Familiensynode: Schönborn warnt vor Spaltungen

Kardinal Christoph Schönborn hat vor der Gefahr von Spaltungen bei der Familiensynode gewarnt. Es bestehe die Versuchung, Gruppierungen aufzubauen, als wären sie politische Parteien. Am Montag hatte Schönborn diesbezügliche Spekulationen noch dementiert.

Mit einer Spaltung in Gruppierungen würde man nur die „Logik der Trennung“ nähren, warnte Schönborn im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“. Der Kardinal gab zu, dass es im Rahmen der am Sonntag eröffneten Bischofssynode „verschiedene Sensibilitäten“ gebe. „Wenn man die Aufmerksamkeit auf einen Aspekt konzentriert, besteht die Gefahr, dass man andere nicht sieht“, erklärte der Wiener Erzbischof. Dialog sei im Rahmen der Familiensynode daher prioritär.

Übertriebene Strenge

„Wir haben einen arbeitsreichen, aber notwendigen Weg unternommen“, so der Kardinal. „Wir sind hier, um unsere Erfahrungen, Sensibilitäten und Leiden zu teilen und auch unsere Ängste. Franziskus hat uns aufgefordert, mit Offenheit zu sprechen und mit Bescheidenheit zuzuhören. Auf diese Weise kann man Schritt für Schritt Klarheit schaffen“, sagte Schönborn. Der Papst habe auch vor „Nachlässigkeit und übertriebener Strenge“ gewarnt. Man dürfe nicht der „Versuchung der Härte“ nachgeben und dabei auf Barmherzigkeit und Mitleid verzichten.

Papst Franziskus hatte sich in seiner Eröffnungsansprache am Montag für einen offenen Austausch unter den Teilnehmern ausgesprochen. Zudem hatte er gesagt, eine Bischofssynode sei „kein Kongress, Konvent, Parlament und kein Senat“.

Kardinal Christoph Schönborn im Vatikan

Reuters/Alessandro Bianchi

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn

Trotzdem zufrieden

Schönborn charakterisierte die Wortmeldungen bei der Bischofssynode seit deren Start als ein Meinungsspektrum zur Familiensituation mit „ganz großen Unterschieden“. Es zeige sich deshalb, dass die Synode „ein äußerst mühsamer Weg“ werden dürfte. Trotzdem zeigte er sich aber über den bisherigen Verlauf der Synode mit vielen offenen Diskussionsmöglichkeiten sehr zufrieden.

Schönborn wies gegenüber Radio Vatikan auch auf „den Schaden, den jede Scheidung bei Kindern und im familiären Umfeld verursacht“, hin. Das Thema sei bei den Synodensitzungen oft präsent. „Es ist kein Geheimnis, dass wir sehr facettenreiche Sitzungen erleben. Es gibt Diskussionen, und es gibt notwendige, sogar heilsame Spannungen“, fasste Kardinal Schönborn zusammen.

Emotionale Debatte

Bei dem Thema Familie zeige sich auch, dass es „immer die persönliche Erfahrung ist, die die einzelnen Beiträge zur Debatte färben“, analysierte Schönborn. Jeder der Mitbrüder der Synode komme „mit seinem eigenen Erleben der Familie, ihren Freuden und Leiden“, was den Debatten manchmal eine stark emotionale Dimension gebe, was aber durchaus positiv sei.

„Die Familie ist so tief in der menschlichen Natur und in der Menschheit verwurzelt, dass man sagen kann: Wenn es ein kulturübergreifendes Menschheitsthema gibt, dann ist das sicher die Familie“, so der Wiener Erzbischof.

Spaltung verneint

Noch vor einigen Tagen hatten Erzbischof Schönborn und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Marx, Spekulationen über eine Spaltung der Familiensynode dementiert. Vor Beginn der Synode sei viel von Konflikten gesprochen worden. Dabei herrsche ein „Klima der Gemeinsamkeit“, versicherte der Kardinal am Dienstag im Interview mit Radio Vatikan.

Kardinal Marx, wies die Behauptungen, dass die Familiensynode in ein konservatives und ein progressives Lager gespalten sei zurück und bezeichnete die Spekulationen als Inszenierung der Medien“. Es gebe keine „Lager“, sondern lediglich „Meinungen - und die sind kontrovers“ -, sagte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx am Montagabend bei einer Pressekonferenz in Rom. Tatsächlich herrsche eine Atmosphäre der Offenheit unter den Synodenteilnehmern.

religion.ORF.at/KAP/APA

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