Orthodoxes Konzil doch keine „reine Männersache“

Patriarch Bartholomaios I., Gastgeber des Panorthodoxen Konzils, hat nun zwei Frauen zu Beraterinnen für das Konzil ernannt. Prominente orthodoxe Theologinnen hatten im Vorfeld dazu aufgerufen, das Konzil im Juni nicht zu einer „reinen Männersache“ werden zu lassen.

Zwei Beraterinnen für die „Heilige und Große Synode der Orthodoxie“ sollen den Konzilsvätern aus dem Ökumenischen Patriarchat zur Seite stehen. Bei den Theologinnen handelt es sich um eine kretische Äbtissin und eine Professorin an der Taft-University in Boston.

Zwei Berufene

Die 65-jährige Mutter Theoxeni steht dem Frauenkloster Chrysopigi („Goldene Quelle“) bei Chania auf Westkreta vor, in dessen Nähe das Konzil tagen wird. Die Theologin und Sozialwissenschaftlerin hat ihr Kloster zu einem Zentrum ökologischer und karitativer Aktivitäten gemacht. Sie beschickt auch das einzige orthodoxe Frauenkloster in der Türkei, Zoodochos Pigi („Lebensspendende Quelle“), vor den mittelalterlichen Mauern von Istanbul mit Nachwuchs.

Die zweite Berufene, Elisabeth Prodromou, ist die führende griechisch-orthodoxe Politik- und Sozialwissenschaftlerin in den USA. Istanbuls griechische Morgenzeitung „Icho tis Polis“ gibt dazu der Hoffnung Ausdruck, dass das Beispiel von Patriarch Bartholomaios auch andere orthodoxe Kirchen ermutigen werde, Frauen als Konzilstheologinnen zu berufen. Jedes der 14 Glieder der orthodoxen Kirchenfamilie ist berechtigt, zu seinen Teilnehmer-Bischöfen noch sechs Fachberater bzw. -beraterinnen nach Kreta zu entsenden. Die erste Session des Konzils in Kolymbari beginnt am 19. Juni und dauert eine Woche.

Aufruf der Theologinnen

Im Namen zahlreicher Kolleginnen hatten die fünf bekannten Theologinnen Carrie Frederick Frost, Susan Ashbrook Harvey, Teva Regule, Alexandra Lobas Safchuk und Gayle E. Woloschak aus der griechischen, slawischen und arabischen orthodoxen Diaspora in Nordamerika sich erst vor kurzem für die Beteiligung von Frauen an dem Konzil ausgesprochen.

Theologisch gebildete und in der kirchlichen Arbeit bewährte Frauen könnten zwar nicht „Konzilsmütter“ mit Sitz und Stimme auf dieser „Heiligen und Großen Synode der Orthodoxie“ werden, sollten jedoch für die verschiedenen Fach- und Beratungsgremien herangezogen werden.

Kleine Minderheit

Die Verfahrensordnung für das Konzil mache es Frauen durchaus möglich, den je sechs Mitglieder zählenden Beraterteams aus jeder Gliedkirche der orthodoxen Kirchenfamilie anzugehören.

In den von der orthodoxen Kirche von Griechenland und anderen benannten Teilnehmerlisten war zu dem Zeitpunkt noch keine einzige Frau aufgeführt. Das hat sich nun mit der Beteiligung von Mutter Theoxeni und Elisabeth Prodromou zumindest geringüfig geändert.

religion.ORF.at/KAP

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