseriös und nicht nachvollziehbar. Es ist eben eine Auftragsstudie“ so Baumgarten.

„Mensalien“-Vermögen der Bischöfe

Verheimlicht werde außerdem der umfangreiche Besitz der katholischen Bischöfe, die „Mensalien“ - Vermögensgüter zur freien Verwendung, „für welche der Bischof niemandem rechenschaftspflichtig ist“. Die Initiative gegen Kirchenprivilegien veröffentlichte laut ihren Angaben dazu ein umfangreiches Vermögensranking. Angeführt werde dieses „vom Kärntner Bischof Alois Schwarz, der über private Mensalien im Wert von 175 Mio. Euro verfügt. Er befindet sich gemeinsam mit Kardinal Schönborn unter den 100 reichsten Österreicherinnen“, so die Initiative.

Verschwiegen werde auch „der volkswirtschaftliche Schaden, der durch den Missbrauch tausender Kinder durch Kirchenangehörige verursacht wurde“. Für Arbeitsunfähigkeit, Therapien, Frühpensionen etc. sei der Staat zur Kassa gebeten worden. Die Kirche sei „jedenfalls kein Gemeinwohlökonomieprojekt“ sagt Christian Fiala, Sprecher der Initative gegen Kirchenprivilegien.

Joanneum: Steuerprivilegien gering

Franz Prettenthaler, Forschungsgruppenleiter bei Joanneum Research, sagte gegenüber religion.ORF.at, er könne die wiederholt vorgebrachten Vorwürfe seitens der Initiative gegen Kirchenprivilegien nicht nachvollziehen, etwa was Steuerbefreiungen angehe: "Die Kirche zahlt ganz normal Grundsteuer überall dort, wo es sich nicht um ein seelsorgliches Gebäude bzw. eine Kirche selbst handelt. Rechne man diesen Betrag aus, der dem Staat damit entgehe, komme man auf nur 7,5 Mio. Euro im Jahr.

Durch die Absetzbarkeit der Kirchensteuer entgingen dem Staat ungefähr 100 Mio. Euro - eine vergleichsweise niedrige Zahl, wie Prettenthaler findet. Die Rückflüsse an die öffentlichen Haushalte machten schließlich 3,35 Mrd. Euro aus, so der Experte. Bezüglich der Befreiung der Kirche von der Körperschaftssteuer (KÖSt) sagte Prettenthaler, ökonomisch tätige Betriebe der Kirche und Orden seien nicht von der KÖSt befreit. „Die diözesane Verwaltung schon, aber überall, wo es wirtschaftliche Aktivitäten gibt, muss die Körperschaftssteuer gezahlt werden.“

Etwaige Missverständnisse und Fragen würden sich beim Studium der rund 200 Seiten starken Studie sofort klären lassen, betonten die Hauptautoren der Studie, Franz Prettenthaler und Alexander Schnabl, am Donnerstag gegenüber Kathpress, und luden weiters alle Kritiker zum „vertiefenden Gespräch“ über die Ergebnisse ein.

religion.ORF.at

Mehr dazu:

Link: