Kritik an sündteurem Grab für Vaduzer Erzbischof

Der Erzbischof von Vaduz in Liechtenstein, Wolfgang Haas, will sich den Bau seines Grabes über 100.000 Franken kosten lassen. Die Bevölkerung ist darüber nicht begeistert.

Insgesamt drei Bischofsgräber um 130.000 Franken (etwa 118.000 Euro) sollen in der Kathedrale St. Florin direkt unter der Empore entstehen - eines für Haas und die beiden anderen für seine Nachfolger. Das berichtete die Schweizer „Basler Zeitung“ am Montag in ihrer Onlineausgabe. Das Erzbistum gab an, dass es aus „architektonischen und statischen Gründen“ drei Gräber sein sollen. Diözesanbischöfe haben demnach das Recht, in ihrer Kathedralkirche bestattet zu werden, die Kosten übernimmt die Diözese. Der Gemeinderat von Vaduz stimmte einstimmig für den Bau.

„Provokation“

Dennoch rege sich in der Bevölkerung Unmut über das Projekt, so die „Basler Zeitung“. Zitiert wird der Brief einer Leserin der Zeitung „Liechtensteiner Vaterland“, die das Vorhaben als „Provokation“ bezeichnet. In Sozialen Medien ergoss sich Spott über den Erzbischof, viele Kommentare zielten auch auf den Leibesumfang des unbeliebten Haas ab.

Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas

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Der Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas

Die Kirche St. Florin war mit Errichtung des Erzbistums Vaduz kirchenrechtlich zur Kathedrale aufgewertet und umfassend renoviert worden, wie die Zeitung „Ostschweiz am Sonntag“ berichtete. Die geplanten Bischofsgräber würden nun noch hinzukommen. Ein weiterer Hintergrund für den Unmut sei wohl in den Verhandlungen zwischen dem Erzbistum und den Gemeinden über die „Entflechtung von kirchlichen und weltlichen Angelegenheiten“ zu suchen, so die Schweizer Zeitung.

Vor einigen Jahren schnürte die Regierung ein Paket zur Entflechtung von Kirche und Staat. Dieses beinhaltet eine Verfassungsänderung, ein Religionsgesetz und ein Abkommen mit dem Heiligen Stuhl. Eine Einigung zwischen dem Erzbistum und der Regierung gibt es aber bis heute nicht.

Mit Protesten empfangen

Der streng konservative Haas war von 1988 bis 1997 Bischof der Schweizer Diözese Chur gewesen. Er war vom Vatikan direkt ernannt worden und machte sich durch seinen konservativen Kurs und umstrittene Personalentscheidungen bei den Gläubigen unbeliebt.

Schließlich wurde Haas von Papst Johannes Paul II. in die neu geschaffene Erzdiözese Vaduz/Liechtenstein versetzt, wo er mit Protesten der Bevölkerung empfangen wurde: Die Regierung und die Gemeinde bis hin zum Kirchenchor boykottierte die Amtseinsetzung, empörte Gegner drohten sogar, die St.-Florin-Kirche zu besetzen und die Einsetzung mit Jauchefässern zu stören. Der damalige Fürst Hans Adam II. stellte sich hinter Haas.

Die drei neuen Gräber kommen übrigens „in eine illustre Nachbarschaft“, so die „Basler Zeitung“: Im Nebenhaus der Kathedrale befindet sich die fürstliche Gruft. Dort haben mehrere Generationen der Fürsten von Liechtenstein und auch zwei österreichische Erzherzoginnen ihre letzte Ruhe gefunden.

religion.ORF.at

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