Papst verwahrt sich gegen Etikett „Linker“

Papst Franziskus hat sich zum Auftakt seines USA-Besuchs auf dem Flug von Havanna nach Washington vor mitreisenden Journalisten dagegen verwahrt, wegen seiner Wirtschaftskritik als Linker etikettiert zu werden.

Möglicherweise erweckten manche seiner Äußerungen „einen etwas linken Eindruck“, räumte er den Medienvertretern gegenüber ein. Er warnte jedoch vor einer „irrigen Deutung“. „Was das Kommunist- oder Nicht-Kommunist-Sein betrifft: Ich bin sicher, nie etwas gesagt zu haben, was über die Soziallehre der Kirche hinausginge“, sagte Franziskus.

Seine Stellungnahmen zu solchen Themen, auch die Umweltenzyklika „Laudato si“ und seine wiederholte Kritik an einem „Wirtschaftsimperialismus“, seien vollauf durch frühere lehramtliche Äußerungen gedeckt. „Und wenn es nötig ist, dass ich das Glaubensbekenntnis aufsage, kann ich das gerne tun“, sagte der Papst.

„Dinge klar benannt“

Ausdrücklich wies er zurück, mit dem kommunistischen System in Kuba weniger hart ins Gericht zu gehen als mit dem Kapitalismus. „In meinen Reden in Kuba habe ich immer auf die Soziallehre der Kirche verwiesen. Aber die Dinge, die man ändern muss, habe ich klar benannt, nicht verblümt.“

Sendungshinweis

ORF-„Papststudio“ Die Rede des Papstes vor dem US-Kongress ist zu sehen als „Video-on-demand“ in Papst Franziskus vor dem US-Kongress.

Durch die Sendung führen Christoph Riedl-Daser und Andreas Pfeifer. Studiogäste: ORF-Vatikan-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder und Religionssoziologe Paul M. Zulehner. Live-Schaltungen zu ORF-USA-Korrespondentin Hannelore Veit.

Auch seine Einlassungen zu einem „wilden Kapitalismus“ seien inhaltlich nicht über die Lehrschreiben „Evangelii gaudium“ und „Laudato si“ hinausgegangen. Im Übrigen hätten seine Reden in Kuba Predigtcharakter gehabt. Es sei darum gegangen, zu Hoffnung, Dialog und Suche nach Gemeinsamkeiten aufzurufen, so der Papst. Unter anderem hatte Franziskus in Santiago de Cuba im Beisein von Staatspräsident Raul Castro „das Revolutionäre der Zärtlichkeit und der Liebe“ beschworen.

Papst beeindruckte Amerikaner mit Fiat 500L

In Washington sorgte der Papst mit seinem Kleinwagen für Aufsehen. Nach der Ankunft auf dem Militärstützpunkt Andrews Air Force Base bestieg er einen anthrazitfarbenen Fiat 500L, um die halbstündige Strecke zu seinem Quartier in der Vatikan-Botschaft zurückzulegen. „Papst erobert Amerika im Fiat“, titelte die Zeitung „San Diego Union-Tribune“ (Onlineausgabe) am Dienstagabend.

Papst Franziskus in seinem Fiat 500 in Washington

Reuters/Carlos Barria

Papst Franziskus in seinem Fiat 500L in Washington DC

Der britische „Independent“ schrieb, Franziskus bringe „dringend benötigtes italienisches Flair“ in seinen USA-Besuch. Als ungewöhnlich wurde verzeichnet, dass Franziskus sofort nach dem Einsteigen die Seitenfenster herunterfuhr, um den Menschen zuwinken zu können - für den US-Präsidenten aus Sicherheitsgründen ein Unding. Barack Obama benutzt üblicherweise eine „The Beast“ genannte Panzerlimousine mit eigener Sauerstoffversorgung, Nachtsichtgerät und einem geschätzten Verbrauch von 29 Litern pro 100 Kilometer.

CNN: Wagen „gute Wahl“

Der Sender CNN Money lobte den Fiat als gute Wahl. Der Wagen sei „das ideale Fahrzeug für einen bescheidenen Papst, der Schnickschnack und Luxus gern auf ein Minimum beschränkt“. Gegenüber dem Fiat 500 ist die Version 500L einen halben Meter länger und etwas höher, bietet mehr Beinfreiheit und mehr Luft nach oben. Zwar neige der Minivan bei schneller Kurvenfahrt zum Schwanken, aber das sei nichts, was den Papst kümmere, so CNN Money.

Auch mit Rücksicht auf nationale Unternehmen ist die Fahrzeugwahl nicht zu beanstanden: Fiat und der US-Autohersteller Chrysler sind seit einer Fusion 2014 unter einem Dach. Als Wagen für Massenveranstaltungen in den USA benutzt Franziskus einen offenen Jeep Wrangler, eine Chrysler-Marke.

religion.ORF.at/KAP/APA

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