Papst sprach mit Indigenen über die Rolle der Frau

Papst Franziskus hat am Montag bei seinem Besuch in der verarmten Konfliktregion Chiapas mit acht Indigenen zu Mittag gegessen und mit ihnen über die Rolle der Frau im Katholizismus gesprochen.

Im Bischofshof von San Cristobal de Las Casas, wo der Papst zuvor einen großen Gottesdienst hielt und am Nachmittag die Kathedrale besuchte, ging es verstärkt um Frauen, berichtete einer der Teilnehmer, der Priester Sebastian Lopez, im Anschluss der mexikanischen Tageszeitung „El Vanguardia“ (Donnerstagsausgabe). Während des Essens hätten einige Teilnehmer die Benachteiligung der Frauen im religiösen Leben beklagt, gab Lopez an, demzufolge vor allem die pastorale Situation in Chiapas im Mittelpunkt gestanden habe.

Mangel an Gleichberechtigung

Es gebe hier kaum Frauen unter den Katechisten und bei den liturgischen Diensten. Gleichzeitig würden viele Frauen eine Gleichberechtigung jedoch ablehnen, womöglich aus Angst vor Neid oder Eifersucht der Männer. „Der Papst hat uns gesagt, dass wir Geduld haben und die Frauen motivieren müssen, weil sowohl Männer als auch Frauen Rechte haben“, so der Pfarrer des entlegenen Ortes Chalchihuitan, der zum Volk der Tzotzil gehört.

Indigene Mexikaner warten vor einem Kreuz auf Papst Franziskus

Reuters/Carlos Garcia Rawlins

Papst Franziskus sprach mit Angehörigen indigener Völker über die Rolle der Frauen im Katholizismus

Das Mittagessen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Neben Lopez aßen ein ebenfalls Tzotzil-stämmiger Seminarist und eine Zuständige der Jugendpastoral, eine Ordensfrau, ein Katechist und eine Katechistin aus dem Tzeltal-Volk, ein Diakon aus dem Volk der Chol mit seiner Ehefrau sowie die beiden Ortsbischöfe mit dem Papst.

Schwester des Bischof am Herd

Aufgetischt wurde ein landestypisches einfaches Essen, bestehend aus Reis, Huhn mit Tomatensauce und Champignons, Gemüse sowie Obst und einem Nachtisch, dazu zum Trinken Hibiskusblüten-Saft. Als Köchin stand die Schwester und Haushälterin des Ortsbischofs, Maria Socorro Arizmendi Esquivel, am Herd. Das Menü sei während der Vorbereitung der Papstreise bei den Besuchen der römischen Delegationen ausgewählt worden, erklärte sie.

Der Papst hatte seinen dritten Besuchstag in Mexiko besonders unter das Zeichen der indigenen Bevölkerung, ihrer sozialen Probleme wie auch ihrer Seelsorge gestellt und war dazu in den südmexikanischen Bundesstaat Chiapas gereist. Für den darauf folgenden Dienstag (Ortszeit) war im weiter nördlich gelegenen Morelia die Jugendlichen und das Problem der Drogengewalt als Hauptthema anvisiert.

Papst bittet Indigene um Verzeihung

Während seines Mexiko-Besuchs die indigene Bevölkerung um Verzeihung für das ihr angetane Leid gebeten. „Mehrfach und in systematischer Weise ist Euer Volk missverstanden und von der Gesellschaft ausgeschlossen worden“.

Leid sei in organisierter Weise zugefügt worden, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Montag in San Cristobal de las Casas. An der Messe unter freiem Himmel im südlichen Bundesstaat Chiapas nahmen zehntausende Menschen teil. Der Papst sprach einen kurzen Satz in einer indianischen Sprache - Ausdruck seiner Bemühungen, die indigene Bevölkerung im ärmsten und am wenigsten katholischen Bundesstaat Mexikos zu erreichen.

„Manche haben Eure Werte, Kultur und Traditionen als minderwertig herabgewürdigt. Andere, berauscht von Macht, Geld und Markttrends, haben Eure Ländereien gestohlen oder sie verschmutzt“, sagte der Papst und fügte hinzu: „Wie traurig das ist!“

Gottesdienste in indigenen Sprachen erlaubt

Der Papst erließ ein Dekret, demzufolge katholische Messen in indigenen Sprachen abgehalten werden dürfen. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Chiapas spricht eine indianische Sprache. Mexiko verfügt nach Brasilien über die zweitgrößte katholische Gemeinde der Welt. 82 Prozent der 122 Millionen Einwohner Mexikos identifizieren sich mit der katholischen Religion. Im Gegensatz dazu fühlen sich in Chiapas nur 58 Prozent der Menschen loyal gegenüber dem Vatikan.

Vergangene Woche hatten etwa hundert Ureinwohner vor der Kathedrale von San Cristobal de las Casas für mehr soziale Gerechtigkeit demonstriert. Auf die Mauern des Gotteshauses sprühten sie: „Wir wollen nicht den Papst, wir wollen Gerechtigkeit!“ Doch über das Wochenende verstreuten sich die Demonstranten, und die Parole wurde übertüncht.

Papst Franziskus nutzte die Messe auch zu einer Warnung: Die Erde sei mit „einer der größten Umweltkrisen in der Weltgeschichte“ konfrontiert, sagte er. Gerade von indigenen Menschen könne der „harmonische Umgang mit der Natur“ gelernt werden, so der Papst.

religion.ORF.at/KAP/AFP

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