Opfer pädophiler Priester wollen Papst treffen

15 australische Bürger, die als Kinder von römisch-katholischen Priestern sexuell missbraucht wurden, haben um ein Treffen mit dem Papst gebeten. Die Gruppe hofft auf ein Treffen vor ihrer Abreise aus Rom am Freitag.

Die Australier befinden sich in Rom, um die Aussage des Kardinals und Finanzchefs des Vatikans, George Pell, per Videoschaltung vor einer australischen Untersuchungskommission zu verfolgen. Die Gruppe war nach Rom gereist, nachdem sie über Crowd Funding Geld für ihre Reise gesammelt hatten, berichteten italienische Medien.

Pell erklärte in einer Pressemitteilung, dass er die Opfer der pädophilen Priester gern privat treffen würde. Er zeigte sich überzeugt, dass diese Treffen für die Opfer von Nutzen sein könnten.

Ausrtralische Missbrauchsopfer wollen den Papst treffen

Reuters/Alessandro Bianchi

Australische Missbrauchsopfer römisch-katholischer Geistlicher wollen in Rom den Papst treffen.

Kardinal Pell räumte „enorme Fehler“ ein

Pell hatte in den vergangenen drei Tagen per Videoschaltung aus einem römischen Hotel vor der Untersuchungskommission eingeräumt, dass die katholische Kirche in Australien bei der Aufarbeitung von Fällen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Priester schwere Fehler gemacht hat. Die Kirche habe „enorme Fehler“ begangen und arbeite daran, sie in Ordnung zu bringen. Die Kommission befasst sich unter anderem mit Vorwürfen des Missbrauchs durch Priester in der Stadt Ballarat bei Melbourne in den 1970er Jahren.

Pell, ehemaliger Erzbischof von Melbourne, später von Sydney, sagte dazu, in vielen Fällen habe die Kirche die Missbrauchsopfer nicht angehört, manchmal „unter absolut skandalösen Umständen“. Der in Ballarat geborene und aufgewachsene Pell hat stets bestritten, von den dortigen Missbrauchsfällen gewusst zu haben.

Kardinal George Pell

APA/AP/Alessandra Tarantino

George Pell

Fortsetzung der Vorwürfe

Am Dienstag, dem dritten Tag seiner Befragung durch die australische Missbrauchskommission hat Pell erneut Vorgesetzte und Mitarbeiter der Vertuschung beschuldigt. Das Schulamt der Erzdiözese Melbourne sowie der Bischof seiner damaligen Heimatdiözese Ballarat hätten ihn nicht über Missbrauchsvorwürfe informiert, weil sie „wussten, dass ich dann gehandelt hätte“, sagte der Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats laut Medienberichten in der Nacht zum Mittwoch in der Video-Befragung durch die Kommission: „Sie haben deutlich realisiert, dass ich aus einem anderen Holz geschnitzt bin.“

Mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand darf der 74-jährige Kardinal seine Aussage per Videoschaltung aus Rom machen. Missbrauchsopfer werfen Pell vor, sexuelle Übergriffe vertuscht und Täter gedeckt zu haben. Bereits in den ersten beiden Tagen der Einvernahme belastete er zudem seinen früheren Vorgesetzten. Der damalige Bischof von Ballarat, Ronald Mulkearns, habe ihn über die wahren Gründe für die Versetzung eines übergriffigen Priesters getäuscht.

Australische Missbrauchskommission seit 2013

Im Mittelpunkt der Befragung stehen die Vertuschung von Missbrauchsfällen in der Diözese Ballarat in den 1970er- und 1980er-Jahren, wo Pell als Priester und bischöflicher Vikar für das Schulwesen tätig war. Die australische Missbrauchskommission war 2013 von der damaligen Premierministerin Julia Gillard eingesetzt worden, um den Umgang von Kirchen, Religionsgemeinschaften und weltlichen Institutionen mit Missbrauchsfällen zu untersuchen. Der Abschlussbericht wird für Dezember 2017 erwartet.

religion.ORF.at/APA/KAP

Mehr dazu: