„Vatileaks“: Am Samstag nichtöffentliche Verhandlung

Nach dreimonatiger Unterbrechung wird am Samstag im Vatikan der sogenannte „Vatileaks“-2-Prozess fortgesetzt. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht die Veröffentlichung vertraulicher Unterlagen über wirtschaftliche Missstände im Vatikan.

Die vatikanische Staatsanwaltschaft beschuldigt zwei italienische Journalisten, sich illegal die Akten einer päpstlichen Untersuchungskommission beschafft zu haben.

Ebenfalls vor Gericht stehen ein ranghoher vatikanischer Geistlicher und sein Mitarbeiter. Nach Ansicht der Ermittler hat der Sekretär der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls, Lucio Angel Vallejo Balda, den Journalisten das Material zugespielt.

Blick auf den Petersplatz

APA/EPA/Ettore Ferrari

Der „Vatileaks“-Prozess wird fortgesetzt

Bis kurz vor Weihnachten in vatikanischer Haft

Der spanische Priester wurde im November festgenommen und war bis kurz vor Weihnachten in vatikanischer Haft. Seither steht er unter Hausarrest. Weitere Angeklagte ist eine italienische PR-Beraterin. Francesca Chaouqui soll Vallejo Balda unter Druck gesetzt haben, um an die internen Unterlagen zu gelangen.

Die Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi sorgten im November 2015 mit zwei Enthüllungsbüchern über angebliche Geldverschwendung und Missmanagement im Vatikan für Aufsehen.

Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Die Gerichtssitzung am Samstag findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Richter wollen darin entscheiden, welche Ergebnisse der Überprüfung von Smartphones und Computern der Angeklagten durch Gutachter im weiteren Prozess verwendet werden können.

Am Montag und Dienstag vernimmt das Gericht in weiteren Sitzungen Zeugen. Hierzu sind Journalisten zugelassen. Chaouqui hat auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin als Zeugen benannt. Ob Parolin, der in der vatikanischen Hierarchie direkt unter dem Papst steht, tatsächlich vor Gericht auftritt, ist derzeit jedoch noch ungewiss.

Auswertung des elektronischen Schriftverkehrs

Der am 24. November eröffnete Prozess war Anfang Dezember auf unbestimmte Zeit vertagt worden, um die Auswertung des E-Mail und SMS-Verkehrs sowie Whatsapp-Nachrichten zwischen Chaouqui und Vallejo Balda abzuwarten.

Italienische Parlamentarier und Journalisten hatten Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit des Prozesses geäußert. Sie sehen die Pressefreiheit gefährdet. Der Vatikan wies solche Vorwürfe zurück. Es ist das erste Mal, dass sich italienische Journalisten wegen eines derartigen Delikts vor einem vatikanischen Gericht verantworten müssen.

religion.ORF.at/KAP

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