Israel: Arabische Schulen solidarisch mit christlichen

Die 48 christlichen Schulen Israels, die sich wegen finanzieller Ungleichbehandlung seit Beginn des neuen Schuljahres in unbefristetem Streik befinden, haben von arabischen Schulen Unterstützung bekommen.

Aus Solidarität mit dem Kampf um Gleichbehandlung blieben die meisten der arabischen Schulen am Montag ebenfalls geschlossen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Montagabend. 450.000 Schüler seien von diesem eintägigen Streik landesweit betroffen gewesen, erklärten Vertreter der arabischen Minderheit und ein Sprecher des israelischen Bildungsministeriums.

Bereits am Tag zuvor hatten mehrere tausend Demonstranten vor dem Amtssitz des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu in Jerusalem gegen die Diskriminierung der Bildungseinrichtungen in christlicher Trägerschaft protestiert - mehr dazu in Israel: Christen demonstrieren für Bildungsgleichheit.

Demonstranten mit Schildern für gleiche Finanzierung christlicher und jüdisch-orthodoxer Schulen

APA/AP/Mahmoud Illean

Die christlichen Schulen in Israel werden auch von Muslimen besucht

Gleichbehandlung mit ultraorthodoxen Schulen gefordert

„Die Regierung hat die öffentlichen Zuschüsse von ehemals zwei Drittel auf nur noch 29 Prozent der Gesamtkosten zurückgefahren“, erklärte der Franziskanerpater Abd-el-Masih Fahim vom christlichen Schulbüro zur Begründung. Die drastischen Kürzungen der Regierung innerhalb weniger Jahre hatte die Schulen in zumeist katholischer Trägerschaft dazu gezwungen, das Schulgeld zu erhöhen.

Der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz im Heiligen Land, Wadie Abu-Nassar, sagte am Rande der Demonstration, die Schulen der ultraorthodoxen Juden hätten den gleichen Rechtsstatus wie die katholischen Schulen: „anerkannt, aber nicht staatlich“. Diese ultraorthodoxen Schulen würden jedoch zu hundert Prozent mit öffentlichen Mitteln finanziert. „Wir verlangen Gleichbehandlung“, so Abu-Nassar.

Aus Angst nicht überall Streiks

Der am 1. September begonnene Streik der christlichen Schulen in Israel ist auf unbestimmte Zeit angesetzt. Von der Schließung betroffen sind 48 Schulen, die von insgesamt 33.000 Schülerinnen und Schülern besucht werden, wobei jeweils die Hälfte davon Christen bzw. Muslime sind. Acht kirchliche Schulen im besetzten Ostteil Jerusalems sind von den Kürzungen ebenfalls betroffen, streiken aber nicht, da sie befürchten, Israel könne als Vergeltung die Passierscheine für die große Zahl ihrer täglich aus dem Westjordanland einreisenden Lehrer verweigern.

Bei achtmonatigen Verhandlungen erörterten die Vertreter der christlichen Schulen und das israelische Bildungsministerium erfolglos mögliche Lösungen. Das Ministerium forderte eine Verstaatlichung der christlichen Schulen, was von diesen jedoch abgelehnt wurde, weil dies nach Ansicht der Trägerorganisationen den ursprünglichen Bildungsauftrag dieser Schulen untergraben und „einen tragischen Schlag für die christliche Präsenz im Heiligen Land“ bedeuten würde.

Bisherige Verhandlungen ergebnislos

Bereits am 27. Mai hatten die christlichen Schulen zu einer Großkundgebung aufgerufen, bei der sie die diskriminierenden Maßnahmen des Ministeriums anprangerten. Im Vorfeld des Scheiterns der Verhandlungen lud der israelische Präsident Reuven Rivlin Vertreter der christlichen Schulen und den Bildungsminister zu Gesprächen ein, bei denen ein weiteres Mal eine Lösung gesucht werden sollte. An dem Krisentreffen bei Präsident Rivlin am 24. August hatten Bildungsminister Naftali Bennett mit seinen leitenden Beamten und Bischof Giacinto-Boulos Marcuzzo als Leiter des Verhandlungskomitees christlicher Schulen mit seinen Beratern teilgenommen.

Präsident Rivlin unterstrich bei dem Treffen die Bedeutung christlicher Schulen in Israel und deren jahrzehntelange „außergewöhnliche Bildungserfahrung“ ; auch Bildungsminister Bennett bekannte sich zum Fortbestand christlicher Schulen in Israel und zu einer Lösung der Finanzierungskrise. Das christliche Schulbüro hatte die Initiative des Präsidenten zunächst begrüßt, sie in einer weiteren Verlautbarung aber als „Zeitverlust“ bezeichnet, um „Proteste zu verhindern“. Der unbefristete Streik soll erst enden, wenn die Forderungen der christlichen Schulen berücksichtigt werden.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Alle christlichen Schulen in Israel im Streik
(religion.ORF.at; 7.9.2015)
-Israel: Christen demonstrieren für Bildungsgleichheit
(religion.ORF.at; 2.9.2017)