Muslimevertreter in OÖ: „Frauen psychisch schwach“

Der Vorsitzende der islamischen Religionsgemeinde in Oberösterreich und islamische Religionslehrer Murat Baser hat im „Neuen Volksblatt“ (Dienstag-Ausgabe) umstrittene Aussagen zur Rolle der Frau gemacht.

Baser erklärte im Interview auf die Frage nach der Bedeutung einzelner Suren im Koran unter anderem, Gott habe Verantwortung an die Männer gegeben. Im Islam sei der Mann verantwortlich für die Unterkunft, er müsse arbeiten für seine Frau und seine Kinder, also Geld herholen, Arbeit finden und versorgen.

Frauen „schutzbedürftig“

Gleichberechtigung gebe es sowieso, keine Frage - aber jemand müsse dann letztendlich entscheiden. Wenn eine Firma gegründet wird, dann habe irgendwer 51 Prozent, also niemals 50:50. Und in der Familie sei es genau dasselbe. Der Vorsitzende der zur Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) gehörenden Religionsgemeinde erläuterte weiter: „Der Mann ist Hauptverantwortlicher sozusagen. Es wird immer wieder kritisiert, wieso hat Gott keine einzige Frau als Prophet geschickt. Ganz logisch: Physisch und psychisch sind die Frauen eben schwach, und sie werden schwanger, und wenn sie allein sind, brauchen sie Schutz, sind in Gefahr.“

Zu einer Sure, in der Ehemännern sogar geraten werde, widerspenstige Frauen zu schlagen, stellte Baser fest: „Es gibt keine einzige Überlieferung, wo der Prophet eine Frau geschlagen hat. Wenn wir diesen Vers wörtlich nehmen, muss man betonen, dass der arabische Begriff ‚schlagen‘ auch andere Bedeutungen haben kann. Viele Stellen im Koran fordern eine gute Behandlung der Frau. Es gibt auch Studien in Österreich, dass Männer ihre Frauen unterdrücken und schlagen.“ Bevormundende Regelungen wie in Saudi Arabien, wo Frauen das Autofahren verboten ist, lehne Baser allerdings ab.

Kritik von Politikerinnen

Die Aussagen von Baser kritisierte die Frauensprecherin der ÖVP, Dorothea Schittenhelm, als „in ihrer Grundbotschaft frauenfeindlich“. Sie würden die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Österreich negieren „und versuchen, Gewalt gegen Frauen zu erklären.“ Auch die oberösterreichische Grünen-Landessprecherin Maria Buchmayr übte Kritik an Baser und forderte eine Klarstellung durch die Islamische Glaubenssgemeinschaft. „Diese frauenfeindlichen Aussagen sind völlig inakzeptabel. Man sollte Herrn Baser erinnern, dass wir im 21. Jahrhundert leben“, so Buchmayr.

In dem Zeitungsinterview äußerte sich der Religionslehrer nicht nur zu der Rolle der Frau, sondern sprach sich zudem für Religionsfreiheit aus und sagte, dass er für Mitte Dezember eine Pressekonferenz plane, um der Bevölkerung einmal mehr zu vermitteln, dass sich die Religionsgemeinschaft klar vom islamistischen Terror distanziere.

Baser: „Falsches Bild von mir gezeichnet“

Baser fühlt sich unterdessen falsch dargestellt. „Fragen über Quellentexte und Themen, die unter Muslimen teilweise unterschiedlich beantwortet werden, wurden mit meiner persönlichen Meinung gemischt“, rechtfertigte er sich in einer schriftlichen Stellungnahme am Mittwoch.

Es habe sich um ein „nicht autorisiertes Telefoninterview“ gehandelt, erklärte Baser zu dem Artikel im „Neuen Volksblatt“ (Dienstag-Ausgabe). Die Angaben seien „teilweise verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen“ wiedergegeben worden. „Es wurde ein völlig falsches Bild von mir als frauenfeindlicher Person gezeichnet.“

„An vielen Orten Vertreter von Frauenrechten“

„An vielen Orten bin ich als Vertreter von Frauenrechten aufgetreten“, so Baser. Und er habe „in vier Jahren als IRG-Vorsitzender, in 14 Jahren als Lehrer und in meinem Leben in Österreich“ noch nie Anlass gegeben, an seiner Gesetzestreue oder seiner Zustimmung zur Verfassung zu zweifeln. Dennoch habe er nach der Veröffentlichung des Interviews „absurde Hassmails, persönliche Bedrohungen und ernsthafte Aufforderungen, dass ich mich zu Demokratie und Verfassung bekennen solle“, bekommen. Er werde dennoch „nicht aufhören, mich für unsere Gesellschaft einzusetzen und den Spaltern und Hasspredigern entgegenzutreten“.

religion.ORF.at/APA

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