Zeitung: Prügelnde Domspatzen-Lehrer waren Altnazis

Laut einem früheren Mitglied der „Regensburger Domspatzen“ waren viele Lehrer bei dem weltberühmten Knabenchor nicht nur gewalttätig und sexuell übergriffig, sondern hatten auch eine NS-Vergangenheit.

„Das waren ja lauter frühere SA-, SS- und NSDAP-Leute, die an einer normalen Schule nicht unterrichten durften“, sagte Udo Kaiser einem Kathpress-Bericht zufolge der Berliner „tageszeitung“ (taz). Es werde nichts getan, um diese Verbindungen aufzuklären. Kaiser wurde nach eigenen Angaben in seiner Zeit bei den Domspatzen, deren Kapellmeister 1964 bis 1994 Georg Ratzinger, Bruder von Papst Benedikt XVI., gewesen war, sexuell missbraucht. Die Diözese Regensburg habe das bis heute nicht anerkannt.

„Mittelalterliche Hölle“

Bei den Domspatzen gab es nach Angaben des Juristen Ulrich Weber zwischen 1953 und 1992 mindestens 231 Fälle von Misshandlung, in wenigstens 62 Fällen kam es zu sexueller Gewalt. Weber, der von der Diözese mit der Untersuchung der Vorwürfe betraut ist, hatte vor kurzem einen Zwischenbericht vorgelegt. Er geht davon aus, dass die Dunkelziffer noch deutlich höher liegt. Er rechnet damit, dass etwa jeder Dritte der rund 2.100 Schüler der „Spatzen“ zwischen 1953 bis 1992 unter körperlicher Gewalt litt.

Gymnasium und Internat der Regensburger Domspatzen in Regensburg

APA/dpa/Armin Weigel

Gymnasium und Internat der Regensburger Domspatzen in Regensburg

Kaiser kam im Alter von acht Jahren zu dem Chor und erlebte dort nach eigenen Worten eine „mittelalterliche Hölle“. Ein Präfekt habe ihn verprügelt, während er sein „nacktes erigiertes Glied“ am Hinterkopf gespürt habe. Kaiser verbrachte nach eigenen Angaben fünf Jahre in Vorschule und Gymnasium des Chors; später trat er aus der katholischen Kirche aus.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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