Streit der Patriarchen gefährdet Panorthodoxes Konzil

Das Panorthodoxe Sekretariat für das Heilige und Große Konzil hat in Vorbereitung auf das Konzil im Juni auf Kreta in der Schweiz getagt. Doch nach wie vor gefährdet der Konflikt zwischen den Patriarchaten Antiochien und Jerusalem das Konzil.

Im Orthodoxen Zentrum des Ökumenischen Patriarchats in Chambesy bei Genf fand die Tagung statt, Vorsitz führte der Metropolit für die Schweiz, Jeremias (Kaligiorgis). Alle orthodoxen Kirchen waren bei der Tagung am 29./30. März durch hochrangige Repräsentanten vertreten.

Auf der Tagesordnung standen Organisations- und prozedurale Fragen - wie etwa der Aufbau einer offiziellen Website des Konzils, auf der die im Konsens erarbeiteten Entwürfe der Konzilsdokumente in den vier offiziellen Konzilssprachen Griechisch, Französisch, Englisch und Russisch publiziert werden. Zugleich wurde bestätigt, dass beim Konzil selbst auch Arabisch als Arbeitssprache zugelassen sein wird.

Ausschüsse errichtet

Außerdem einigten sich die Teilnehmer der Tagung auf die Errichtung von sechs Ausschüssen des Panorthodoxen Sekretariats. Die Ausschüsse sollen etwa der Unterstützung der Arbeit des Panorthodoxen Sekretariats dienen und für die Informationsverwermittlung an die Medien sowie die Publikation der Akten und Entscheidungen des Konzils sorgen.

Die einzelnen orthodoxen Kirchen wurden ersucht, ehestmöglich Mitglieder für die sechs Ausschüsse zu benennen. Außerdem sollen sie die Namen der Berater ihrer Delegationen und der für die Akkreditierung vorgeschlagenen Journalisten an das Panorthodoxe Sekretariat in Chambesy übermitteln.

Konflikt als „Damoklesschwert“

Abschließend wurde der erste Entwurf für den Ablauf des Konzils - das in der Orthodoxen Akademie von Kreta in Kolymbari bei Chania stattfinden wird - präsentiert. Dieser Entwurf wurde vom Ökumenischen Patriarchat ausgearbeitet und soll bei der nächsten Zusammenkunft des Panorthodoxen Sekretariats beraten werden.

Die orthodoxe kirchliche Diplomatie arbeitet mittlerweile mit Hochdruck an der Lösung des Konflikts zwischen den Patriarchaten von Jerusalem und von Antiochien wegen der kirchenrechtlichen Zuständigkeit für das Fürstentum Katar. Dieser Konflikt wird als „Damoklesschwert“ über dem „Heiligen und Großen Konzil“ betrachtet, weil er das Konsensprinzip in Gefahr bringt.

Orthodoxe Beobachter sprechen davon, dass Antiochien das ganze Panorthodoxe Konzil und seine 50-jährige Vorbereitung in „Geiselhaft“ genommen habe, um den Rückzug des von Jerusalem ernannten Metropoliten für Katar zu erreichen.

Versöhnungsversuch „erfolglos“

Am Dienstag blieb ein Versöhnungsversuch zwischen Antiochien und Jerusalem im Erzbischöflichen Palais in Nikosia, der vom Patriarchat Alexandrien ausgegangen war, erfolglos. Auf Einladung des zypriotischen Erzbischofs Chrysostomos (Dimitriou) erschien zwar Patriarch Theophilos III. (Giannopulos) von Jerusalem, der Patriarch von Antiochien, Youhanna X. (Yazigi) entsandte aber nur einen Vertreter.

Patriarch Theophilos sagte nach dem Treffen, man habe über Fragen des „kanonischen Territoriums“, aber auch über die Erarbeitung eines „gemeinsamen strategischen Konzepts“ im Hinblick auf die Präsenz der Christen im Nahen Osten gesprochen.

„Sorge und Schmerz“ über den Patriarchenzwist

Patriarch Youhanna X. machte nach Angaben griechischer Websites in einem Brief an den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. deutlich, dass er nicht zum Panorthodoxen Konzil erscheinen und die Delegation Antiochiens zurückziehen werde, wenn der Konflikt mit Jerusalem nicht gelöst ist. Bereits bei der „Synaxis“ im Jänner hatte Antiochien dem Entwurf des Konzilsdokuments über das Ehesakrament und den Statuten des Konzils die Unterschrift verweigert.

Der Ökumenische Patriarch betonte in seiner Antwort an Youhanna X., der Brief des antiochenischen Patriarchen habe ihm „Sorge und Schmerz“ bereitet. Das Panorthodoxe Konzil werde seit 50 Jahren intensiv vorbereitet, wobei sich das Patriachat von Antiochien und Youhanna X. persönlich stark engagiert hätten, erinnerte Bartholomaios I. Das „historische Projekt“ der Einberufung des Heiligen und Großen Konzils müsse vor der modernen Welt Zeugnis für die Einheit der „einen und einzigen orthodoxen Kirche“ geben.

Der Ökumenische Patriarch verwies darauf, dass es sowohl von kirchlicher Seite als auch auf „Initiative der loyalen griechischen Regierung“ zahlreiche Versuche gegeben habe, den Konflikt zwischen Antiochien und Jerusalem zu beheben. Jetzt lade er - im Hinblick auf die Koordinationsaufgabe und die Verantwortung des Ökumenischen Patriarchats - Youhanna X. dringend zu einer Aussprache in den Phanar ein.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: