„Vatileaks 2“: Fittipaldi im Vatikan vernommen

Der italienische Enthüllungsjournalist Emiliano Fittipaldi, Autor des Sachbuchs „Avarizia“ („Geiz“) über die Missstände im Vatikan, ist von den vatikanischen Justizbehörden vernommen worden.

„Ich habe vor nichts Angst. Ich bin lediglich meiner Arbeit nach den journalistischen Regeln nachgegangen“, sagte Fittipaldi im Gespräch mit ausländischen Journalisten am Dienstag in Rom. Er halte sein Verhalten für vollkommen legal. „Jeder Journalist hat in jedem Teil der Welt die Pflicht, der Öffentlichkeit Fakten zu berichten. Die Vorwürfe, die gegen mich erhoben werden, sind einfach wahnsinnig. In keinem westlichen Land gibt es derartige strikte Regeln über Meinungs- und Medienfreiheit wie im Vatikan“, berichtete Fittipaldi.

Fittipaldi drohen zwischen vier und acht Jahren Haft wegen Veröffentlichung von Dokumenten, die die Sicherheit des Vatikans aufs Spiel setzen. „Diese Ermittlungen gegen uns sind ein Unicum“, sagte Fittipaldi. Erst nach dem ersten Fall von Vatileaks um den wegen Dokumentenentwendung verurteilten Papst-Diener Paolo Gabriele hatte Papst Franziskus 2013 die Strafen für diesen Tatbestand verschärft.

Fittipaldi: „Will nur Wahrheit erzählen“

Sollten der Vatikan bei den italienischen Behörden seine Auslieferung beantragen, so Fittipaldi, sei er überzeugt, dass Italien den Antrag ablehnen werde, da er wie ein freier Journalist gehandelt habe. „Es gibt einen Widerspruch zwischen dem Reformwillen Franziskus’ und dem Verhalten des Vatikans. In meinem Buch berichte ich lediglich über Missstände, die der Papst bereits angeprangert hat. Deswegs begreife ich nicht, warum man mir verbieten will, die Wahrheit zu erzählen“, so Fittipaldi.

Wegen der Entwendung von Dokumenten über die Finanzlage im Vatikan waren vor zwei Wochen der spanische Prälat Lucio Angel Vallejo Balda, sowie die PR-Agentin Francesca Chaouqui festgenommen worden. Die beiden Verdächtigen sollen den italienischen Investigativ-Journalisten Gianluigi Nuzzi und Fittipaldi vertrauliche Dokumente für deren Bücher über die Misswirtschaft und Intransparenz bei den vatikanischen Finanzen zugespielt haben.

Nuzzi weigerte sich

„Nach der Veröffentlichung meines Buches hätte ich mir gedacht, dass der Vatikan sich um die Missstände kümmern würde, die darin beschrieben werden. Er hat jedoch beschlossen, sich auf anderes, auf die Ermittlungen gegen mich und meinen Kollegen Nuzzi, zu konzentrieren“, kritisierte Fittipaldi. Auch Nuzzi hätte am heutigen Dienstag vor den vatikanischen Behörden erscheinen sollen, er weigerte sich jedoch, vor den Vatikan-Staatsanwälten auszusagen.

religion.ORF.at/APA