Papst will in Bolivien Kokablätter probieren

Papst Franziskus will bei seiner Reise nach Bolivien Kokablätter kauen. Das katholische Kirchenoberhaupt habe ausdrücklich danach verlangt, sagte Boliviens Kulturminister Marko Machicao am Sonntag örtlichen Medien.

Papst Franziskus wird sich während seiner Südamerika-Reise vom 8. bis zum 10. Juli in Bolivien aufhalten. Die Blätter des Kokastrauchs sind der Rohstoff für die Herstellung von Kokain. Das Kauen der Blätter hat in Bolivien eine lange Tradition und ist legal. Sie helfen gegen Erschöpfung, Hunger und die Höhenkrankheit. Neben den Alkaloiden, die zu einer Art Rausch führen können, enthält die Kokapflanze auch Vitamine und Kalzium. Für die indigene Bevölkerung in den Anden haben die Kokablätter auch eine spirituelle Bedeutung.

Kokablätter (Peru)

Reuters/Enrique Castro-Mendivil

Kokablätter

Strapaziöse Reise durch Andenländer

Etwas Entspannung wird der Papst auch nötig haben: Großgottesdienste und zahlreiche Treffen mit Vertretern von Kirche, Politik und Gesellschaft erwarten Papst Franziskus bei seiner Südamerika-Reise Anfang Juli. Das geht aus dem Besuchsprogramm hervor, das der Vatikan veröffentlicht hat. Franziskus bereist vom 5. bis 13. Juli die Andenländer Ecuador und Bolivien sowie das von Steppen und Sojaplantagen charakterisierte Paraguay. Gesundheitlich wird die Reise nicht nur wegen der 21 Reden, drei Begrüßungs- und Abschiedszeremonien anstrengend, sondern auch wegen der insgesamt sieben Flüge, die mehrmalige Zeit-, Höhen-und Klimazonenwechsel erfordern.

Am Sonntag (5. Juli) startet der Papst in der Früh aus Rom in die ecuadorianische Hauptstadt Quito. Hier findet um 15.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit) ein feierlicher Empfang mit der ersten Rede des Papstes statt.

Messen und Staatsbesuche

Tags darauf (6. Juli) fliegt Franziskus frühmorgens in die Stadt Guayaquil, wo er um 11.15 Uhr Ortszeit (18.15 Uhr MEZ) in der 2013 fertiggestellten hypermodernen Wallfahrtskirche Santuario Nacional de la Divina Misericordia eine Messe feiert. Er besucht das Jesuitenkolleg und trifft nach seinem Rückflug um 19.00 Uhr Ortszeit (Dienstag 02.00 Uhr MEZ) in Quito mit Staatspräsident Rafael Correa zusammen. Den Tag schließt der Papst mit einem Besuch der Hauptstadt-Kathedrale ab.

Papst Franziskus im Flugzeug

APA/EPA/ANSA/Luca/Zennaro

Franziskus vor anstrengender Anden-Reise

Am Dienstag (7. Juli) ist nach einem Treffen mit Bischöfen die Open-Air-Messe um 10.30 Uhr (17.30 Uhr MEZ) im Parque de Bicentenario von Quito der Hauptprogrammpunkt. Der Nachmittag gehört Begegnungen mit Schülern und Studenten in der Päpstlichen Katholischen Universität Ecuadors, mit Vertretern der ecuadorianischen Gesellschaft in der Franziskus-Kirche und mit jesuitischen Mitbrüdern.

Treffen mit Evo Morales

Das wohl dichteste Programm erwartet Franziskus am Mittwoch, 8. Juli: Nach einem Besuch in ein Altenheim der Mutter-Teresa-Schwestern in Quito trifft er in der Wallfahrtskirche el Quinche um 10.30 Uhr (17.30 Uhr MEZ) Priester, Ordensleute und Seminaristen, bevor er nach Bolivien weiterreist. Dort wird der Papst am auf 4.100 Meter gelegenen Flughafen El Alto von La Paz von Präsident Evo Morales begrüßt, besucht diesen im Regierungspalast, macht auch in der Nuntiatur einen Kurzabstecher und begegnet Vertretern der Politik in der Kathedrale. Noch zuvor gedenkt er der Opfer der Diktatur von 1980/81, doch geht die Reise bereits abends weiter in die tiefer gelegene Wirtschaftsmetropole Santa Cruz.

Ohne Erholung geht es am Donnerstag, 9. Juli, weiter mit einer Messe auf der Plaza de Cristo Redentor (10.00 Uhr bzw. 16.00 Uhr MEZ), dem Treffen im Don-Bosco-Kolleg mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen (16.00 Uhr bzw. 22.00 Uhr MEZ) und der Teilnahme am II. Weltkongress der Volksbewegungen (Movimentos populares; 17.30 Uhr bzw. 23.30 Uhr MEZ) auf dem Ausstellungsgelände der Stadt.

Vor seinem Abflug in Richtung Paraguay am Freitag, 10. Juli, besucht Franziskus noch das Gefängnis Palmasola in Santa Cruz und trifft die Bischöfe des Landes. In seinem dritten und letzten Reiseland steht an diesem Tag nach der obligatorischen Flughafen-Begrüßung nur noch einen Besuch beim Präsidenten und ein Treffen mit Behörden und Diplomaten auf dem Programm.

Besuch bei Marienheiligtum

Der vorletzte volle Lateinamerika-Tag des Papstes beginnt am Samstag, 11. Juli, mit einem Besuch im Kinderkrankenhaus Ninos de Acosta Nu, ehe ein großer Gottesdienst vor dem 40 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Marienheiligtum Caacupe (10.30 Uhr bzw. 16.30 Uhr MEZ) beginnt. Veranstaltungsort für ein Treffen mit Zivilgesellschaftsvertretern ist am Nachmittag das Stadion Leon Condou, jener für die Begegnung mit den Kirchenvertretern die Kathedrale von Asuncion.

Ein Abschluss- und Höhepunkt ist am Sonntag, 12. Juli, um 10.00 Uhr (16.00 Uhr MEZ) die große Freiluftmesse im Nu-Guazu-Park von Asuncion, wobei der Papst zuvor noch das Elendsquartier Banado Norte besucht, das jüngst von schweren Hochwassern getroffen wurde. Auch Begegnungen mit Bewohnern des Stadtviertels in deren Häusern sind vorgesehen. Nach dem Angelus-Gebet folgt ein Treffen mit den Bischöfen und eine letzte Begegnung mit Jugendlichen am Ufer des Costanera-Flusses, eher für 19.00 Uhr Ortszeit (Montag, 01.00 Uhr MEZ) das Flugzeug in Richtung Rom abhebt. Dort landet er am 13. Juli gegen 14.00 Uhr auf dem Flughafen Ciampino.

religion.ORF.at/APA/dpa/KAP