Ostern: Schönborn wäscht Flüchtlingen die Füße
Die liturgische Fußwaschung im Wiener Stephansdom wird an insgesamt zwölf Personen in schweren Lebenssituationen vollzogen, die von Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Krankheit oder auch Flucht betroffen sind. Wie schon in den Jahren zuvor wäscht Schönborn dabei auch Frauen die Füße, die heuer aus Österreich, Vietnam, Peru und dem Irak stammen. Aus Respekt vor der persönlichen Situation dieser Menschen ist das Filmen und Fotografieren dieser liturgischen Handlung im Dom nicht gestattet. Radio Stephansdom überträgt die Messe live ab 19.00 Uhr.
Papst änderte Kirchenrecht
Die Demutsgeste der Fußwaschung ging nach dem Bericht des Johannesevangeliums dem Letzten Abendmahl voraus, dabei wusch Jesus seinen Jüngern die Füße. Dass Papst Franziskus in den vergangenen Jahren auch Frauen - und sogar einer Muslimin - die Füße wusch, hatte für Aufregung in konservativen Kreisen gesorgt.
Denn damit setzte sich der Papst über das Kirchenrecht hinweg, das bis vor Kurzem nur männliche Katholiken zu diesem Ritus zuließ. Auch Franziskus’ Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) hatten in ihrer Amtszeit nur Bischöfen und Priestern die Füße gewaschen. Franziskus änderte daraufhin die betreffende Vorschrift zu Jahresbeginn in einem Punkt: Das Kirchenrecht lässt jetzt ausdrücklich auch Frauen zu.
Bischöfe folgen Papst-Beispiel
Eine entsprechende Änderung des Ritus wurde am 1. März auch in den Amtsblättern der deutschen Diözesen veröffentlicht. Mehrere deutsche Bischöfe waschen heuer nach dem Vorbild von Franziskus Frauen die Füße. So wird der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa die päpstliche Erlaubnis, am Gründonnerstag Frauen die Füße zu waschen, in die Tat umsetzen.
Debatte: Was bedeutet Ostern heute?
Er vollzieht das Ritual im Abendmahlgottesdienst an vier Augsburger Frauen, wie die Diözese ankündigte. Franziskus hatte die symbolträchtige Handlung erst im Februar für beide Geschlechter geöffnet. Auch Zdarsas bayrische Amtsbrüder Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Friedhelm Hofmann (Würzburg) und Stefan Oster (Passau) hatten in dieser Woche angekündigt, die Fußwaschung auch an Frauen vorzunehmen.
Flüchtlinge zentrales Thema
Die Situation der Flüchtlinge nimmt eine zentrale Rolle in vielen Karliturgien ein. Speziell mit dem Flüchtlingsthema setzt sich etwa die Erzdiözese Salzburg auseinander. Im Salzburger Dom und auch anderen Kirchen sollen die Osterkerzen mit Stacheldraht umwickelt werden. Damit soll gegen die rigorose Flüchtlingspolitik und die Schließung der Grenzen protestiert werden, hieß es am Mittwoch aus der Erzdiözese.
religion.ORF.at/KAP