Papst: Gegenwind bei Reform des Finanzsystems

Die Finanzen des Vatikans unter Kontrolle zu bringen, ist eines der großen Ziele von Papst Franziskus. Was viele begrüßen, bringt ihm auch Feinde, wie der neue Fall „Vatileaks“ zeigt.

An den ersten Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri knüpfen sich viele Reformhoffnungen. Papst Franziskus hat in den ersten zwei Jahren seines Pontifikats mehrere wichtige Schritte zur Reform der Kurie gesetzt. Seit seinem Pontifikatsbeginn vor zweieinhalb Jahren bemühte sich Jorge Mario Bergoglio um mehr Transparenz in den vatikanischen Finanzen.

Diese wurden lange nicht nach modernen Verfahrensweisen geführt, was bisweilen zur Unterschlagung von Mitteln führte. Die Einführung moderner Methoden durch Papst Franziskus stößt in Teilen der Kurie auf heftige Vorbehalte, weil dies alte Gewohnheiten durcheinanderbringt. Konservative Lobbys in der Kurie beobachten mit Missmut Franziskus’ entschlossenes Engagement für Transparenz bei Ausgaben und im Umgang mit Spendengeldern.

Vatikanbank auf dem Weg zur Transparenz

Der Papst hat sich bisher vor allem mit der Vatikanbank IOR beschäftigt. Das Geldhaus mit einem Vermögen von sechs Milliarden Euro veröffentlicht jetzt im Internet regelmäßig seine Bilanzen - eine wahre Revolution für die wegen ihrer Verschwiegenheit legendäre Bank. US-Experten haben zudem alle 18.900 Kundenbeziehungen der Bank durchleuchtet. Für die Aufsicht der Vatikanbank ist der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn mitverantwortlich, der 2014 vom Papst in die fünfköpfige Kardinalskommission berufen wurde.

Sicht auf den Petersplatz, Vatikan

Reuters//Alessandro Bianchi

Im Vatikan hat Papst Franziskus nicht nur Freunde

Gemäß den Vorgaben des Papstes soll das „Institut für die religiösen Werke“ künftig vor allem als Finanzdienstleister für Orden und kirchliche Einrichtungen dienen. Selbstständige Investitionen auf den Finanzmärkten sind nicht mehr erlaubt. Die Bank war unter anderem in den Verdacht der Geldwäsche geraten. Der Deutsche Ernst von Freyberg hatte sein Amt an der IOR-Spitze im Februar 2013 angetreten. Unter seiner Führung startete das Geldhaus eine Initiative für mehr Transparenz. Freyberg ließ Hunderte von Konten schließen, mehrere Ermittlungen einleiten und setzte strenge Regeln im Kampf gegen die Geldwäsche durch. Im Juli 2014 wurde er vom Franzosen Jean-Baptiste de Franssu ersetzt.

Modernisierung und Kontrolle

Im März hatte der Papst drei Rechnungsprüfer zur Kontrolle der Vatikan-Finanzen eingesetzt. Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx koordiniert den von Franziskus geschaffenen Wirtschaftsrat im Vatikan, in dem 15 Kardinäle und Wirtschaftsexperten vertreten sind. Der Rat ist eine eigenständige Einrichtung, die die Finanz- und Wirtschaftspolitik des Vatikan sowie die entsprechenden Regeln festlegt. Ausführendes Organ ist das Päpstliche Wirtschaftssekretariat, das im Februar 2014 eingerichtet wurde und vom australischen Kurienkardinal George Pell geleitet wird.

Im Ringen um Klarheit in den finanziellen Aktivitäten des Vatikans hat der Papst im Juni den italienischen Finanzexperten Libero Milone zum neuen sogenannten Generalkontrollor des Vatikans ernannt. Mit der Schaffung dieses neuen Postens will der Papst die Kontrolle der Finanzen der Kirchenverwaltung verbessern. Gemeinsam mit Wirtschaftsminister Pell soll Milone die Modernisierung des Finanz-und Wirtschaftssystems des Vatikan vorantreiben.

Kontrollors-Computer gehackt

Kürzlich wurde der Computer des 66-jährigen Laien von Hackern angegriffen. Laut den vatikanischen Ermittlern könnte dieser Angriff mit der Unterschlagung heikler Dokumente zur Wirtschaftslage im Vatikan und deren Zuspielung an italienische Investigativjournalisten zusammenhängen. Wegen dieser neuen Affäre wurden am Wochenende der spanische Opus Dei-Prälat Lucio Angel Vallejo Balda und die 2013 vom Papst ernannte Vatikan-Beraterin und PR-Expertin Francesca Chaouqui festgenommen. Sie sollen den Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi vertrauliche Dokumente zu Finanzmissständen im Vatikan zugeschanzt haben, die diese für ihre Sachbücher verwendet hätten - mehr dazu in Veruntreuung, Verschwendung: Vatikan unter Beschuss.

Laut Fittipaldi werde der Papst bei seinen Bemühungen um Transparenz mit viel Widerstand konfrontiert. In seinem Buch „Avarizia“ (Geiz) berichtet der Journalist des Nachrichtenmagazins „L’Espresso“ im Detail von Spendengeldern, die von Kurienmitgliedern zu privaten Zwecken verschwendet wurden. In Italien verstecken skandalumwitterte Unternehmen angeblich weiterhin Schwarzgelder in Millionenhöhe auf Konten der Vatikanbank. Unter die Lupe nimmt Fittipaldi auch eine 2008 gegründete Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses „Bambino Gesu“, die Geld für die kleinen Patienten sammelt. Die Stiftung soll hohe Summen für Privatausgaben des ehemaligen vatikanischen Staatssekretärs Tarcisio Bertone verwendet haben.

religion.ORF.at/APA

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