DE - Zentralrat der Muslime: „Islamfeindlichkeit wächst“

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland Aiman Mazyek hat eine wachsende islamfeindliche Stimmung in Deutschland beklagt. Übergriffe und Handgreiflichkeiten gegenüber Muslimen hätten sich gemehrt.

„Es ist üblich geworden so zu tun, als gäbe es nur ein Motiv für Terror, nämlich den Islam“, sagte Mazyek in den „Deutschen Wirtschafts Nachrichten“. Er sagte: „Wir erleben heute ganz deutlich eine Zunahme an Feindseligkeiten und Bedrohungen. Es ist heute für eine junge Frau ein Problem, sich einfach mit Kopftuch auf der Straße zu zeigen. Sie muss damit rechnen, angepöbelt zu werden.“

Muslime in Sorge

Auch an anderer Stelle habe sich der Alltag von Muslimen in Deutschland verändert. „Neunzig Prozent der Muslime fahren, wenn sie sich entscheiden müssen, mit dem Auto und nicht mit der U-Bahn. Man hat Angst vor unangenehmen Begegnungen in der Öffentlichkeit“, schilderte Mazyek.

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland

REUTERS/Fabrizio Bensch

Aiman Mazyek

„Wir Muslime haben gelernt, sehr vorsichtig zu sein und leben in einem Zustand großer Besorgnis. Es gibt Übergriffe, Anfeindungen und Boshaftigkeit. Auch die Zahl der Handgreiflichkeiten nimmt zu“, so der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime.

Kritik an Medien

Mazyek plädiert dafür, etwa in den Medien mehr zu differenzieren. "Wir haben uns angewöhnt, vom Islamischen Staat zu sprechen. Man müsste das mindestens unter Anführungszeichen setzen, oder vom „sogenannten Islamischen Staat" berichten“, sagte er. „Sonst verfestigt sich in den Köpfen die Gleichsetzung von Islam und Terror.“

Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bezog bei einem Empfang in Berlin vergangene Woche zu wachsender Islamfeindlichkeit Stellung: “Es ist offenkundig, dass der Islam inzwischen unzweifelhaft zu Deutschland gehört”. Sie sieht die allermeisten Muslime als rechtschaffene und verfassungstreue Bürgerinnen und Bürger an. Weiters kritisierte sie Übergriffe und Anschläge auf Gläubige und deren Gotteshäuser und stellte diese mit Anschläge auf die Glaubensfreiheit und Demokratie gleich.

religion.ORF.at/dpa

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