Papst auf Heimflug: Besser verhüten als abtreiben

Papst Franziskus hat am Donnerstag künstliche Verhütungsmittel nicht mehr strikt ausgeschlossen, wenn es um eine Bedrohung wie das Zika-Virus geht. Es sei „das kleinere Übel“.

Verhütung sei „nichts absolut Böses“ und sei in einigen Fällen sogar einleuchtend, sagte das katholische Kirchenoberhaupt nach Vatikan-Angaben auf dem Rückflug von Mexiko nach Rom. Die katholische Kirche lehnt Verhütungsmittel eigentlich ab, Papst Franziskus hatte jedoch bereits früher mehr Flexibilität in der Frage angedeutet. Abtreibung als Reaktion auf eine Zika-Infektion lehnte der Papst jedoch entschieden ab.

Abtreibung „das absolut Böse“

„Die Abtreibung ist nicht das kleinere Übel, es ist ein Verbrechen“, sagte er am Donnerstag. „Es ist ein Verbrechen, es ist das absolut Böse“, sagte Franziskus gegenüber Journalisten. Das Zika-Virus steht im Verdacht, bei Infektionen von Schwangeren Schädelfehlbildungen bei ihren Babys zu verursachen. Das führt in der Regel zu schweren geistigen Behinderungen.

Papst Franziskus auf dem Heimflug von Mexiko

AP/ANSA/Alessandro Di Meo

Papst Franziskus auf dem Heimflug von Mexiko

Bewiesen ist die Verbindung nicht, hat aber im am schwersten betroffenen Brasilien bereits nach Angaben von Ärzten zu vermehrten Abtreibungen geführt. Mehrere Staaten Lateinamerikas raten Frauen, vorerst zu versuchen, Schwangerschaften zu vermeiden. Das von der Moskitoart Aedes aegypti, aber auch durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragene Virus ist bereits in rund 40 Ländern aufgetaucht, ein Impfstoff liegt noch nicht vor.

„Donald Trump ist kein Christ“

Papst Franziskus warf während der Rückreise von seinem Mexiko-Besuch außerdem dem republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump eine unchristliche Haltung gegenüber Einwanderern aus Mexiko vor. „Jemand, der Mauern anstelle von Brücken bauen will, ist kein Christ“, sagte der Papst. Trump bezeichnete die Äußerungen des katholischen Kirchenoberhaupts als „schändlich“.

Der Papst bezog sich mit seiner Äußerung auf die Ankündigung Trumps, im Fall eines Wahlsiegs eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu errichten, um die illegale Einwanderung in die USA einzudämmen. Franziskus betonte, er wolle sich nicht in den US-Wahlkampf einmischen und oder eine Wahlempfehlung für oder gegen Trump abgeben. „Ich sage nur: Wenn er solche Dinge sagt, dann ist dieser Mann kein Christ.“

Trump: „Schändlich“

Trump reagierte umgehend: „Es ist schändlich von einem religiösen Führer, den Glauben eines Menschen infrage zu stellen“, erklärte Trump. „Ich bin stolz, ein Christ zu sein und als Präsident werde ich nicht erlauben, dass das Christentum ständig angegriffen und geschwächt wird.“ Er hatte bereits vergangene Woche Kritik am Papst geübt und ihm vorgeworfen, die Grenze zu den USA nur auf Drängen der mexikanischen Regierung zu besuchen.

Der Papst war am Mittwoch zum Abschluss seines fünftägigen Besuchs in Mexiko an die Grenze zu den USA gereist und hatte zur Solidarität mit Flüchtlingen in aller Welt aufgerufen. „Wir dürfen die Augen nicht vor der humanitären Krise verschließen, die sich in den vergangenen Jahren in der Auswanderung tausender Menschen gezeigt hat“, sagte der 79-Jährige bei einer Messe in der Grenzstadt Ciudad Juarez. Die weltweit „erzwungene Migration“ sei eine „menschliche Tragödie“.

In einer symbolischen Geste bestieg er eine Rampe am Rio Grande und schaute über die Grenze in die USA, wo Hunderte Migranten ihm zuwinkten. Trump warf der mexikanischen Regierung nun vor, dem Papst nur „eine Seite der Geschichte“ gezeigt zu haben. „Er hat nicht die Kriminalität, den Drogenhandel und die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen gesehen, welche die aktuelle Politik auf die USA hat“, erklärte Trump.

Trump warnt vor IS-Angriff auf Vatikan

„Wenn der Vatikan von ISIS angegriffen wird, was, wie jeder weiß, ISIS’ ultimative Trophäe ist, verspreche ich euch, dass der Papst gewünscht und gebetet hätte, dass Donald Trump Präsident gewesen wäre, weil das nicht geschehen wäre“, erklärte Trump unter Verwendung einer alternativen Bezeichnung für die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS, in den USA: ISIS), die mit Angriffen auf den Vatikan gedroht hatte.

religion.ORF.at/APA/AFP

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