Patriarch und Papst beraten über Christenverfolgung

Bei ihrem historischen Treffen in Kuba werden Papst Franziskus und Patriarch Kirill über die Verfolgung der Christen in Nahost beraten. Es ist die erste Begegnung eines katholischen und eines russisch orthodoxen Kirchenoberhauptes überhaupt.

Den geplanten Inhalt des Treffens kündigte der russisch-orthodoxe Metropolit Ilarion am Samstag im russischen Staatsfernsehen an. Er sagte, das Problem der Christenverfolgung könne nicht nur mit Worten bekämpft werden. „Es ist wichtig zu verstehen, dass reelle Menschen leiden und sterben.“

Patriarch Kyrill I Flugzeug

REUTERS/Shamil Zhumatov

Patriarch Kirill trifft Papst Franziskus auf Kuba

Die beiden Kirchenoberhäupter treffen sich am 12. Februar auf Kuba, wo der Papst auf dem Weg nach Mexiko Zwischenstation macht, wie der Vatikan am Freitag mitteilte. Franziskus und Kirill sollen an einem Flughafen zunächst ein persönliches Gespräch führen und dann eine gemeinsame Erklärung verabschieden.

Metropolit hofft auf Beseitigung von Missverständnissen

Positiv beurteilt der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) das geplante Treffen von Papst Franziskus mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill auf Kuba. Dass Patriarch Kyrill nun zu diesem Schritt bereit ist, stimme ihn sehr zuversichtlich, so der Metropolit gegenüber „Kathpress“ am Samstag.

Er hoffe sehr, dass die Begegnung ein weiterer positiver Schritt der Annäherung und Versöhnung zwischen katholischer und orthodoxer Kirche sei und vor allem auch Missverständnisse zwischen der Katholischen und russisch-orthodoxen Kirche abbauen helfe.

Päpste wollten stets Begegnungen

Während die Päpste zuletzt stets zu einer Begegnung mit dem Moskauer Patriarchen bereit waren, kamen von Seiten der russischen Orthodoxie immer Vorbehalte. Dabei wurden stets zwei Kritikpunkte vorgebracht: Die mit Rom verbundene ukrainische griechisch-katholische Kirche sowie der Vorwurf des katholischen „Proselytismus“ - also der Abwerbung von Gläubigen - auf dem kanonischen Territorium des Moskauer Patriarchats.

Das Moskauer Patriarchat warf der griechisch-katholischen Kirche vor, in der Ukraine-Krise auf der Seite einer Konfliktpartei zu stehen und „Schismatiker“ in dem Land zu unterstützen. Gemeint sind zwei vom Moskauer Patriarchat abgespaltene orthodoxe Kirchen, das 1992 gegründete Kiewer Patriarchat und die vor mehr als 90 Jahren entstandene „Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche“.

Verbesserungen der bilateralen Beziehungen

Beobachtern fiel allerdings auf, dass von Seiten des Moskauer Patriarchats der Vorwurf des „Proselytismus“ zuletzt nicht mehr so offensiv ins Spiel gebracht wurde.

Die Beziehungen mit der katholischen Kirche des lateinischen Ritus in Russland, in Weißrussland, Kasachstan und anderen Ländern entwickelten sich „im Geist der konstruktiven Zusammenarbeit“, hatte erst unlängst Metropolit Hilarion, der Außenbeauftragte des Moskauer Patriarchats, verlauten lassen. Die bilateralen Beziehungen hätten sich bedeutend verbessert.

Metropolit Arsenios zeigt sich im „Kathpress“-Gespräch auch deshalb über das bevorstehende Treffen von Franziskus und Kyrill erfreut, weil die russische Orthodoxie damit auf die Linie des Patriarchats von Konstantinopel einzuschwenken scheine, dem auch der österreichische Metropolit angehört. Das ökumenische Patriarchat pflegt seit Jahrzehnten gute Beziehungen zum Vatikan. Man sei sehr an einem intensiven Dialog und noch besseren Beziehungen interessiert, um die Kirchenspaltung endlich zu überwinden, so Metropolit Arsenios.

Kardinal Erdö erfreut

Der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Kardinal Peter Erdö, zeigt sich erfreut über das Treffen zwischen dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. und Papst Franziskus. Die geplante gemeinsame Erklärung bezeichnete er laut „Radio Vatikan“ als „historisch“. Erdö wandte sich in einem am Freitag veröffentlichten Brief an den Moskauer Patriarchen: „Die Kirche Europas betrachtet dieses Ereignis als einen weiteren erfüllten Schritt in Richtung Einheitlichkeit und eines gemeinsamen Zeugnisses der Christen“, heißt es in dem Brief.

Kardinal Erdö erwähnt in diesem Schreiben auch die europäischen Kontakte zwischen Vertretern der katholischen und der orthodoxen Kirchen. So wurde zwischen dem CCEE und der russisch-orthodoxen Kirche ein katholisch-orthodoxes Forum eingerichtet. Entsprechend hält der CCEE-Präsident abschließend auch fest: „Wir werden natürlich mit sehr großem Interesse und großer Freude Ihr Treffen mit dem Papst Franziskus mitverfolgen.“

religion.ORF.at/APA/KAP