Synode: Konservative Kardinäle publizieren Manifest

Kurz vor der vatikanischen Familiensynode plant eine Gruppe aus elf konservativen Kardinälen die Publikation eines Buches, in dem jegliche Öffnung in Bezug auf Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene abgelehnt wird.

Bei der von 4. bis 25. Oktober laufenden Synode könnte es durchaus zu scharfen Auseinandersetzungen kommen. Im Werk „Ehe und Familie. Pastorale Perspektive von elf Kardinälen“ reagiert die Gruppe der Geistlichen unter der Leitung des ehemaligen italienischen Episkopatschefs Camillo Ruini und des Kardinals von Bologna, Carlo Caffarra, auf die „liberale“ Linie des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper in Ehe- und Familienfragen. Kasper hatte sich zuletzt für Lockerungen etwa bei der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion ausgesprochen. Kasper steht für das theologische Konzept der „Barmherzigkeit“, das auch Papst Franziskus mehrmals hervorgehoben hat.

Kardinal Camillo Ruini

AP/Pier Paolo Cito

Kardinal Camillo Ruini

Die traditionsbewussten Kardinäle befürchten hingegen einen Widerspruch zum Grundsatz der Unauflöslichkeit der Ehe. Die Familie und der Begriff der Ehe würden eine „Auflösungsphase ohne gleichen in der Geschichte erleben“, heißt es im Text der elf Kardinäle, der auszugsweise von der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ veröffentlicht wurde.

Scheidungen als „Epidemie“

Das Buch sei jedoch weder gegen Papst Franziskus noch gegen Kardinal Kasper gerichtet, so der Kurator des Werks, Winfried Aymans. Es sei eher ein Versuch, die freie Diskussion über die Familienproblematik in der Kirche zu fördern und einen Beitrag im Hinblick auf die Debatte in der Synodenaula zu leisten. Die Synode sei kein Parlament, in der sich rivalisierende Gruppen bekämpften, sondern ein Ort der Gemeinsamkeit, in dem jeder seine Meinung frei ausdrücken könne, hieß es.

Hinter der These der elf Kardinäle stecke grundsätzlich eine negative Vision der Säkularisierung, stellte „La Repubblica“ fest. Diese werde nicht als Chance, sondern als negatives Phänomen betrachtet. Scheidungen seien eine „Epidemie“ und würden bezeugen, wie fragil die Ehe heute sei. Diesbezüglich müsse die Kirche dringend eine „Evangelisierungsaktion“ unternehmen, fordert der aus Guinea stammende Kurienkardinal Robert Sarah in einem Schreiben.

Kasper: Bin der bevorzugte Prügelknabe

Vergangene Woche hatte Kurienkardinal Walter Kasper dem ARD-Magazin „Report München“ gesagt, er sei ein „bevorzugter Prügelknabe der anderen Richtung“. „Damit muss ich leben, damit kann ich auch leben“, so der frühere Präsident des päpstlichen Einheitsrates. Auf der anderen Seite bekomme er viel Zuspruch von Bischöfen, Kardinälen und Theologen.

Kardinal Walter Kasper

Reuters/Tony Gentile

Kurienkardinal Walter Kasper

Kasper hatte im Vorfeld der im Oktober stattfindenden vatikanischen Familiensynode für Lockerungen etwa bei der Wiederzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion plädiert. Kasper sprach sich in dem Interview, das am Dienstagabend (21.55 Uhr) im ersten deutschen öffentlich-rechtlichen Sender ausgestrahlt wurde, für eine sachliche und kollegiale Debatte bei der Synode aus. Er sei „verhalten optimistisch“, sagte der frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart. „Man muss eine mittlere Position finden, wo möglichst alle sich beteiligen können, ja sagen können.“ Dabei könne es zur Rechten wie zur Linken einige Nein-Stimmen geben. „Damit kann man leben, muss man leben.“

Insgesamt werden rund 280 Synodenväter im Vatikan über den kirchlichen Umgang mit Familie und gewandelten Familienbildern in der Welt von heute debattieren. Schon vor der Außerordentlichen Synode zu dem Thema im vergangenen Jahr hatte der Papst eine offene, kollegiale Diskussion ohne voreilige Denkverbote gewünscht. Rund 400 Personen werden an der Weltbischofssynode teilnehmen. Darunter befinden sich 280 eigentliche Synodenmitglieder sowie 120 Berater, Experten, Beobachter und Gäste aus der Ökumene. Österreich wird von Kardinal Christoph Schönborn, Bischof Benno Elbs und dem serbisch-orthodoxen Bischof Andrej Cilerdzic vertreten.

religion.ORF.at/KAP

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