Atheisten: Mitgliederzahl für Anerkennung erreicht

Die Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) hat nun mehr als 300 Mitglieder und somit die nötige Zahl für die Anerkennung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft erreicht. Doch es gibt noch Hürden bürokratischer und finanzieller Natur.

„Wir haben bereits 323 Mitglieder mit Wohnsitz in Österreich. Vielen Dank!!!“, verlautbart die Atheistische Religionsgesellschaft auf ihrer Website. Seit 2009 werben die Atheisten um Mitglieder - ein zähes Unterfangen, denn unter Atheisten ist die kleine Gruppierung nicht unumstritten. Das langfristige Ziel der Atheistischen Religionsgesellschaft ist schließlich die staatliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft und die rechtliche Gleichstellung mit den verschiedenen Religionsgemeinschaften. Voraussetzung und erste Etappe dafür ist allerdings die Anerkennung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft, für die 300 Mitglieder notwendig sind.

Sicherheitspolster

Diese erste Hürde scheint nun überwunden. Alexander Rezner, Mitglied des Präsidiums der ARG, sagte auf Anfrage von religion.ORF.at, dass noch kein Antrag beim dafür zuständigen Kultusamt eingegangen ist: „Wir wollen einen Sicherheitspolster haben.“ Die Gesellschaft werde überprüfen müssen, ob „manche Mitglieder schon verstorben sind“, sagte Rezner. „Wir können nicht davon ausgehen, dass alle noch dabei sind.“

Alexander Rezner von der Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich (links) mit Brigitte Schinkele bei einer Diskussionsrunde im Wiener Depot

Kati Pregartner

ARG-Präsidiumsmitglied Alexander Rezner (links) mit Religionsrechtlerin Brigitte Schinkele bei einer Diskussionsrunde

Bei rund 360 bis 370 Mitgliedern, schätzt Rezner, ist der Sicherheitspolster gut gefüllt. Rund 50 neue Anhänger zu gewinnen ist, wie die Vergangenheit zeigt, allerdings nicht so leicht. Man werbe mitunter mit Informationsständen vor dem Hauptgebäude der Universität Wien.

Doch durch die begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen der Atheistischen Religionsgesellschaft können Infostände „nicht permanent“ betreut werden. Es ist ein kleines Team, die zwei Präsidiumsmitglieder Alexander Rezner und Wilfried Apfalter, und eine Handvoll Menschen, die sich aktiv um die Anwerbung neuer Mitglieder und die Anerkennung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft bemüht.

Kultusamt noch in Ferne

„Ich glaube, es wird ein paar Monate dauern, bis wir noch zusätzliche 50 Mitglieder haben werden. Ich rechne damit nicht vor Mitte nächsten Jahres“, sagte Rezner im Gespräch mit religion.ORF.at.

Eingetragene Bekenntnisgemeinschaft

Der Status der eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft kann in Österreich durch Antragstellung und Erfüllung bestimmter Auflagen erlangt werden. Unter anderem muss eine Mitgliederzahl von 300 Personen mit Wohnsitz in Österreich vorliegen.

Doch selbst mit ausreichend Mitgliedern stehe man noch vor Herausforderungen: „Wir haben noch keine juristische Strategie“, wie der Antrag und das damit verbundene „komplizierte“ Prozedere erfolgreich abgewickelt werden soll, erklärte der Atheist. Sie seien daher noch auf der Suche nach Expertise, „nach Leuten, die sich damit auskennen und den Biss haben, das mit uns zu machen“.

Biss und den Willen, pro bono zu arbeiten, denn die Atheistische Religionsgesellschaft habe „keine großen Summen“ für juristische Unterstützung zur Verfügung, sagte Rezner. Nicht weiter verwunderlich, denn der Verein hebt von seinen Anhängern keinen Mitgliedsbeitrag ein.

Lernen von Moon-Bewegung und Spaghetti-Monster

Die Atheistische Religionsgesellschaft, deren Anhänger ihren Atheismus nicht als Widerspruch zu Religion, sondern als eine eigene, theologisch fundierte Religion verstehen, sind laut Rezner in Austausch mit den Vertretern der Moon-Bewegung. Die für ihre Massenhochzeiten bekannte Vereinigungsbewegung ist seit Juni 2015 eine staatlich anerkannte religiöse Bekenntnisgemeinschaft.

Man wolle sich auf den Antrag gut vorbereiten, so Rezner. Offen seien etwa Fragen, wie auf welche Art und Weise - durch Reisepasskopien oder Eidesstattliche Erklärungen - der Nachweis über die 300 Mitglieder erfolgen soll. Vom Kultusamt habe man diesbezüglich keine Informationen erhalten. „Es wird noch eine Weile dauern, bis wir alles zusammenhaben“, sagte Rezner. Man wolle Fehler wie die der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters (FSM) vermeiden. Der Antrag der sogenannten Pastafaris war im Juni vom Kultusamt abgelehnt worden, weil er den formalen Kriterien des Bekenntnisgemeinschaftsgesetzes nicht entsprochen hatte.

Clara Akinyosoye, religion.ORF.at

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