Guadalupe: Papstmesse in weltgrößtem Wallfahrtsort

Papst Franziskus hat bei einem Besuch des mexikanischen Nationalheiligtums in Guadalupe die besondere Vorliebe Gottes und der Kirche für die Armen, Kleinen und Benachteiligten bekräftigt.

Niemand dürfe aus den menschlichen Gemeinschaften, Gesellschaften und Kulturen ausgeschlossen bleiben, sagte er am Samstagabend (Ortszeit) in der Basilika, die mit 20 Millionen jährlichen Besuchern als das größte Marienheiligtum der Welt gilt.

Messe in Guadelupe Papst

APA/AFP/Gabriel Bouys

Papst Franziskus betonte die Notwendigkeit aller Menschen

Erwähnung der Kleinen und Leidenden zum Wohle Aller

Alle Menschen seien notwendig, vor allem diejenigen, die normalerweise nichts gelten, weil sie „den Gegebenheiten nicht gewachsen sind oder nicht das nötige Kapital für deren Aufbau einbringen“, fügte der Papst hinzu. Diese besondere Erwählung der Kleinen und Leidenden richte sich gegen niemanden, sondern sei zum Nutzen aller.

Die Messe in Guadalupe, das für die Christianisierung der Ureinwohner und der Mestizen in Lateinamerika eine zentrale Rolle spielte, bildete den Abschluss des ersten Besuchstags von Franziskus in Mexiko. Am Abend zuvor war er, von Kuba kommend, zu seinem fünftägigen Besuch in dem größten katholischen Land der spanischsprachigen Welt eingetroffen.

Tröstende Worte in der Predigt

In seiner Predigt fand der Papst tröstende Worte für die „Mütter, Väter und Großeltern“, die ihre Kinder und Enkelkinder durch Verbrechen verloren hätten.

Die Messe in der symbolträchtigen Kirche von Guadalupe in Mexiko-Stadt verfolgten nach offiziellen Angaben rund 35.000 Menschen. Auf dem Weg dorthin wurde Franziskus’ Papamobil von Tausenden Gläubigen auf den Straßen mit Begeisterung gefeiert. Die Basilika gilt nach dem Petersdom in Rom als die meistbesuchte Kirche der Welt.

Papst Papamobil Guadelupe

APA/AFP/Alfredo Estrella

Papst Franziskus fuhr im offenen Papamobil zur neuen Basilika

In Mexiko tobt seit Jahren ein grausamer Krieg zwischen dem Staat und mehreren mächtigen Drogensyndikaten, die sich auch gegenseitig blutig bekämpfen. Nach Schätzungen sind in dem lateinamerikanischen Land in den vergangenen zehn Jahren rund 100.000 Menschen wegen der Gewalt gestorben.

Bei seiner Ankunft in Guadalupe begab sich Franziskus zunächst zur alten Kathedrale und zog dann in Prozession zu der modernen, 12.000 Personen fassenden Basilika, wo er die Messe feierte.

Stille Gebete zu Füßen der Muttergottes

Wie Papst Franziskus vorab die Mexikaner gebeten hatte, konnte er einige Zeit vor dem Gnadenbild der Muttergottes allein im stillen Gebet verharren, wie Radio Vatikan berichtete.

Nach der Predigt wandte er sich, auf einem einfachen Holzstuhl vor dem Altar sitzend, zur Meditation der Muttergottes zu. Der Wallfahrtsdirektor begleitete ihn nach dem Schlusssegen hinauf in das „Kämmerchen“, das direkt hinter dem Gnadenbild liegt. Daraufhin wurde das Bild umgedreht, sodass es der Papst aus nächster Nähe betrachten konnte.

Papst vor Gemälde der Gottesmutter

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Franziskus nahm von zwei kleinen Messdienerinnen einen gelben Blumenstrauß entgegen, den er vor der Muttergottes ablegte. Danach meditierte er längere Zeit versunken vor dem Bild der Jungfrau, die als Kaiserin Amerikas verehrt wird.

Als Geste der Verehrung schenkte Franziskus der Wallfahrtskirche eine Krone für die Madonna aus Silber und Gold; das flache, diademartige Geschmeide trägt die Aufschrift: „Mater mea spes mea“ ("meine Mutter, meine Hoffnung).

Die Fahrt im Papamobil quer durch Mexiko City vor der Messe glich einem Triumphzug: Zehntausende säumten die abgesperrte Straße von der Nuntiatur bis zum Heiligtum und jubelten Franziskus zu. Die Rückfahrt in die Nuntiatur unternahm der sichtlich ermüdete Franziskus im weißen Fiat 500 L anstatt wie vorgesehen im Papamobil.

„Wahrzeichen der Liebe und Gerechtigkeit“

Das Heiligtum von Guadalupe, das auf Marienerscheinungen im Dezember 1531 für den inzwischen heilig gesprochenen Indio Juan Diego zurückgeht, sei ein „echtes Wahrzeichen der Liebe und der Gerechtigkeit“ geworden, betonte der Papst.

Die Gottesmutter habe den kleinen Indio als ihren „sehr vertrauenswürdigen Botschafter“ ausgewählt, um den Bau des zu errichtenden Heiligtums zu beaufsichtigen, zu betreuen, zu bewachen und anzutreiben. Juan Diego habe die Aufgabe ablehnen wollen, weil er sich dafür für nicht geeignet hielt, aber die Gottesmutter habe insistiert, betonte der Papst unter Hinweis auf die Anfangsgeschichte des Heiligtums. Damit habe die Gottesmutter in ihm und damit in allen Kleinen, Vertriebenen und Ausgeschlossenen erstmals Hoffnung geweckt und gezeigt, was die Barmherzigkeit Gottes ist.

Basilika Guadelupe Papst

APA/AFP/Gabriel Bouys

Nach Guadelupe kommen viele Pilger um Kräfte zu tanken

Guadalupe sei somit zum Heiligtum auch für Jugendliche geworden, die für sich keine Zukunft sehen und die vielen schmerzlichen und gefährlichen Situationen ausgesetzt sind. Hierhin kämen viele, die keine Kraft mehr hätten, die keinen Raum für Hoffnung, für Veränderung und für Verwandlung spürten.

Auch von den Menschen heute verlange Maria, ihre „Botschafter“ zu den Hungrigen, Durstigen, Gefangenen, Kranken und Traurigen zu sein.

religion.ORF.at/KAP

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