Vatikan-Experte: „Prozess gegen Journalisten sinnlos“

Der Vatikan-Experte Marco Politi hat das Vorgehen des Heiligen Stuhls gegen zwei italienische Autoren kritisiert. Es sei zwischen der Anklage gegen Mitarbeiter der Kurie und den Vorwürfen gegen Reporter zu unterscheiden.

Bei dem Prozess gegen die Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi sowie drei mutmaßliche Informanten vor dem Gericht des Vatikanstaats seien eigentlich „zwei Prozesse in einem verpackt“, sagte der Autor des Buches „Franziskus unter Wölfen“ der Deutschen Presse-Agentur in Rom.

Marco Politi

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Der Vatikan-Experte Marco Politi sieht den Prozess gegen Journalisten als „völlig sinnlos“

Veröffentlichung von Dokumenten ist Job von Reportern

„Der Prozess gegen die Journalisten ist völlig sinnlos, hat weder Hand noch Fuß. Denn es ist der Job von Reportern auf der ganzen Welt, geheime Dokumente zu veröffentlichen“, sagte der Vatikan-Experte Politi. Ein anderer Fall sei der Prozess gegen Personen der Kurie oder frühere Kurienmitarbeiter, denen die Weitergabe vertraulicher Dokumente vorgeworfen wird.

Nuzzi und Fittipaldi hatten Anfang November Bücher veröffentlicht, in denen sie dem Vatikan unter anderem maßlose Geldverschwendung vorwerfen. Sie stützen sich dabei auf Dokumente aus der Kurie, die ihnen zugespielt worden waren.

„Ziel des Papstes ist es hier, jedes Manöver mit geheimen Dossiers jetzt und in Zukunft niederzuschmettern“, sagte Politi. Franziskus wisse, dass es eine interne Opposition gebe, und er wolle für die Zukunft jeglichen Destabilisierungsmanövern mit dem Gebrauch geheimer Dossiers vorbeugen. „Und das ist ein Papst, der mit eiserner Hand gegen Missbrauch vorgeht und Prälaten in die Zelle bringt“, sagte Politi.

Das seltsame Paar

Weil sie früher für den Vatikan arbeitete, nennt ihr Mann sie „meine Päpstin“. Jetzt steht Francesca Chaouqui aber vor Gericht, weil sie Vertrauliches an die Presse gegeben haben soll. Mit ihr angeklagt ist ein Priester. Beide liefern reichlich Schlagzeilen.

Der Pater und die PR-Frau sind ein seltsames Paar. Von Mitte 2013 bis Anfang 2014 arbeiteten der spanische Priester Lucio Vallejo Balda und die italienische Juristin Francesca Chaouqui in einer von Papst Franziskus einberufenen Kommission zur Überprüfung der Wirtschafts- und Verwaltungsstrukturen der Kurie zusammen.

Eine Weile waren sie wohl auch privat befreundet. Öffentlich wurden sie erst Anfang November bekannt, als man sie im Vatikan verhaftete. Chaouqui (33) wurde gleich wieder freigelassen, Vallejo Balda (54) sitzt seither in einer Zelle des winzigen Kirchenstaats.

religion.ORF.at/dpa

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