Papst in Ecuador: „Dialog ohne Ausgrenzungen“

Papst Franziskus hat in Ecuador seine Südamerika-Reise mit einem Aufruf zum Dialog begonnen. Das katholische Kirchenoberhaupt traf am Sonntag in Quito ein und wurde von Präsident Rafael Correa empfangen.

„In der Gegenwart können wir im Evangelium die Schlüssel finden, die es uns möglich machen, uns den aktuellen Herausforderungen zu stellen, indem wir die Unterschiede schätzen, den Dialog und die Beteiligung ohne Ausgrenzungen fördern“, sagte der Papst. Er mahnte in seiner Begrüßungsansprache auf dem Flughafen mehr Rechte für indigene Völker ein.

Papst Franziskus ist in Ecuador eingetroffen und wird von tausenden Menschen herzlich begrüßt.

Reuters/Kevin Granja

Tausende Menschen warteten auf die Ankunft des Papstes in Ecuador

Gegen Ungleichheiten

Es sei besonders auf die Schwächsten und die am meisten verletzlichen Minderheiten zu achten. Sie müssten stärker an Fortschritt und Entwicklung teilhaben, so der Papst. Dies sei eine Schuld, die ganz Lateinamerika noch trage, sagte Franziskus, in Anspielung auf Correas Anprangerung der Ungleichheiten in der Region. Ecuadors Präsident hatte die soziale Frage als das Grundproblem Lateinamerikas bezeichnet. Für die Armut in der Region seien „perverse politische, soziale und wirtschaftliche Systeme“ verantwortlich, sagte Correa vor dem Papst.

Er forderte in seiner Rede ein Umdenken in der globalen Wirtschaftspolitik: „Politik und Wirtschaft müssen sich in den Dienst des menschlichen Lebens stellen“, so der Linkspolitiker. Derzeit würden die Märkte von reichen Staaten aus dem Norden dominiert, die überwiegend christlich geprägt seien; sie diktierten die Bedingungen. Zudem äußerte sich Correa in lobenden Worten über die jüngste Umwelt-Enzyklika des Papstes. Er sprach von einer großen Übereinstimmung der Anliegen.

Katholische Bastion

Correa nimmt - etwa beim Thema Abtreibungen - eher konservative katholische Positionen ein. Gleichzeitig kommt es nach Angaben des Hilfswerks Misereor immer wieder zu Spannungen zwischen Staat und Kirche. Etwa bei den Bildungseinrichtungen und Schulen, wenn diese staatliche Vorgaben nicht erfüllen. In Ecuador sind mehr als 13 Millionen der 14,6 Millionen Einwohner getauft. Der Vatikan gibt den Katholikenanteil mit 87,4 Prozent an. Es gibt rund 1250 Pfarreien in Ecuador.

Papst Franziskus ist in Ecuador eingetroffen und wird von tausenden Menschen herzlich begrüßt.

Reuters/Alessandro Bianchi

Ecuadors Präsident Rafael Correa begrüßte Papst Franziskus am Flughafen

Franziskus erwähnte den ecuadorianischen Vulkan Chimborazo als den nächsten Punkt der Erde zu Mond, Sonne und Sterne. Die Kirche werde allgemein mit dem Mond identifiziert, die Sonne mit Jesus. Wenn der Mond sich vor der Sonne verstecke, versinke er in Dunkelheit. Auch die Kirche verliere ihr Licht, wenn sie sich vor der Sonne verberge, warnte er.

Tausende Menschen am Straßenrand

Auf dem 45 Kilometer langen Weg vom Flughafen zur Nuntiatur wechselte der Papst von einem geschlossenen Wagen ins offene Papamobil, um die zahlreichen Menschen am Straßenrand beim Vorbeifahren besser grüßen zu können.

Papst Franziskus ist in Ecuador eingetroffen und wird von tausenden Menschen herzlich begrüßt.

Reuters/Kevin Granja

Auf der Fahrt vom Flughafen nach Quito stieg der Papst in ein offenes Fahrzeug, um die Menschen besser zu begrüßen

Am Montag ist als erster Höhepunkt der neunten Auslandsreise des 78-Jährigen eine Messe in der Pazifikmetropole Guayaquil vorgesehen. Zur Messe am Dienstag in Quito werden bis zu zwei Millionen Menschen erwartet. Der achttägige Besuch in drei Ländern soll Franziskus von Ecuador aus weiter nach Bolivien und Paraguay führen.

Papst Franziskus ist in Ecuador eingetroffen und wird von tausenden Menschen herzlich begrüßt.

Reuters/KGuillermo Granja

Bis zu zwei Millionen Menschen werden zum Papstgottesdienst am Dienstag in Quito erwartet

In Bolivien will er in Santa Cruz de la Sierra eine Messe halten und auch die Haftanstalt Palmasola besuchen, in der knapp 5.000 Häftlinge leben. In Paraguay stehen zwei Messen und ein Jugendtreffen auf dem Programm. Seine Heimat Argentinien besucht der Papst voraussichtlich erst nächstes Jahr nach der Präsidentenwahl. Neben der Staatschefin Cristina Fernandez de Kirchner werden aber in Paraguay zum Papstbesuch mehrere Hunderttausend Argentinier erwartet. Am 13. Juli kehrt Franziskus nach Rom zurück.

religion.ORF.at/APA/dpa

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