Papst mahnt Kardinäle wegen Verschwendung

Nach den jüngsten Enthüllungen über Misswirtschaft und Verschwendung im Vatikan hat Papst Franziskus die Geistlichen erneut zu einem Leben in Bescheidenheit ermahnt.

„In der Kirche gibt es welche, die anstatt zu dienen und an andere zu denken, sich an der Kirche bereichern: die Karrieristen, diejenigen, die am Geld hängen“, sagte Franziskus am Freitag während der Morgenmesse im Vatikan. Er habe schon viele Priester und Bischöfe mit einer solchen Einstellung gesehen. „Und das ist traurig, oder?“, hieß es weiter.

Auch in einem Interview mit der niederländischen Obdachlosenzeitung „Straatnieuws“ verurteilte der Papst den ausschweifenden Lebensstil einiger Geistlicher. Es sei nicht möglich, als Gläubiger „über Armut und Obdachlose zu sprechen und gleichzeitig ein Leben wie ein Pharao zu führen“. Die Kirche müsse „ein Zeugnis der Armut“ ablegen.

Dokumente belegen Verschwendung

Am Donnerstag waren zwei Enthüllungsbücher über das Finanzgebaren im Kirchenstaat erschienen. Die Autoren zitieren aus vertraulichen Dokumenten und werfen dem Vatikan unter anderem vor, mit Spendengeldern für kranke Kinder den luxuriösen Lebensstil einiger Kardinäle zu finanzieren.

Buchautor Gianluigi Nuzzi bei der Pressekonferenz zur Vorstellung seines Buchs "Alles muss ans Licht. Das geheime Dossier über den Kreuzweg des Papstes"

APA/EPA/Giorgio Onorati

Die Dokumente, die dem italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi für sein Buch „Alles muss ans Licht“ über den Vatikan zugespielt wurden, sind laut den Angaben des Autors nicht gestohlen worden

Der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi veröffentlicht darin eine Liste mit der Quadratmeterzahl von vatikanischen Wohnungen, in denen Kardinäle unentgeltlich wohnen. Unter anderen der frühere Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, der in einem fast 300 Quadratmeter großen Appartement im Vatikan residiert. Dort seien aber auch andere Geistliche untergebracht, rechtfertigte sich Bertone am Donnerstag.

445,2 Quadratmeter Appartement

Mit angeblich 445,20 Quadratmetern rangiert Kurienkardinal Velasio De Paolis laut Nuzzi auf Platz acht. De Paolis widersprach aber bereits der Darstellung Nuzzis. Sein Appartement sei tatsächlich nur 250 Quadratmeter groß. Diese bewohne er zudem zusammen mit zwei Ordensfrauen. Die unentgeltliche Überlassung der Wohnung, verteidigte er mit dem Hinweis, dass dies die Gegenleistung für ein Arbeitsleben im Dienstes des Heiligen Stuhls sei. Die Miete könne er sich von seiner Pension gar nicht leisten.

Vatikan

ORF/DOKfilm

Von den vatikanischen Staatsanwälten geprüft werden zudem die Ausgaben einiger Kardinäle, darunter jene des ehemaligen vatikanischen Staatssekretärs, Kardinal Tarcisio Bertone

Er sei außerdem bereit in eine kleinere Unterkunft umzuziehen, falls Papst Franziskus dies wünsche. „Wenn mich der Papst morgen bittet, mein Appartement zu verlassen und in ein Kloster oder ein Zimmer des vatikanischen Gästehauses Santa Marta umzuziehen, wie er selbst es gemacht hat, gehorche ich, und bedanke mich sogar“, sagte De Paolis in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ am Freitag.

Zugleich wies der italienische Kardinal die Behauptung zurück, Kardinalswohnungen seien luxuriös. In dem Haus, in dem sich sein Appartement befinde, gebe es keinerlei Luxus. An Auswärtige könne der Vatikan die dortigen Wohnungen aus Sicherheitsgründen nicht vermieten.

Ermittlungen gegen Kabinettschef Benotti?

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi dementiert einen Bericht der Tageszeitung „Il Messaggero“, wonach die vatikanische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Ex-Radio-Vatikan-Journalisten und früheren RAI-Manager Mario Benotti aufgenommen hat.

„Es gibt keine weiteren Verdächtigen ausser den beiden, die vergangene Woche festgenommen wurden“, betonte Lombardi. Die Hauptverdächtigen sind zurzeit der inhaftierte spanische Prälat Lucio Angel Vallejo Balda sowie die italienische PR-Agentin Francesca Chaouqui.

Drei Stunden Verhör

Die vatikanischen Ermittler hatten am Freitag Vallejo Balda über drei Stunden lang im Gendarmeriegefängnis, in dem er seit einer Woche sitzt, einvernommen. Befragt wurden auch weitere „informierte Personen“, die jedoch nicht als Verdächtige gelten. Zu ihnen zählt Chaouquis Ehemann, der Ingenieur Corrado Lanino, der Zugang zum vatikanischen Informatiknetz hatte. Neben Akten und Dossiers, die den italienischen Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi zugespielt worden seien, ermittelt die vatikanische Staatsanwaltschaft auch wegen verschwundener Briefe, Fotos und Dokumente.

Laut italienischen Medien befindet sich die Untersuchung der vatikanischen Justiz in der Endphase. Die Staatsanwälte rechnen damit, bis zu der für den 25. November geplanten Papst-Reise nach Afrika die Untersuchung abgeschlossen zu haben.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP

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