Papst traf mit heimischen Ordensspitzen zusammen

Papst Franziskus ist am Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz mit einer Abordnung der österreichischen Ordensgemeinschaften zusammengetroffen.

Die Delegation wurde von Abtpräses Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz, und Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, angeführt. Sie übergaben dem Papst einige Publikationen, in denen die umfangreichen Aktivitäten in Österreich zum „Jahr der Orden“ zusammengefasst sind. Bei der Generalaudienz hieß der Papst zudem Ordensbrüder, Schwestern und Familiaren des Deutschen Ordens willkommen, die unter der Leitung ihres Hochmeisters Bruno Platter in einer Wallfahrt anlässlich des 825-Jahr-Jubiläums nach Rom gekommen waren. Der Orden hat seinen Sitz in Wien.

Mayrhofer: „Viele neue Früchte gewachsen“

Die österreichischen Ordensvertreter sagten gegenüber „Kathpress“ im Anschluss an die Audienz, die Begegnung mit dem Papst sei beeindruckend und ein starkes Zeichen der Ermutigung gewesen. Die heimischen Ordensgemeinschaften hätten sich im „Jahr der Orden“ intensiv bemüht, den Impuls des Papstes aufzunehmen.

Beatrix Mayrhofer

Ordensgemeinschaften/Katrin Bruder

Beatrix Mayrhofer

Sehr viel sei passiert, „viele neue Früchte sind gewachsen, auf die wir nun aufbauen können“, so Sr. Mayrhofer. Sie hob den starken Eindruck der ermutigenden Worte des Papstes an die Ordensleute in Österreich hervor, mit aller Kraft den Weg des Evangeliums weiterzugehen, trotz aller Schwierigkeiten.

Wie Pater Eckerstorfer und Schwester Ruth Pucher gegenüber „Kathpress“ berichteten, seien dem Papst vor allem auch die jungen Ordensleute in Österreich ein großes Anliegen. Er wisse um die schwierige Situation für die wenigen jungen Ordensfrauen und -männer, umso mehr wolle er sie auf ihrem Weg bestärken und auch für sie beten, so Pucher und Eckerstorfer. Pucher: „Diese Ermutigung wollen wir nun nach Österreich tragen.“

„Freiwilliges Ordensjahr“ initiiert

Eckerstorfer zeigte sich zugleich beeindruckt von den internationalen Abschlussfeiern zum Jahr der Orden in Rom in den vergangenen Tagen. Es seien keine triumphalistischen Veranstaltungen gewesen. Im Mittelpunkt seien stets die Fragen gestanden: „Wie könne wir tiefer aus den Quellen schöpfen? Wie können wir unsere Charismen neu entfachen und wie können wir der Kirche und Gesellschaft dienen?“

Als eine Frucht des Ordensjahres hoben die heimischen Ordensvertreter gegenüber „Kathpress“ das neue „Freiwillige Ordensjahr“ hervor. Das Projekt ist analog zum „Freiwilligen sozialen Jahr“ angelegt, richtet sich aber nicht nur an junge, sondern auch an ältere Menschen. Die künftigen „Ordensjahr“-Teilnehmer werden zwischen drei und zwölf Monaten in einer ausgewählten Gemeinschaft wohnen, am täglichen Leben der Brüder und Schwestern teilnehmen und können auch in sozialen Einrichtung mitarbeiten. Projektstart ist im September 2016.

Papst: Wahre Gerechtigkeit nur durch Barmherzigkeit

In seiner Audienzansprache sagte der Papst, wahre Gerechtigkeit sei immer nur über Barmherzigkeit möglich. Das Strafrecht kann nach den Worten von Franziskus niemals volle Gerechtigkeit herstellen. „Es besiegt das Böse nicht, sondern dämmt es nur ein“. Die Bibel zeige demgegenüber einen anderen Königsweg. Dabei wende sich das Opfer direkt an den Schuldigen, appelliere an sein Gewissen, fordere ihn zur Umkehr auf und biete ihm Vergebung an. Das sei etwa eine erprobte Methode der Konfliktbeilegung in Familien. „Niemals die Beziehung abbrechen“, riet der Papst.

Dieser Weg sei allerdings nicht leicht, müsse doch der Geschädigte dafür bereit sein, zu vergeben, und den Wunsch haben, das Seelenheil des Angreifers zu retten. Auch Jesus habe immer an das Gewissen der Sünder appelliert und sie an die Notwendigkeit ihrer Rettung erinnert, so Franziskus vor Tausenden auf dem Petersplatz.

Tänzerinnen performten für Papst Franziskus

Reuters/Max Rossi

Artisten zeigten am Petersplatz eine Tanzeinlage

Papst: Leben ohne Anstrengung ist mittelmäßig

Gott bezeichnete der Papst als unendlich barmherzig und absolut gerecht. Er wolle nicht die Verurteilung der Menschen, sondern deren Heil - dass sie sich aus sich selbst heraus vom Bösen befreien. Deshalb biete er ihnen stets seine Vergebung an. Alle Propheten der Bibel hätten davon gesprochen, dass die Menschen umkehren müssten, dann aber auch die väterliche Liebe Gottes erwarten dürften.

Gegen Ende der Audienz lieferten einige Artisten, ähnlich wie in der Woche zuvor, eine kleine Zirkuseinlage. Spontan bedankte sich der Papst bei ihnen für ihr Beispiel: „Euer Beruf verlangt viel Training, andauerndes Training, das ist ermüdend. Doch ein Leben ohne Anstrengung ist ein mittelmäßiges Leben!“ Darauf habe schon der Völkerapostel Paulus hingewiesen.

religion.ORF.at/KAP

Link: