Islamfeindlichkeit: Frauen viel stärker betroffen

Die Zahl rassistischer Übergriffe gegen Muslime richtet sich in Österreich fast ausschließlich gegen Frauen. Das ergibt der am Donnerstag erstmals präsentierte Antimuslimische Rassismus Report, der 156 Fälle auflistet.

Mehr als die Hälfte der Fälle haben sich in der Öffentlichkeit zugetragen. Die dafür eingerichtete Dokustelle für Muslime fürchtet ein Ansteigen der Dimension von derartigen Übergriffen.

Begonnen hat die Dokumentationsstelle für Muslime in Österreich ihre Arbeit am 10. Dezember 2014 in Kooperation mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ). Der Bericht enthält sämtliche Meldungen bis Ende des vergangenen Jahres. Aufgabenbereiche sind die Dokumentierung von Vorfällen, aber auch Beistand für und Beratung der Opfer. Zudem will die Stelle aufklären und die Zivilcourage fördern.

Frauen mit Kopftuch

Dokumentiert wurden Vorfälle unterschiedlicher Art: Bei 40 Prozent der Meldungen handelte es sich um verbale Angriffe, 12 Prozent waren physische Angriffe auf Personen, fünf Prozent Diskriminierungen und drei Prozent Beschmierungen. Weiters aufgelistet sind „Hate Crimes“ an Einrichtungen, „Hate Speech“, also etwa Hetzreden. Im Internet ereigneten sich sieben Prozent der gemeldeten islamfeindlichen Erfahrungen. 19 Prozent der islamfeindlichen Angriffe waren gegen islamische Einrichtungen gerichtet. Nicht eindeutig islamfeindliche Übergriffe wurden übrigens nicht in die Auswertung aufgenommen.

Von den Übergriffen gegen Personen waren vor allem Frauen betroffen. Von diesen 95 Prozent fast ausschließlich Kopftuchträgerinnen. Zudem ereignete sich fast die Hälfte der Vorfälle im öffentlichen Raum. Sechs Prozent trugen sich am Arbeitsplatz zu und acht Prozent in Bildungseinrichtungen.

Mehr Übergriffe befürchtet

Obwohl aufgrund des kurzen Zeitraums keine Tendenz ersichtlich sein könne, fürchtet die Dokumentationsstelle eine sinkende Hemmschwelle bei islamfeindlichen Übergriffen.

So sei ein Vorfall wie die Besetzung einer Einrichtung durch rechtsextreme Identitäre in Graz vor Jahren noch nicht vorstellbar gewesen. Weiters seien Kinder bespuckt und muslimische Frauen wegen ihrer Religion gekündigt oder nicht eingestellt worden.

Wenig Zivilcourage

Ein älterer Herr habe eine Muslimin mit seinem Gehstock gezogen, berichtete die Dokumentationsstelle. Der Fall sei von der Staatsanwalt aber eingestellt worden. Die Begründung sei gewesen, dass der Mann sich einen Scherz erlaubt habe, so die Dokumentationsstelle für Muslime.

In einem Viertel der gemeldeten Fälle haben sich die Betroffenen auch bezüglich der vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Zivilcourage geäußert, wobei diese laut Dokumentation in lediglich 35 Prozent der Vorfälle bewiesen wurde. Auch diese will die Dokumentationsstelle stärken. Als oberstes Ziel wurde ausgegeben, das „Wir-Gefühl“ zu stärken und einer gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken.

religion.ORF.at/APA

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