IGGiÖ: Mit Aufklärung gegen Extremismus

„Terrorismus ist durch nichts zu rechtfertigen und steht in klarem Widerspruch zum Islam“, sagte Fuat Sanac, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich am Sonntag.

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), Fuat Sanac, und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) verurteilten am Sonntag gemeinsam die Terrorattentate in Paris. „Terrorismus ist durch nichts zu rechtfertigen und steht in klarem Widerspruch zum Islam. Es handelt sich dabei um einen Missbrauch der Religion, der auf das Schärfste zu verurteilen ist“, sagte Sanac.

Sebastian Kurz und Fuat Sanac

APA/Außenministerium/ Dragan Tatic

IGGiÖ-Präsident Fuat Sanac (li.) und Integrations- und Außenminister Sebastian Kurz (re.)

„Wir dürfen Muslime in Österreich und Europa jetzt keinesfalls unter Generalverdacht stellen. Die meisten muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sind schockiert über diese unfassbaren Terroranschläge“, sagte Kurz in einer gemeinsamen Stellungnahme mit Sanac , die der APA vorliegt. Beide waren sich einig, dass nun konsequente polizeiliche Maßnahmen gegen die Terroristen sowie Präventionsarbeit und der gemeinsame Kampf gegen die Ideologie von IS nötig seien.

Ruf nach Konsequenzen

Aufklärung und religiöse Bildung sollen laut Carla Amina Baghajati, Sprecherin der IGGiÖ vor Extremisten immunisieren. Die Muslime in Österreich wollen auch nach Anschlägen in Paris dem Terrorismus mit Vorbeugung begegnen. Dies geschehe derzeit „vor allem durch Aufklärung und eine religiöse Bildung, die vor der Verderbnis bringenden Ideologie der Extremisten immunisiert“, sagte die Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), Carla Amina Baghajati, in einer Stellungnahme am Sonntag.

Nach dem „ersten Schock“ über die Anschlagsserie in Paris stelle sich nun die Frage nach den Konsequenzen, so IGGiÖ-Sprecherin Baghajati weiter laut Aussendung. Die Befriedung der Konflikte im Nahen Osten scheint endlich in der internationalen Politik Priorität zu erlangen. „Hier geht es um Ursachenbekämpfung an Schauplätzen, für die Europa sich lange weigerte Verantwortung zu übernehmen“, so die IGGiÖ-Sprecherin.

Carla Amina Baghajati, Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft
(IGGiÖ)

Reuters/Heinz-Peter Bader

Carla Mina Baghajati

Widerstand gegen Manipulationsversuche

In Europa selbst gilt es für Baghajati vor allem, besonnen zu agieren. „Eine breitenwirksame Bekämpfung des IS und ähnlicher Terrorgruppen beginnt damit, sich deren Manipulationsversuchen aktiv zu widersetzen“, schrieb sie in ihrer schriftlichen Stellungnahme und weiter: „Das geht uns alle an. Statt uns verängstigt und frustriert zurückzuziehen, können wir die Stärken unserer freiheitlichen demokratischen Rechtsordnung noch bewusster ausüben.“

Nun müsse man umso mehr aufeinander zuzugehen, wünscht sich Baghjati. „Die Terroristen sind auf Lähmung und Hass aus. Sie wollen, dass alle Angst vor ihnen und Angst vor dem Islam an sich haben. Nichts käme ihnen gelegener als ein Anstieg der Islamfeindlichkeit“, warnt sie. Die Propaganda des IS setze auf einen Opfermythos, „nirgendwo gelingt ihnen die Rekrutierung leichter als bei frustrierten und sich ausgegrenzt fühlenden jungen Menschen“. Bei den Extremisten lieferten sie sich gewalttätigen Allmachtsfantasien aus, die in scharfem Widerspruch zu jeder religiösen Lehre stünden.

Zeitgemäße Theologie

Baghajati will weiterhin auf Aufklärung und Prävention setzen. Dies habe zuletzt auch den innermuslimischen Diskurs gefördert: „In ihren Methoden bietet die islamische Theologie Möglichkeiten, zu einer jeweils zeitgemäßen und zugleich authentischen Interpretation zu kommen.“ Auslegungstraditionen würden zunehmend selbstkritisch durchleuchtet, die Anlass zu missbräuchlicher Verwendung geben könnten. „Somit konnte die Vereinbarkeit sich gleichzeitig muslimisch und österreichisch/europäisch zu fühlen noch klarer herausgearbeitet werden“, meint die Sprecherin der Glaubensgemeinschaft.

Gleichzeitig besteht für Baghjati weiterhin großer Bedarf, die inneren Entwicklungen in der Glaubensgemeinschaft nach außen zu kommunizieren - „denn die Außensicht, die derzeit stark durch die Verbrechen der Terroristen geprägt wird, ist eine völlig andere als die Selbstwahrnehmung der Musliminnen und Muslime“. Diese Kluft müsse überwunden werden. Sie wünsche sich, dass noch mehr Menschen in den in Österreich gepflogenen interreligiösen Dialog miteinbezogen würden, so Baghajati.

religion.ORF.at/APA

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