Eines der ältesten Koranfragmente gefunden

In der Universität von Birmingham (Großbritannien) ist das möglicherweise älteste Fragment eines Korans aufgetaucht. Die Radiokarbondatierung ergab ein Alter von mindestens 1.370 Jahren, wie die BBC am Mittwoch berichtete.

Die Blätter mit den heiligen islamischen Texten waren vor der Entdeckung seit fast einem Jahrhundert unbemerkt in der Universitätsbibliothek gelegen. Sie waren unidentifiziert zusammen mit anderen Büchern und Dokumenten aus dem Nahen Osten aufbewahrt worden. Sie enthalten die Suren (Abschnitte des Korans) 18 bis 20. Der Experte der British Library für Manuskripte dieser Art, Muhammad Isa Waley, habe anlässlich des Fundes gesagt, diese „aufregende Entdeckung“ werde Muslime „jubeln“ lassen, so die BBC.

Koran-Fragment, Fund der Universität Birmingham

APA/EPA/Birmingham Uiniversity/Handout

Das Koranfragment, das an der Universität Birmingham gefunden wurde

Fund eine „Sensation“

Entdeckt hatte das Dokument ein Doktorand im Zuge seiner Dissertationsforschung. Man entschied sich zu einer genaueren Untersuchung des Manuskripts - mit aufsehenerregenden Ergebnissen. Nicht einmal „in meinen wildesten Träumen“ hätte sie sich so eine Sensation erwartet, sagte die Direktorin für Spezialsammlungen der Universität, Susan Worrall, gegenüber dem britischen TV-Sender - Video dazu in iptv.ORF.at.

Die Tests, die von einer Expertengruppe der Universität Oxford durchgeführt wurden, ergaben, dass die Fragmente, die auf Schaf- und Ziegenhaut geschrieben sind, zu den ältesten überlieferten Texten des Korans überhaupt zählen. Die gefundenen Pergamentrollen sind mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent aus dem Zeitraum von 568 bis 645 n. Chr., also aus der Zeit knapp nach Gründung des Islam durch den Propheten Mohammed (ca. 570 bis 632).

Pergamente aus dem siebenten Jahrhundert

Damit könnte es sehr wohl die älteste erhaltene Abschrift des Korans sein; ganz genau bestimmen lässt sich das aber auch mit der Radiokarbonmethode nicht, die nur einen Zeitraum eingrenzen kann, nicht aber ein genaues Jahr. In den für das Pergament aus Birmingham vorgeschlagenen Zeitraum fallen auch andere Koran-Funde. Doch wenn das Fragment aus dem Jahr 645 stammen sollte, wäre es tatsächlich das älteste Fragment, das je gefunden wurde, wie die BBC schreibt.

Der Koran

Der Koran (arabisch: al-Qur’an) ist die heilige Schrift des Islam. Nach muslimischem Glauben enthält er die wörtliche Offenbarung Allahs an den Propheten Mohammed (570 bis 632). Das Wort Koran geht auf die arabische Wurzel für „lesen“ zurück und bedeutet das „oft zu lesende“ Buch. Es ist eine Hauptquelle des islamischen Gesetzes, der Scharia.

Der Fund könnte Forscher also „zurück in die wenigen Jahre der eigentlichen Gründung des Islams“ führen, sagte David Thomas, Professor für Christentum und Islam, gegenüber der BBC. Der Überlieferung zufolge erhielt Mohammed seine Offenbarungen in den Jahren 610 bis 632, seinem Todesjahr. Es könnte sein, dass das Manuskript von jemandem geschrieben worden sei, der Mohammed selbst predigen hörte, so Thomas.

Ausstellung im Herbst geplant

Der Text ist dem Bericht zufolge in hedschasischer Schrift geschrieben, einer frühen Form des geschriebenen Arabisch. Er datiere wahrscheinlich aus der Zeit der ersten drei Kalifen, sagte Experte Waley. Deren Regentschaft fällt in die Jahre 632 bis 656. Das gefundene Manuskript war Teil der über 3.000 Dokumente umfassenden „Mingana-Sammlung“, die in den 1920er Jahren von dem chaldäischen, aus dem Irak stammenden Priester Alphonse Mingana zusammengetragen wurde. Wie die britische Zeitung „Guardian“ (Onlineausgabe) am Mittwoch berichtete, wird das Fragment im Oktober im Barber Institute of Fine Arts der Universität Birmingham der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

religion.ORF.at

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