Präsidentschaftswahl: So gläubig sind die Kandidaten

Eine Befragung der katholischen Kirchenzeitungen zur „Gretchenfrage“ im Vorfeld der Wahl zeigt die unterschiedlichen Zugänge der Präsidentschaftskandidaten zu Religion und Kirche.

Österreichs nächster Bundespräsident wird erneut eine grundsätzlich positive Einstellung zu Kirche, Glaube und Religion haben: Darauf deutet die Anfrage der Kirchenzeitungs-Gemeinschaftsredaktion bei den Kandidaten für die Nachfolge von Heinz Fischer hin. Vier der Anwärter auf das höchste Amt im Staat meldeten sich auf die „Gretchenfrage“ („Wie hältst du’s mit der Religion?“) zurück - und deklarierten sich auch zu ethischen Fragen.

Glaube, Moral und Wertvorstellungen

Als „gläubige Menschen“ bezeichneten sich Nobert Hofer und Andreas Khol. „Ich spreche jeden Tag mit meinem Schöpfer“, so der FPÖ-Kandidat, der Bibeltexte als „Leitbilder für den Tag“ auf dem Schreibtisch liegen hat. Der ÖVP-Vertreter erklärte, Glaube und Religion „bedeuten mir viel“.

Als „nicht gläubig im engeren Sinn, fühle mich aber der Botschaft des Neuen Testaments verpflichtet“ beschrieb sich Alexander van der Bellen: Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter zeige etwa die moralische Pflicht, anderen in Not zu helfen. Rudolf Hundstorfer (SPÖ) betonte indes, er respektiere die persönliche Entscheidung anderer, sich zum Glauben oder zu einer Religion zu bekennen und den entsprechenden Wertvorstellungen zu folgen.

Glaube als „Netz“ oder „Grundwasserspiegel“

Zur Frage des Verhältnisses von Kirche und Staat betonte Hundstorfer zwar die Säkularisierung als wichtigen Grundsatz der Demokratie, bezeichnete Religionen jedoch als „wichtiges soziales Netz“, als Vermittler humanitärer Werte und als Förderer sozialen Zusammenhalts. Van der Bellen lobte den „unschätzbaren Wert“ des „Grundwasserspiegels der Menschlichkeit“, der durch Kirchen und religiös motivierte Freiwillige hoch gehalten werde.

Khol bezeichnete Kirchenvertreter als „moralische Instanzen mit Gewicht“, Hofer als Mitverantwortliche für Frieden gemeinsam mit den Politikern; auch wenn die Trennung von Kirche und Staat ein „wichtiger Eckpfeiler“ sei, sollten beide Seiten im Gespräch sein.

Khol ist Katholik, wie auch Irmgard Griss und Richard Lugner, die jedoch nicht auf die Kirchenzeitungs-Anfrage antworteten. Norbert Hofer ist 2009 aus der katholischen Kirche ausgetreten und nun evangelisch. Rudolf Hundstorfer und Alexander van der Bellen gehören keiner Religionsgemeinschaft an.

Asyl: „Heiliges Recht“ bis Missbrauchsgefahr

Beim Reizthema des Umgangs mit der Flüchtlingskrise waren die Unterschiede der Präsidentschaftsanwärter erwartungsgemäß groß. Der ehemalige Grünen-Bundessprecher Van der Bellen zitierte hier die Aussage der Bischöfe, Asyl sei „heiliges Recht“, und sah die Flüchtlingshilfe der Caritas und der Pfarren als „Rückgrat der konkreten Hilfe und Integration“.

SPÖ-Kandidat Hundstorfer zufolge sollte Humanität immer an erster Stelle stehen, während FPÖ-Politiker Hofer Nächstenliebe auch gegenüber Österreichern einforderte, die es „nicht zu überfordern“ gelte. Ähnlich ÖVP-Vertreter Khol, der auf das Bibelzitat „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ auswich.

Bereits in anderen Anfragen von Kirchenseite hatten sich alle Kandidaten zu einem „Menschenrecht auf Asyl“ bekannt, freilich ebenfalls mit Nuancierungen: Khol und Hundstorfer würden als Staatsoberhaupt auf eine gesamteuropäische Lösung drängen, Hofer sprach Flüchtlingen das Recht ab, das Zielland auszusuchen. Van der Bellen kündigte ebenso wie die ebenfalls antwortende Griss an, sich auf verschiedensten Ebenen für das Asylrecht einsetzen zu wollen, Lugner verwies auf die Anerkennung der Menschenrechtskonvention durch Österreich.

religion.ORF.at/KAP

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