Kardinäle in Flüchtlingsquartier am Stephansplatz

Die Kardinäle von Wien und Lampedusa, Christoph Schönborn und Francesco Montenegro, haben am Samstagmorgen ein Flüchtlingsquartier besucht, das die Erzdiözese Wien seit zwei Wochen am Stephansplatz zur Verfügung stellt.

Die Kardinäle sprachen mit den 74 Flüchtlingen, die in der vergangenen Nacht in den Räumlichkeiten direkt hinter dem Dom übernachtet hatten. Die meisten der Flüchtlinge, darunter auch Kinder, haben in Österreich Asylantrag gestellt, etliche sind auch auf der Durchreise nach Deutschland.

Kardinäle Schönborn und Montenegro gemeinsam mit Landau bei Flüchtlingen

Kathbild

Caritas-Präsident Michael Landau und die Kardinäle Francesco Montenegro und Christoph Schönborn besuchen Flüchtlinge in der Notunterkunft am Stephansplatz

Würdige Unterkunft in Wien

Der Wiener Erzbischof zeigte sich berührt von den Begegnungen mit den Flüchtlingen. „Ein Muslim aus Syrien hat zu mir gesagt: Bei euch spüre ich, dass ihr echte Christen seid“, berichtete der Kardinal. Sein Amtskollege von der Flüchtlingsinsel Lampedusa lobte die Hilfsbereitschaft und das Engagement, das er bei den freiwilligen Helfern angetroffen habe. Es sei christliche Pflicht, „den Erschöpften eine würdige Unterkunft zu bieten“, so der Erzbischof.

Insgesamt 12.000 Flüchtlings-Übernachtungen hat die Erzdiözese Wien in den Septemberwochen in kircheneigenen Notquartieren verzeichnet, zwischen 300 und 1.200 pro Nacht, erklärte der diözesane Flüchtlingskoordinator Rainald Tippow gegenüber „Kathpress“. In den Wiener Pfarren und Klöstern seien rund 1.500 ehrenamtliche Helfer in die Hilfe für die Durchreisenden eingebunden, zudem auch weitere 1.800 für die Hilfe in den fixen Quartieren.

Drei unterschiedliche Personengruppen

Tippow unterschied zwischen drei Personengruppen, auf deren Situation man Lösungen finden wolle: „Für Durchreisende Personen, für jene, die hier um Asyl ansuchen und die wir mittelfristig unterbringen müssen, sowie Menschen, die dauerhaft nach der nach Zuerkennung des Asyls hierbleiben wollen.“ Die Erzdiözese sei bemüht, sich nach den Möglichkeiten besonders um die dritte Gruppe zu kümmern.

Kardinal Schönborn habe seinen Appell und jenen des Papstes - dass alle Gemeinden sich in der Flüchtlingshilfe engagieren sollen - „buchstäblich durchbuchstabiert“, dankte Caritas-Präsident Michael Landau im Rahmen des Besuchs für den Einsatz der Erzdiözese. Die derzeitige Situation sei nur durch das „Zusammenstehen“ zu bewältigen.

Kernauftrag des Evangeliums

Schönborn wie auch sein Kardinalskollege Montenegro hätten zudem deutlich gemacht, „dass der Einsatz für Menschen auf der Flucht zum Kernauftrag aus dem Evangelium gehört“, so Landau weiter. Auch Papst Franziskus erinnere ständig an diese Verantwortung - durch seine Reise nach Lampedusa ebenso wie die Ernennung des Erzbischofs der dortigen „kleinen und abgelegenen Diözese“ zum Kardinal.

„Er wollte damit das Engagement und den persönlichen Einsatz für die Menschen auf der Flucht sichtbar und als weltkirchliches Signal deutlich machen. Papst Franziskus erinnert daran, dass wir eine Globalisierung der Verantwortung brauchen“, so der Caritas-Präsident.

religion.ORF.at/KAP

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