Jesiden fordern IStGH zu Ermittlungen gegen IS auf

Die Jesiden im Irak wollen erreichen, dass der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) Ermittlungen gegen die Dschihadistenorganisation „Islamischer Staat“ (IS) wegen Völkermords und sexueller Versklavung aufnimmt.

Sie hätten der Chefanklägerin Fatou Bensouda Dokumente mit den Namen von 20 ausländischen IS-Kämpfern übergeben, sagte Murad Ismael am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Die Dokumente sollen die Gräueltaten im Nordirak beweisen, wie der Vertreter der religiösen Minderheit weiter erklärte. Chefanklägerin Bensouda hatte den IS-Fanatikern bereits in der Vergangenheit vorgeworfen, im Irak und in Syrien Verbrechen von „unvorstellbarer Grausamkeit“ begangen zu haben, darunter Massenhinrichtungen, Folter und Vergewaltigungen.

Gleichzeitig aber wies sie darauf hin, dass weder der Irak noch Syrien das Statut des Strafgerichtshofs unterzeichneten und somit nicht in dessen Zuständigkeit fallen. Nun argumentieren die zwei Interessenvertretungen der Jesiden im Irak, dass die 20 aufgelisteten IS-Kämpfer aus IStGH-Staaten stammten und Bensouda somit gegen sie ermitteln könne.

Tausende ermordet, entführt und versklavt

Bei seinem Vormarsch im kurdischen Norden des Iraks hatten die IS-Fanatiker die Jesiden im vergangenen Jahr mit besonderem Hass verfolgt: Tausende Männer wurden getötet, Frauen und Kinder entführt und versklavt. Die Vereinten Nationen (UNO) werteten die Angriffe als versuchten Völkermord.

Nach Angaben Ismaels wurden bei der Offensive der radikalislamistischen Dschihadisten 1.280 Yeziden getötet, hunderte weitere werden noch vermisst. 5.800 Jesiden, meist Frauen und Kinder, wurden demnach entführt, nur 2.000 von ihnen gelang inzwischen die Flucht. 80 Prozent der Jesiden seien aus ihren angestammten Gebieten vertrieben worden und müssten in Lagern leben. Er sei zuversichtlich, dass das Haager Gericht nach genauem Studium des Berichts den Fall übernehmen werde, sagte Ismael, der eigens von Houston im US-Bundesstaat Texas in die Niederlande gereist war.

religion.ORF.at/APA/AFP

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