Papst gedenkt Tschernobyls und Ukraine-Konflikts

Zum 30. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl hat Papst Franziskus an die Tragödie vom 26. April 1986 erinnert. „Wir erneuern unsere Gebete für die Opfer dieses Unglücks und drücken den Helfern unsere Anerkennung aus.“

Franziskus dankte auch „allen Initiativen, die versucht haben, die Leiden und die Schäden zu lindern“, sagte Franziskus am Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz in einem Gruß an Besucher aus der Ukraine und Weißrussland. Etwa 850.000 Helfer und Mitarbeiter bemühten sich nach dem Unglück darum, die radioaktive Strahlung zu beseitigen.

Der Papst rief zugleich zu humanitärer Hilfe für die Opfer des Ukraine-Konflikts auf. Die Bevölkerung dort leide seit langem unter den Konsequenzen des „bewaffneten Konflikts, der von vielen vergessen wird“, sagte der Papst auf dem Petersplatz. Diese „humanitäre Notlage“ müsse beendet werden. Er rief zu einer großzügigen Spende für die Sonderkollekte auf. Diese Sammlung soll auf seine Initiative hin am kommenden Sonntag, 24. April, in allen katholischen Gottesdiensten in Europa durchgeführt werden und der Caritas Ukraine zugute kommen.

papst Franziskus kurz vor seiner Generalaudienz am Petersplatz

Reuters/Max Rossi

Papst Franziskus erinnterte an das Atomunglück von Tschernobyl und solidarisierte sich mit der ukrainischen Bevölkerung

Atomunfall nicht vergessen

Zum Gedenken an das Unglück von Tschernobyl an der ukrainisch-weißrussischen Grenze war eine Gruppe von Helfern und Geistlichen aus der Ukraine und Weißrussland zur Papstaudienz nach Rom gereist. Die rund 50 Personen wollten ein Zeichen „gegen das Verdrängen und Vergessen“ des Atomunfalls und seiner Folgen setzen, teilte das Internationale Begegnungs- und Bildungswerk (IBB) als Mitinitiator im Vorfeld mit.

„Wir sind froh und dankbar, dass Papst Franziskus den Blick der Welt auf die Katastrophe von Tschernobyl und auf die vielen, bis heute Betroffenen gelenkt hat, denn diese Katastrophe ist auch 30 Jahre später noch lange nicht vorbei“, sagte Anatolij Gubarev, Vorsitzender des Liquidatorenverbandes Charkiw (Ukraine).

Am 26. April 1986 richtete die Explosion in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe Kiew verheerende Schäden an. Wie viele Menschen an den Folgen starben, ist umstritten. Angaben reichen von einigen Dutzend bis zu mehreren Zehntausend. Nach der Reaktorexplosion versuchten Helfer - teilweise nur mit einem Mundschutz ausgerüstet - den Reaktor zumindest mit einer provisorischen Schutzhülle auszustatten.

Bischöfe und Helfer zu Gast in Rom

Zu den Teilnehmern zählten die römisch-katholischen Erzbischöfe von Lemberg, Mieczyslaw Mokrzycki, und von Minsk-Mohilev, Tadeusz Kondrusiewicz, sowie weitere hochrangige Vertreter der griechisch-katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche.

Unter den Audienzgästen waren weiter zahlreiche sogenannte Liquidatoren aus der Ukraine und Weißrussland. Sie gehörten zu jenen rund 850.000 Helfern - Sanitäter, Krankenschwestern, Soldaten oder Feuerwehrleute -, die nach dem Unglück radioaktiven Schutt beseitigten und durch ihren Einsatz noch Schlimmeres verhinderten.

Franziskus bekundete auf dem Petersplatz auch den Opfern des verheerenden Erdbebens in Ecuador und ihren Angehörigen seine Verbundenheit. In „diesen Zeiten des Kummers“ stehe er ihnen bei, sagte er.

religion.ORF.at/KAP