20 Jahre Srebrenica - Salzburger Dom trägt Frieden

Eine Kunstinstallation macht den Salzburger Dom ab Samstag zum Schauplatz für Frieden und Versöhnung. Ein großes Porträt der greisen Witwe Hava an der Fassade des Doms erinnert an das Massaker von Srebrenica.

Vor 20 Jahren wurden während des Bosnienkriegs mehr als 8.000 Bosnier zwischen 13 und 78 Jahren von der serbischen Armee unter Ratko Mladic ermordet. Das Massaker von Srebrenica ging als großes Verbrechen und Tragödie in die Geschichte Europas ein. Daran erinnert die christliche Fotokünstlerin Claudia Henzler mit dem großflächigen Porträt der greisen Witwe Hava, das zwei Wochen lang an der Außenfassade des Doms zum Residenzplatz hin zu sehen sein wird.

Lob von Schönborn

Seine Wertschätzung für diese Initiative hat am Donnerstag der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn geäußert. Mit ihrer respektvollen und einfühlsamen Art des Fotografierens sei Claudia Henzler „eine Botschafterin des Dialogs und der Verständigung zwischen den Kulturen und Religionen“.

Die Installation am Salzburger Dom und die kommende - ab 23. Juli - Ausstellung im Alten Rathaus zeigten, wozu der Mensch imstande sei, und regten zum Nachdenken an. „Lassen wir uns von den Bildern ergreifen!“, so Schönborn. „Sie sind Zeugnis und Ausdruck menschlicher Größe und tiefer Humanität“, lobte der Wiener Erzbischof.

Menschsein, 20 Jahre Srebrenica

Claudia Henzler

Das Bild der Witwe Hava von Claudia Henzler

Bild in Srebrenica

Das ausdrucksstarke Schwarzweißbild der heuer im Februar verstorbenen Kriegswitwe Hava am Dom steht nach den Worten Henzlers stellvertretend für das vom Krieg ausgelöste Leid; dasselbe Foto wurde im Riesenformat auf Netzvinyl von der früheren Salzburger Landespolitikerin Doraja Eberle, Gründerin der in Bosnien tätigen humanitären Hilfsorganisation „Bauern helfen Bauern“, übrigens auch nach Srebrenica selbst gebracht - mit dem Ziel, es auch dem offiziellen Gedenken vor Ort anzubringen.

Das zuständige Komitee für den Genozid von Srebrenica habe sich allerdings wegen zu großer „politischer Brisanz“ nicht dazu durchringen können, wie Henzler „Kathpress“ mitteilte. Die Fotografin hatte Eberle 2010 auf einer Bosnienreise begleitet.

Dom eigentlich „unantastbar“

Auch in Salzburg mussten erst etliche bürokratische Hürden überwunden werden, bis es zur Genehmigung einer Kunstinstallation an der „sonst unantastbaren Fassade des Salzburger Doms“ kommen konnte. Die Unterstützung von Dompfarrer Balthasar Sieberer bedurfte erst eines weiteren politischen „Anschubs“, um Baurechtsamt, Denkmalschutzbehörden und Altstadtkommission in Salzburg zum Einlenken zu bringen.

Salzburger Dom

APA/Barbara Gindl

Salzburger Dom

Am 11. Juli findet von 15 bis 18 Uhr auf dem Residenzplatz vor dem Dom eine Gedenkveranstaltung zu 20 Jahre Srebrenica statt - initiiert von der Gemeinschaft bosnischer Vereine, der Plattform für Menschenrechte und dem Friedensbüro Salzburg -, in deren Rahmen das Bild Claudia Henzlers aus Srebrenica präsentiert wird.

Friedensakzent in der Festspielzeit

Henzler will bewusst in der Festspielzeit einen Beitrag für einen „Salzburger Sommer der Solidarität“ leisten, erklärte sie. Die selbst immer wieder in Krisenherden wie Israel, Haiti oder Bosnien-Herzegowina tätige Fotografin schrieb angesichts immer wieder aufflammender Gewalt: „Mein Kunstprojekt widme ich dem Menschsein. Ich verstehe es als Hommage an den Frieden, den wir heute vielleicht mehr denn je brauchen.“

Die gebürtige Deutsche ist gläubige Katholikin und präsentierte 2011 zum Diamantenen Priesterjubiläum von Papst Benedikt XVI. gemeinsam mit weltbekannten Künstlern wie Ennio Morricone, Arvo Pärt, Mario Botta und Oscar Niemeyer ausgewählte Arbeiten im Vatikan. Immer wieder bietet sie Workshops zum Thema „Spiritualität durch die Linse“ an.

religion.ORF.at/KAP